Die Rückkehr des Drachen
Morgase natürlich«, warf er hastig ein. »Wie ich gehört habe, ist sie eine gute Frau. Auch noch schön, wie man mir sagte.« Lauter Narren, die sich vor einem Narren verneigten. Die Hochlords regierten Tear gemeinsam, faßten gemeinsam ihre Entschlüsse, und so sollte es auch sein. Die Hochlords wußten schon, was richtig und gut und wahr sei. Besonders Hochlord Samon. Niemand handelte falsch, wenn er den Hochlords gehorchte. Besonders Hochlord Samon.
Doch von Königen und Königinnen und sogar von Illian abgesehen, haßte Mallia etwas noch mehr, auch wenn er das zu verbergen versuchte. Aber er redete soviel, um herauszufinden, was sie vorhätten, und der Klang seiner eigenen Stimme brachte ihn so auf Touren, daß er mehr herausließ, als er eigentlich wollte.
Sie mußten bestimmt viel herumreisen, wenn sie einer großen Königin wie Morgase dienten. Sie mußten auch schon viele Länder gesehen haben. Er träumte von der Seefahrt, denn so konnte er Länder sehen, von denen er vorher nur gehört hatte, und dann konnte er vielleicht die Ölfischschwärme der Mayener finden und das Meervolk und die dreckigen Illianer im Ölhandel ausstechen. Und das Meer war weit von Tar Valon entfernt. Das müßten sie doch verstehen, denn sie kamen doch auch auf ihren Reisen an Orte und zu Leuten, mit denen sie nichts zu tun haben wollten, außer halt auf Befehl von Königin Morgase.
»Es hat mir nie gepaßt, in Tar Valon anlegen zu müssen und nie zu wissen, wer vielleicht die Macht benützt.« Das Wort ›Macht‹ spie er beinahe aus. Aber seit er gehört hatte, was Hochlord Samon sagte... »Seng meine Seele, ich habe ein Gefühl, als hätte ich Würmer im Bauch, wenn ich nur ihre Weiße Burg sehe und weiß, was sie planen.«
Hochlord Samon hatte gesagt, die Aes Sedai planten, die ganze Welt zu erobern. Sie wollten alle Nationen vernichten und ihren Fuß an den Hals jedes braven Mannes setzen. Samon hatte gesagt, Tear könne nicht einfach nur die Macht vom eigenen Land fernhalten und ansonsten glauben, das reiche. Samon hatte gesagt, der Tag des Ruhms für Tear nähere sich, und Tar Valon stehe zwischen Tear und seinem ihm zustehenden Ruhm.
»Da gibt es keinen anderen Weg. Früher oder später muß jede Aes Sedai, bis hin zur letzten, gejagt und getötet werden. Hochlord Samon meint, die anderen könne man retten - die jungen, die Novizinnen, die Aufgenommenen -, wenn man sie in den Stein bringt, doch die anderen müssen ausgelöscht werden. Das sagt Hochlord Samon. Die Weiße Burg muß zerstört werden.«
Einen Augenblick lang stand Mallia mitten in der Kabine, die Arme voll mit Kleidungsstücken, Büchern und zusammengerollten Karten, sein Haar berührte beinahe die Deckenbalken, und so starrte er mit seinen blaßblauen Augen ins Leere, während die Weiße Burg zusammenstürzte. Dann fuhr er jedoch zusammen, da ihm wohl klar wurde, was er da gesagt hatte. Sein Spitzbart wackelte nervös.
»Das... das sagt er. Ich... ich für meinen Teil glaube, das geht vielleicht ein bißchen zu weit. Hochlord Samon... Er redet so, daß ein Mann manchmal übers Ziel hinausschießt. Wenn Caemlyn ein Bündnis mit der Burg abschließen kann, dann wohl auch Tear.« Er schauderte offensichtlich unbewußt. »Das meine ich jedenfalls.«
»Wie Ihr meint«, sagte Mat, und in ihm brodelte es. Er hätte den Mann am liebsten kräftig auf den Arm genommen. »Ich glaube, Kapitän, Euer Vorschlag trifft den Nagel auf den Kopf. Aber holt Euch nicht nur ein paar Aufgenommene. Bittet ein oder zwei Dutzend Aes Sedai, nach Tear zu kommen. Überlegt doch mal, wie mächtig der Stein von Tear wäre, wenn ihm zwei Dutzend Aes Sedai zur Verfügung stünden!«
Mallia schauderte erneut. »Ich schicke einen Mann nach meiner Geldtruhe«, sagte er steif und stolzierte hinaus.
Mat blickte finster auf die sich schließende Tür. »Ich glaube, das hätte ich nicht sagen sollen.«
»Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst«, meinte Thom trocken. »Als nächstes erzählst du sicher dem kommandierenden Lordhauptmann der Weißmäntel, daß er die Amyrlin heiraten soll.« Seine Augenbrauen sanken wie zwei weiße Raupen herunter. »Hochlord Samon. Ich habe noch nie von einem Hochlord Samon gehört.«
Nun war Mat mit dem gleichen trockenen Sarkasmus an der Reihe. »Na ja, selbst du kannst nicht alles darüber wissen, welche Könige und Königinnen und Adlige es gibt, Thom. Ein oder zwei könnten deiner Aufmerksamkeit entgangen sein.«
»Ich kenne die Namen aller
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