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Die Rückkehr des Drachen

Die Rückkehr des Drachen

Titel: Die Rückkehr des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Vorschlag von ihr abzulehnen, und noch dazu so etwas Geringfügiges. Ihre beherrschende Persönlichkeit, ihr strenger Blick machten es schwer, zu protestieren. Der Blick aus ihren dunklen Augen traf ihn, sobald er nur den Mund aufmachte. Eine leicht angehobene Augenbraue deutete ihm an, er sei unhöflich. Wenn sie die Augen aufriß, zeigte sie ihm, wie überrascht sie sei, daß er eine so geringfügige Bitte abschlug. Ansonsten enthielt ihr fester Blick alles, was eine Aes Sedai ausmachte, und so zögerte er immer wieder. Sobald er aber zögerte, konnte er nicht mehr zurück. Er beschuldigte sie, sie gebrauche die Macht gegen ihn, obwohl er das selbst nicht glaubte, und sie sagte ihm, er solle sich nicht lächerlich machen. Er fühlte sich so langsam wie ein Stück Eisen, das versucht, den Schmied davon abzuhalten, es zu einer Sichel zu hämmern.
    Die Verschleierten Berge machten schlagartig den Hügeln von Ghealdan Platz. Es ging ständig auf und ab, doch niemals sehr hoch. Hirsche, die sie in den Bergen oftmals mißtrauisch beobachtet hatten, als seien sie nicht sicher, was ein Mensch war, rannten hier vor ihnen mit weiß auf und nieder hüpfender Blume davon, sobald sie nur der Pferde gewahr wurden. Selbst Perrin konnte hier nur manchmal einen Blick auf eine der grau gestreiften Bergkatzen erhaschen, die sich wie Rauch vor den Felsen aufzulösen schienen. Sie betraten die Welt der Menschen.
    Lan trug seinen farbverändernden Umhang nicht mehr und ritt öfter zu den anderen zurück als zuvor, um ihnen zu berichten, was vor ihnen lag. An vielen Stellen hatte man die Bäume gefällt. Bald gewöhnten sie sich wieder an den Anblick der von grob aufgeschichteten Steinwällen umrahmten Felder und der an den sanfteren Hügelabhängen pflügenden Bauern. Sie sahen nun auch gelegentlich Leute, die sich in einer Reihe über die Felder bewegten und die Saat aus umgehängten Säcken verstreuten. Auf den Hügelspitzen und -kämmen wurden vereinzelt Bauernhäuser und aus grauem Stein erbaute Scheunen sichtbar.
    An sich sollte es hier keine Wölfe geben. Wölfe mieden gewöhnlich die Umgebung des Menschen, doch Perrin fühlte sie immer noch in der Nähe. Sie schirmten ungesehen die kleine, berittene Gruppe ab und begleiteten sie. Ihn erfüllte deshalb Ungeduld; er wollte endlich ein Dorf oder eine Stadt erreichen, wo es genug Menschen gab, so daß die Wölfe sie verlassen würden.
    Einen Tag nachdem sie das erste Feld gesehen hatten, gerade als die Sonne den Horizont hinter ihnen küßte, erreichten sie das Dorf Jarra, das ein wenig nördlich von der Grenze nach Amadicia lag.
     

KAPITEL
8
     

    Jarra
    G raue Steingebäude mit Schieferdächern umgaben die wenigen, engen Straßen von Jarra, das an den Abhang eines Hügels geklebt schien. Unterhalb floß ein kleines Flüßchen, über das sich eine niedrige Holzbrücke schwang. Die schlammigen Straßen waren leer, genau wie der am Abhang gelegene Dorfanger. Nur ein Mann war zu sehen, der die Treppe vor der einzigen Schenke des Dorfs fegte. Daneben stand das aus Stein gemauerte Stallgebäude. Es sah aber so aus, als hätten sich noch kurz zuvor viele Menschen auf dem Anger getummelt Ein halbes Dutzend aus grünen Zweigen zusammengebundener und mit Frühlingsblumen bekränzter Torbögen stand im Kreis in der Mitte. Das Gras sah niedergetrampelt aus, und es gab noch weitere Anzeichen für ein Fest: einen roten Frauenschal, der an einem der Bögen unten hängengeblieben war, die Wollmütze eines Kindes, einen umgekippten Krug und ein paar Speisereste.
    Über dem Anger lag noch der Duft nach neuem Wein und Gewürzkuchen, der sich mit dem Rauch aus Dutzenden von Schornsteinen und dem Geruch nach Abendessen vermischt hatte. Einen Moment lang witterte Perrin einen anderen Geruch, den er nicht identifizieren konnte - eine schwache Witterung nur, die so ekelhaft war, daß ihm die Haare zu Berge standen. Dann war sie weg. Doch er war sicher, daß hier etwas durchgekommen war, etwas - Gemeines. Er rieb sich die Nase, als wolle er die Erinnerung daran wegreiben. Das kann nicht Rand
    sein. Licht, selbst wenn er wahnsinnig geworden ist, kann er das nicht gewesen sein, oder?
    Über dem Eingang der Schenke hing ein gemaltes Schild, auf dem ein Mann zu sehen war, der auf einem Bein stand und die Arme nach vorn geworfen hatte: ›Harilins Sprung‹ nannte sich das Ganze. Als sie ihre Pferde vor dem quadratischen Steingebäude anhielten, richtete sich der kehrende Mann gähnend auf. Er zuckte beim

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