Die Rückkehr des Drachen
Anblick von Perrins Augen zusammen, aber als er dann noch Loial erblickte, fielen ihm die Augen fast aus dem Kopf. Bei seinem breiten Mund und fliehenden Kinn wirkte er ein wenig wie ein Frosch. Er roch nach saurem Wein, den er vor einiger Zeit getrunken haben mußte, fand jedenfalls Perrin. Der Bursche hatte garantiert kräftig mitgefeiert.
Der Mann riß sich zusammen und verbeugte sich. Dabei hielt er eine Hand auf der Doppelreihe von Knöpfen an der Vorderseite seines Mantels. Sein Blick wanderte von einem zum anderen, und jedesmal, wenn er auf Loial traf, wurden die Augen noch großer. »Willkommen, gute Frau, und das Licht leuchte Euch auf allen Wegen. Willkommen, gute Herren. Ihr braucht vielleicht etwas zu essen, Zimmer, ein Bad? Hier im ›Sprung‹ könnt ihr alles haben. Meister Harod, der Wirt, führt ein gutes Haus. Ich heiße Simion. Wenn ihr etwas braucht, dann fragt nur Simion, und er besorgt es für euch.« Er gähnte wieder, hielt sich die Hand vor den Mund und verbeugte sich verlegen. »Entschuldigung, gute Frau. Ihr seid von weit her? Habt Ihr Neuigkeiten von der Großen Jagd? Der Jagd nach dem Horn von Valere? Oder von dem falschen Drachen? Man sagt, in Tarabon sei ein falscher Drache. Oder vielleicht in Arad Doman.«
»Von so weit her kommen wir nicht«, sagte Lan, und er schwang sich aus dem Sattel. »Zweifellos wißt Ihr mehr als ich.« Alle stiegen nun ab.
»Habt ihr hier eine Hochzeit gefeiert?« fragte Moiraine.
»Eine Hochzeit, gute Frau? Wir hatten eine wahre Hochzeitenschwemme! Alles in den letzten zwei Tagen. Es gibt keine Frau, die alt genug ist, um den Eheschwur abzulegen, im ganzen Dorf und auf eine Meile Umkreis, die nicht verheiratet wäre! Also, sogar die Wittfrau Jorath hat den alten Banas durch die Bögen gezerrt, und dabei hatten beide geschworen, nie wieder zu heiraten. Es war wie ein Wirbelsturm, der alle mitriß. Rilith, die Tochter des Webers, begann damit, als sie den Schmied Jon fragte, ob er sie heiraten wolle, obwohl er alt genug ist, um ihr Vater zu sein. Der alte Narr nahm einfach die Schürze ab und sagte ja, und sie verlangte, daß man die Bögen sofort aufstellt! Wollte nichts von der üblichen Wartezeit hören, und die anderen Frauen gaben ihr alle auch noch recht. Seitdem hatten wir Tag und Nacht Hochzeiten. Hier hat wohl kaum einer Zeit zum Schlafen gehabt.«
»Das ist ja sehr interessant«, sagte Perrin, als Simion einen Moment lang schwieg und wieder gähnte, »aber habt Ihr auch einen jungen... «
»Es ist wirklich sehr interessant«, sagte Moiraine und schnitt ihm rechtzeitig das Wort ab, »und ich würde gern später mehr davon hören. Aber jetzt brauchen wir Zimmer und eine Mahlzeit.« Lan bewegte die Hand nach unten und gab damit Perrin ein Zeichen, als wolle er ihm sagen, er solle den Mund halten.
»Selbstverständlich, gute Frau. Eine Mahlzeit. Zimmer.« Simion zögerte und beäugte Loial. »Wir werden zwei Betten zusammenrücken müssen für... « Er beugte sich zu Moiraine vor und senkte die Stimme. »Verzeiht, gute Frau, aber... äh... was genau... ist er eigentlich? Bei allem Respekt«, fügte er hastig hinzu.
Er hatte nicht leise genug gesprochen, denn Loials Ohren zuckten verärgert. »Ich bin ein Ogier! Was dachtet Ihr denn? Ein Trolloc?«
Simion trat einen Schritt zurück, als die dröhnende Stimme erklang. »Trolloc, guter... äh... Herr? Ich bin doch ein erwachsener Mann. Ich glaube nicht an Kindergeschichten. Äh, habt Ihr Ogier gesagt? Aber Ogier sind doch auch Kind... ich meine... das heißt... « Verzweifelt wandte er sich um und brüllte in Richtung des Stalles, der neben der Schenke stand: »Nico! Patrim! Gäste! Kommt her und kümmert Euch um ihre Pferde!« Einen Augenblick später torkelten zwei Jungen mit Heu im Haar aus dem Stall, gähnten und rieben sich die Augen. Simion deutete auf die Treppe und verbeugte sich, als die Jungen die Zügel ergriffen.
Perrin hängte sich die Satteltaschen und die Deckenrolle über die Schulter und trug seinen Bogen in der Hand. So folgte er Moiraine und Lan hinein. Simion verbeugte sich immer wieder und hüpfte ihnen voraus. Loial mußte sich tief ducken, und die Decke innen befand sich auch nur einen Fuß hoch über seinem Kopf. Er grollte in sich hinein, daß er nicht verstehen könne, warum sich so wenige Menschen an die Ogier erinnerten. Seine Stimme klang wie ferner Donner. Selbst Perrin, der direkt vor ihm hineingegangen war, konnte nicht die Hälfte davon verstehen.
In der Schenke
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