Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter

Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter

Titel: Die Rückkehr des Dunkelelf 3 - Die zwei Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
elfischen Partnern, der mir diese überraschende Erkenntnis bescherte. Wenn Innovindil mich jetzt fragt: »Weißt du, was es bedeutet, ein Elf zu sein, Drizzt Do'Urden?«, kann ich ehrlich, ruhig und sicher lächeln. Ja, zum ersten Mal in meinem Leben glaube ich, dass ich es weiß.
    Ein Elf zu sein bedeutet, Distanz zur Zeit zu finden. Ein Elf zu sein bedeutet, mehrere kürzere Lebensspannen zu haben. Es geht nicht darum, vernünftiges Vorwärtsschauen aufzugeben, sondern emotional angenehme Zeitabschnitte zu finden, kleinere Lebensspannen, in denen man existiert. Im Licht dieser Erkenntnis ist die wichtigere Frage für mich daher: Wie weit reicht der Spielraum, in dem eine solche Existenz noch angenehm sein kann?
    Es gibt vieles im Leben, das einen zwingt, Entscheidungen zu treffen – Entscheidungen, die in Wahrheit eher unbewusst als mit voller Entschlossenheit getroffen werden. Ein Elf zu sein bedeutet, Gefährten zu überleben, die keine Elfen sind; und selbst wenn sie Elfen sein sollten, gibt es selten Beziehungen, die Jahrhunderte überleben. Ein Elf zu sein bedeutet, die kostbaren Augenblicke mit seinen Kindern zu genießen – seien sie nun Halbelfen oder auch Vollblutelfen –, auch wenn man weiß, dass sie einen vielleicht nicht überleben werden. In diesem Fall liegt der einzige Trost in dem tief verwurzelten Glauben, dass es tatsächlich ein Segen ist, diese Kinder und diese kleinen Bereiche glücklicher Zeiten zu haben, und dass dieses Glück die tiefe Trauer überwiegt, die jedes mitfühlende Wesen beim Tod seiner Nachkommen empfindet. Wenn die sehr reale Möglichkeit, dass man ein Kind überleben könnte, selbst wenn das Kind das Ende seiner zu erwartenden Lebensspanne erreicht, einen davon abhält, Kinder zu haben, verdammt man sich dadurch zu einem doppelt traurigen Verlust.
    In diesem Kontext gibt es nur eine Antwort: Ein Elf zu sein bedeutet, das Leben zu feiern. Ein Elf zu sein bedeutet, die Augenblicke zu genießen, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, die kurzen, plötzlichen Episoden von Liebe und Abenteuer, die Stunden der Gemeinschaft. Es bedeutet vor allem, sich nie von Ängsten um die Zukunft lähmen zu lassen, von Ängsten um eine Zukunft, die ohnehin niemand vorhersagen kann, selbst wenn Vorhersagen einen zu scheinbar offensichtlichen und häufig unangenehmen Schlüssen führen.
    Das bedeutet es, ein Elf zu sein.
    Anders als die Drow singen und tanzen die Oberflächenelfen häufig. Damit singen sie sich selbst in die Gegenwart, in den Augenblick, und obwohl ihre Lieder vielleicht von Helden und Taten handeln, die längst vergangen sind, oder von Prophezeiungen, die sich noch nicht erfüllt haben, klammern sie sich in ihrem Lied an eine Freude oder eine Überlegung und halten sie ebenso fest, wie jeder Mensch es kann.
    Ein Mensch mag vorhaben, »groß« zu werden, ein mächtiger Anführer oder Weiser. Aber für einen Elfen vergeht die Zeit zu langsam für solch klar umrissenen Ehrgeiz. Es heißt, das Gedächtnis der Menschen reiche nicht lange zurück, aber das sieht bei den Elfen nicht anders aus. Die lange verstorbenen Helden aus den Balladen der Menschen hatten zweifellos wenig Ähnlichkeit mit dem, wozu die Barden späterer Zeiten sie machen, aber auch das trifft ebenso auf Elfen zu, selbst wenn die Elfenbarden die Hauptfiguren ihrer Lieder vielleicht einmal persönlich kannten.
    Die Jahrhunderte verzerren Erinnerungen und lassen sie matt erscheinen, und die Linse der Zeit verändert die Bilder.
    Ein gutes Leben für einen Elfen besteht also entweder aus einem historischen Augenblick, den er auf die richtige Weise erfasst, oder häufiger aus einer Reihe miteinander in Verbindung stehender kleinerer Ereignisse, die sich irgendwann zu etwas addieren, das größer ist als die Einzelteile. Es ist vielleicht tatsächlich ein fortlaufender Wachstumsprozess, aber nur, weil durch Erfahrung bewirktes Verständnis aufeinander getürmt wird.
    Aber vor allem bedeutet, ein Elf zu sein, sich nicht von einer Zukunft lähmen zu lassen, die man nicht beherrschen kann. Ich weiß, dass ich sterben werde. Ich weiß, dass die, die ich liebe, eines Tages sterben werden, und in vielen Fällen – wie ich annehme, aber nicht sicher weiß – werden sie das lange vor mir tun. Sicherheit ist Kraft, Misstrauen ist wertlos, und sich wegen Spekulationen Sorgen zu machen ist noch weniger als das.
    Das weiß ich jetzt, und daher bin ich frei von den Fesseln der Zukunft.
    Ich weiß, dass ich jeden Augenblick schätzen

Weitere Kostenlose Bücher