Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
den Perspektiven elfischer Kultur ausgebildet«, erklärte Innovindil.
Drizzt zuckte die Achseln und musste zustimmen, denn seine Zeit in Menzoberranzan hatte er vor allem damit verbracht zu lernen, wie man kämpfte und tötete.
»Und hier oben«, fuhr sie fort, »hast du dich überwiegend in Gesellschaft kurzlebigerer Völker aufgehalten.«
»Auch Bruenor ist jahrhundertealt, ebenso wie du«, erinnerte Drizzt sie.
»Zwerge haben nicht die Perspektive eines Elfen.«
»Du sagst das, als wäre es etwas Fassbares.«
Dann hielt Drizzt inne, ebenso wie Innovindil, denn nun leuchtete der Osthimmel in strahlenden Rosa- und Lilatönen. Die Morgendämmerung war wirklich wunderschön. Es gab gerade genug Wolken, und alle bewegten sich in deutlichen Gruppen und Linien, die die Strahlen der Morgensonne einfingen und sie in unzähligen Schattierungen reflektierten.
»War die Schönheit dieses Sonnenaufgangs etwas Fassbares?«, fragte Innovindil.
Drizzt lächelte und gab ihr mit einem Seufzen Recht.
»Du musst lernen zu begreifen, wie es ist oder sein wird, mehrere Jahrhunderte zu leben, Drizzt Do'Urden«, sagte sie. »Um deiner selbst willen, falls du das Glück haben solltest, deinen Feinden lange genug ausweichen zu können und alt genug zu werden. Du hast dir Freunde unter den geringeren Völkern gesucht, und du musst begreifen, worin die Folgen solcher Entscheidungen bestehen.«
»Geringer…«
Drizzt wollte weitersprechen, aber Innovindil schnitt ihm das Wort ab und erklärte: »Völker mit geringerer Lebensspanne.«
Wieder wollte Drizzt etwas sagen, aber dann ließ er den Blick abermals nach Osten wandern. Er konzentrierte sich auf die Schönheit des Sonnenaufgangs, versuchte sich dahinter zu verstecken und nicht den Schmerz zu zeigen, der in sein Herz gedrungen war.
»Was ist denn?«, drängte Innovindil.
Er schwieg. Er spürte, wie Innovindil sanft seine Schulter berührte, und er konnte nicht leugnen, dass ihre Berührung ihn davon abhielt, erneut eine Mauer aus Zorn um sein Herz zu errichten.
»Drizzt?«, fragte sie leise.
»Gute Freunde«, sagte er mit bebender Stimme.
Innovindil ließ ihre Hand auf seiner Schulter liegen, bis er sich schließlich zu ihr umdrehte.
»Mehr als Freunde?«, fragte sie.
Drizzts Gesichtszüge waren angespannt.
»Die Tochter von Bruenor«, sagte Innovindil. »Du liebst die Adoptivtochter von Bruenor Heldenhammer, das Mädchen namens Catti-brie.«
Drizzt schluckte angestrengt. »Ich habe sie geliebt.«
Nun war es an Innovindil, ihn neugierig anzusehen.
»Sie ist in Senkendorf gestorben, zusammen mit Bruenor, Wulfgar und Regis«, brachte Drizzt mit einiger Mühe hervor. »Ich habe meine Freunde gut gewählt und hätte keine besseren finden können, aber …«
Nun brach seine Stimme, und er wandte sich rasch wieder dem Sonnenaufgang zu, versank in diesem Spektakel von Farben, schaute trotz des Brennens der aufgehenden Sonne noch hin, als könnte der Schmerz in seinen empfindlichen Augen die andere, tiefere Qual dämpfen.
Innovindil drückte fest seine Schulter und fragte: »Bereust du deine Entscheidungen jetzt?«
»Nein«, antwortete Drizzt ohne das geringste Zögern.
»Und deine Entscheidung, eine Menschenfrau zu lieben?«
»War das ein Fehler?«, fragte Drizzt. Sein Trotz verschwand ganz plötzlich, und er fragte abermals, diesmal leiser, als erwartete er eine ernsthafte Antwort: »War das ein Fehler?«
Drizzt musste innehalten und tief Luft holen, dann wandte er sich wieder der aufgehenden Sonne zu, die Augen feucht von mehr als nur dem Brennen des hellen Lichts.
»Glaubst du, es ist unklug für einen Elfen, der sieben und mehr Jahrhunderte leben kann, sich in eine Menschenfrau zu verlieben, die nicht einmal ein einziges Jahrhundert sehen wird?«, fragte Innovindil. »Hältst du es für einen schrecklichen Gedanken, dass die Kinder, die du mit ihr haben könntest, vor dir altern und sterben würden?«
Drizzt zuckte bei beiden Fragen zusammen.
»Ich weiß es nicht«, gab er zu, und seine Stimme war nicht einmal mehr ein Flüstern.
»Weil du nicht weißt, wie es ist, ein Elf zu sein«, erklärte Innovindil überzeugt.
Drizzt warf ihr einen Blick zu und fragte: »Willst du damit sagen, dass es falsch war?«
Aber als er Innovindils entwaffnendes Lächeln sah, verschwand sein Zorn.
»Unser Fluch besteht darin, viele von denen zu überleben, die wir kennen und lieben lernen«, sagte sie. »Ich hatte zwei menschliche Geliebte.«
Drizzt wusste nicht recht, was er
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