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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schließen, konnte das eigentlich gar nicht sein! Aber wenn es einen Weg gibt, es zu gewinnen, dann kennen ihn die Schwarzen Ajah vielleicht. Und wenn sie es wissen, kann ich es auch herausfinden.
    Vorsichtig tastete sie mit der Macht nach dem, was das Schwert dort festhielt und abschirmte. Ihr Fühler traf auf... irgend etwas... und konnte nicht weiter. Sie konnte feststellen, welche der Fünf Mächte hier eingesetzt worden waren: Luft und Feuer und Geist. Sie fuhr im Geist das komplizierte Muster nach, das mit Hilfe von Saidar hier erzeugt worden war. Es war überraschend stark. Es gab Lücken im Gewebe, durch die ihr tastender Energiefinger dringen konnte. Aber als sie es versuchte, war das, als renne sie mit dem Kopf gegen den stärksten Teil des Gewebes überhaupt. Dann wurde ihr klar, was sie da mit Hilfe der Macht zu durchdringen versuchte, und sie gab auf. Die Hälfte dieser Wand war unter Einsatz von Saidar gewoben worden, und für die andere Hälfte hatte man Saidin verwendet. Diese Hälfte konnte sie weder fühlen noch berühren. So ähnlich mußte es gewesen sein. Doch die Wand war aus einem einzigen Stück gewebt! Eine Steinmauer hält eine blinde Frau genauso zurück wie eine, die sehen kann.
    In einiger Entfernung erklang das Echo von Schritten. Stiefelschritten.
    Egwene konnte nicht sagen, wie viele Personen es waren oder aus welcher Richtung die Schritte ertönten, aber Sylvie fuhr zusammen und blickte zwischen den Säulen hindurch. »Er kommt wieder, um es anzusehen«, murmelte sie. »Im wachen Zustand oder schlafend -immer will er... « Sie schien sich Egwenes Anwesenheit bewußt zu werden und setzte ein besorgtes Lächeln auf. »Ihr müßt nun gehen, Lady. Er darf Euch hier nicht finden und überhaupt nicht wissen, daß Ihr jemals hier wart.«
    Egwene zog sich bereits zwischen die Säulen zurück, und Sylvie folgte ihr. Sie spreizte die Hände und wedelte mit ihrem Stock herum. »Ich gehe ja schon, Sylvie. Ich muß mich nur daran erinnern, wie.« Sie fühlte nach dem Steinring. »Bring mich zu den Hügeln zurück.« Nichts geschah. Sie lenkte einen haarfeinen Strang der Macht hinein. »Bring mich zu den Hügeln zurück.« Immer noch umgaben die Sandsteinpfeiler sie. Die Schritte kamen näher, nahe genug, um nicht mehr vom eigenen Echo überlagert zu werden.
    »Ihr kennt den Weg hinaus nicht«, sagte Sylvie mit tonloser Stimme. Dann fuhr sie flüsternd fort, wobei ihr Flüstern sowohl unterwürfig, wie auch gleichzeitig spöttisch klang - eine alte Dienerin, die sich etwas herausnehmen konnte: »O Lady, das ist ein gefährlicher Ort, wenn man sich hierherbegibt, ohne zu wissen, wie man wieder herauskommt. Kommt, laßt Euch von der armen alten Sylvie hinausführen. Die arme alte Sylvie wird Euch sicher in Euer Bett stecken, Lady.« Sie nahm Egwene in die Arme und drängte sie noch weiter vom Schwert weg. Nicht, daß Egwene dazu erst gedrängt werden mußte. Die Schritte hatten aufgehört. Er - wer auch immer es sein mochte - stand wahrscheinlich da und blickte Callandor an.
    »Zeigt mir nur den Weg«, flüsterte Egwene zurück. »Oder sagt ihn mir. Ihr braucht mich nicht drängen.«
    Irgendwie hatten sich die Finger der alten Frau in der Schnur mit dem Steinring verwickelt. »Faßt das nicht an, Sylvie.«
    »Sicher in Euer Bett.«
    Der Schmerz löschte die Welt aus.
    Mit einem schrillen Schrei fuhr Egwene im Bett hoch. Sie saß in der Dunkelheit, und Schweiß rann über ihr Gesicht. Einen Augenblick lang wußte sie nicht mehr, wo sie sich befand, und es war ihr auch ganz egal. »O Licht«, stöhnte sie, »das tat weh! O Licht, war das schlimm!« Sie tastete ihren Körper ab, sicher, daß ihre Haut angesengt sei oder zumindest Brandblasen aufweisen mußte, doch ihre Hände fanden keine Spur.
    »Wir sind ja hier«, erklang Nynaeves Stimme aus der Dunkelheit. »Wir sind hier, Egwene.«
    Egwene warf sich in Richtung der Stimme und klammerte sich voller Erleichterung an Nynaeve. »O Licht, ich bin wieder da. Licht, ich bin wirklich zurück!«
    »Elayne«, sagte Nynaeve.
    Nach wenigen Augenblicken erglühte das Licht einer der Kerzen. Elayne hielt mit der Kerze in der Hand inne. In der anderen Hand hielt sie noch den Fidibus, den sie mit einem Stück Feuerstein und dem kleinen Stahlklotz entzündet hatte. Dann lächelte sie jedoch, und mit einem Schlag flammten alle Kerzen im Zimmer gleichzeitig auf. Sie ging kurz zum Waschtisch und kam mit einem kühlen, feuchten Tuch ans Bett, um Egwenes Gesicht

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