Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Brief‹«, sagte er leise mit hoher, spöttischer Stimme. »Narr! Die Amyrlin hätte doch einen Behüter geschickt, um einen Brief der Tochter-Erbin an die Königin zu überbringen. Blinder Narr! Ich war so darauf versessen, aus der Burg rauszukommen, daß ich das übersehen habe.« Thoms Schnarchen schien Zustimmung auszudrücken.
    Aber am meisten grübelte er über das Glück nach und über Straßenräuber.
    Als etwas dumpf gegen das Heck prallte, registrierte er das zunächst gar nicht. Er achtete auch nicht auf ein Plumpsen und Herumtapsen auf dem Deck über ihnen und auf die folgenden Stiefelschritte. Es gab auf einem Schiff immer genug Geräusche, und es mußte sich ja wohl jemand an Deck befinden, um das Schiff flußabwärts zu steuern. Aber dann vermischten sich leise Schritte im Gang nahe ihrer Kabinentür mit dem Gedanken an Straßenräuber, und er begann zu lauschen.
    Er stieß Thom mit dem Ellbogen in die Rippen. »Wach auf«, sagte er leise. »Es ist jemand draußen im Gang.« Er glitt bereits vom Bett und hoffte, daß der Fußboden - Deck, Boden oder was auch zum Teufel sonst! - nicht unter seinem Gewicht knarren werde. Thom grunzte, schmatzte mit den Lippen und fing wieder zu schnarchen an.
    Er hatte keine Zeit mehr, sich um Thom zu kümmern. Die Schritte ertönten bereits direkt vor ihrer Tür. Mat nahm seinen Bauernspieß in die Hand, stellte sich vor die Tür und wartete.
    Die Tür schwang langsam auf, und er konnte im schwachen Mondschein, der durch die offene Luke von oben hereindrang, zwei vermummte Männer erkennen, einer hinter dem anderen stehend. Der Mondschein schimmerte auf nackten Messerklingen. Beide Männer schnappten überrascht nach Luft, denn sie hatten offensichtlich nicht erwartet, daß jemand auf sie wartete.
    Mat stieß mit dem Bauernspieß zu und erwischte den vorderen Mann hart unterhalb des Rippenbogens. Beim Zustoßen hörte er im Innern die Stimme seines Vaters. Das ist ein Todesstoß, Mat. Benütze ihn nur, wenn dein Leben in Gefahr ist! Aber diese Messer sprachen eine deutliche Sprache, und in der Kabine war nicht genug Platz, um mit dem Stock auszuholen und ihn zu schwingen.
    Im gleichen Moment, als der Mann erstickt gurgelte und zu Boden sank, wo er vergeblich nach Luft rang, trat Mat vor und trieb das Ende des Bauernspießes mit voller Wucht dem zweiten Mann in die Kehle. Es knirschte vernehmlich. Der Bursche ließ das Messer fallen, griff nach seinem Hals und stürzte neben seinem Begleiter zu Boden, wo beide mit den Beinen zuckten. Todesröcheln erklang aus zwei Kehlen.
    Mat stand da und blickte auf sie herab. Zwei Männer. Nein, seng mich, jetzt sind es schon drei! Ich glaube nicht, daß ich vorher schon jemandem ernstlich weh getan habe, und nun habe ich in einer Nacht drei Männer getötet. Licht! Der dunkle Gang lag wieder still da, aber vom Deck her hörte er das Tapsen von Stiefeln. Die Besatzungsmitglieder liefen alle barfuß herum.
    Er bemühte sich, gar nicht erst nachzudenken, sondern zog dem einen toten Mann den Umhang aus und legte ihn sich um die Schultern. Das helle Leinen seiner Unterwäsche war so verborgen. Barfuß schlich er durch den Gang und kletterte die Leiter hoch. Vorsichtig spähte er über den Rand der Luke.
    Fahles Mondlicht wurde von den straffen Segeln reflektiert, doch die Schatten der Nacht lagen noch dicht auf dem Deck. Er hörte keinen Laut, abgesehen vom Rauschen des Wassers an den Seiten des Schiffs. Nur ein Mann schien sich an Deck zu befinden. Er stand am Ruder und hatte seine Kapuze der Kühle wegen über den Kopf gezogen. Der Mann wechselte die Stellung, und die Ledersohlen von Stiefeln knirschten leise auf den Planken.
    Er hielt den Bauernspieß ganz tief unten und hoffte, der Mann werde ihn nicht bemerken. Dann kletterte Mat hinauf. »Er ist tot«, flüsterte er leise und heiser.
    »Ich hoffe, er hat gequiekt, als du ihm die Kehle durchgeschnitten hast.« Mat erinnerte sich an die Stimme mit ihrem starken Akzent. Er hatte sie auf dieser gewundenen Seitenstraße in Tar Valon gehört. »Dieser Junge, er macht uns einfach zu viele Schwierigkeiten. Wartet! Wer seid Ihr?«
    Mat schwang den Stock mit aller Kraft. Das schwere Holz krachte auf den Kopf des Mannes nieder. Die Kapuze dämpfte nur teilweise einen Laut, als fiele eine Melone auf den Boden.
    Der Mann fiel auf das Ruder und schob es mit seinem Gewicht zur Seite. Das Schiff schwankte, und Mat kam ins Taumeln. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich eine Gestalt im Schatten an

Weitere Kostenlose Bücher