Die Rückkehr des Drachen
Worte an die Nacht. »Nichts! Nichts Nützliches! Zuerst habe ich die Wahre Quelle zu berühren versucht und konnte nicht, konnte sie nicht fassen. Sie ist mir immer wieder entglitten. Dann, als ich sie schließlich im Griff hatte, wollte ich sie alle verbrennen, die Trollocs und die Blassen. Aber alles, was ich fertigbrachte, war, ein paar Bäume in Brand zu setzen.« Er schüttelte sich in lautlosem Lachen und beruhigte sich dann wieder mit schmerzvoll verzogenem Gesicht. »Saidin erfüllte mich, bis ich glaubte, wie ein Feuerwerkskörper explodieren zu müssen. Ich mußte es irgendwohin ableiten, es loswerden, bevor es mich verbrannte, und ich ertappte mich dabei, daß ich überlegte, den Berg herabstürzen zu lassen, um die Trollocs darunter zu begraben. Beinahe hätte ich es versucht. Das war mein ganzer Kampf. Nicht gegen die Trollocs. Gegen mich selbst. Um mich davon abzuhalten, uns alle unter einem Berg zu begraben.«
Min warf Perrin einen verzweifelten und hilfesuchenden Blick zu.
»Wir... sind mit ihnen fertiggeworden, Rand«, sagte Perrin. Er schauderte, als er an all die Verwundeten unten dachte. Und die Toten. Besser das, als den ganzen Berg über uns einstürzen zu lassen. »Wir haben dich nicht dazu gebraucht.«
Rand ließ den Kopf gegen den Baumstamm fallen und schloß die Augen. »Ich habe sie kommen gefühlt«, sagte er, und er flüsterte die Worte beinahe. »Aber ich wußte nicht, was es war. Sie fühlten sich an wie das Verderben auf Saidin. Und Saidin ist immerzu da, ruft mich, singt zu mir. Als mir schließlich der Unterschied klar wurde, hat Lan bereits Alarm gegeben. Wenn ich es nur kontrollieren könnte! Ich hätte das Lager warnen können, bevor sie auch nur in der Nähe waren. Aber einen großen Teil der Zeit über, wenn ich Saidin berühre, weiß ich überhaupt nicht, was ich tue. Der Strom schwemmt mich einfach mit fort. Aber ich hätte euch warnen können.«
Perrin bewegte nervös seine geschundenen Füße. »Wir sind zur Genüge gewarnt worden.« Er wußte, es klang, als wolle er sich das einreden. Ich hätte sie auch warnen können, wenn ich mit den Wölfen gesprochen hätte. Sie wußten, daß sich Trollocs und Blasse in den Bergen befanden. Sie versuchten, es mir mitzuteilen. Aber er fragte sich auch: Wenn er die Wölfe nicht aus seinem Geist ferngehalten hätte, würde er dann nicht jetzt bereits mit dem Rudel rennen? Da war ein Mann gewesen, Elyas Machera, der ebenfalls mit den Wölfen sprechen konnte. Elyas hielt sich die ganze Zeit bei ihnen auf, schien sich aber gut daran zu erinnern, daß er ein Mensch war. Er hatte Perrin nie gesagt, wie er das machte, und Perrin hatte ihn schon lange nicht mehr getroffen.
Das Knirschen von Stiefeln auf dem steinigen Boden verriet die Ankunft zweier weiterer Leute. Ein Luftzug brachte ihre Witterung bis zu Perrin. Er hütete sich jedoch, ihre Namen auszusprechen, bis Moiraine und Lan nahe genug waren, um auch von einem gewöhnlichen Auge ausgemacht zu werden.
Der Behüter hatte eine Hand unter Moiraines Arm, als bemühe er sich, sie zu stützen, ohne es sie wissen zu lassen. Moiraines Augen wirkten vollkommen erschöpft, und in der Hand trug sie eine kleine, uralte Elfenbeinfigur, die eine Frau darstellte. Perrin wußte, daß es ein Angreal war, ein Überbleibsel aus dem Zeitalter der Legenden, das einer Aes Sedai half, ohne Risiko mehr Macht, als es ihr allein möglich gewesen wäre, zu lenken. Es war ein deutliches Zeichen ihrer Erschöpfung, daß sie ihn zum Heilen benützte.
Min stand auf, um Moiraine zu helfen, doch die Aes Sedai winkte ab. »Ich habe mich um alle anderen gekümmert«, sagte sie zu Min. »Wenn ich hier fertig bin, kann ich mich ausruhen.« Sie schüttelte auch Lans Hand ab, und auf ihrem Gesicht lag wieder höchste Konzentration, als sie mit einer kühlen Hand über Perrins blutende Schulter und die Wunde auf dem Rücken strich. Bei ihrer Berührung bekam er eine Gänsehaut. »Das ist nicht zu schlimm«, meinte sie. »Die Quetschung an Eurer Schulter ist tief, doch die Schnitte sind nur oberflächlich. Beißt die Zähne zusammen. Es wird nicht weh tun, aber... «
Ihm war es immer schon unangenehm gewesen, jemandem nahe zu sein, die die Eine Macht lenkte, und noch mehr, wenn es ihn selbst direkt betraf. Es war aber ein- oder zweimal notwendig gewesen, und so glaubte er zu wissen, was das bedeutete. Allerdings waren das ganz geringe Verwundungen gewesen, und Moiraine hatte ihm mehr oder weniger nur die Erschöpfung
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