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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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auch so ähnlich.«
    »Ja?«
    »Ja. Wahrscheinlich haben wir alle unsere Stürme durchgemacht«, sagte ich.
    Er grinste zu mir herüber. »Bist ’n netter Bursche, weißt du das? Zuerst hab ich ja nix von dir gehalten. Aber jetz’ schon.«
    Ich grinste zurück. »Ich find dich auch in Ordnung.« Ich meinte es ehrlich. Kimo schien ein ganz anderer Mensch zu sein – jetzt, wo ich einen Blick unter die Oberfläche geworfen hatte.
    Kimo hatte noch etwas auf dem Herzen, das sah ich ihm an. Er zögerte – vielleicht mußte er erst Mut fassen –, dann vertraute er mir an: »Irgendwann mach ich den High-School-Abschluß und such mir ’n ordentlichen Job. Dann lern ich auch besser reden, so wie du.« Er wartete auf eine Antwort. Irgendwie war meine Meinung ihm wichtig.
    »Tja«, sagte ich, »jemand, der sich so gut mit dem Meer auskennt wie du – ich glaube, der schafft alles, was er sich in den Kopf gesetzt hat.«
    Ich sah, wie sich ein Leuchten auf seinem Gesicht ausbreitete. »Meinst du wirklich?«
    »Ja. Wirklich.«
    Er saß nachdenklich da und sagte eine Weile gar nichts. Ich blickte stumm ins klare Wasser hinein. Dann zog er plötzlich seine Angelschnur ein und setzte die Segel. »Ich will dir was zeigen«, sagte er. Wir änderten unseren Kurs und segelten in Richtung Süden, bis wir zu einem Korallenriff kamen, das unter der Wasseroberfläche gerade noch zu erkennen war.

    Kimo drehte das Segel nach dem Wind, streifte seinen Lendenschurz ab und glitt ins Wasser wie ein Seehund. Rasch tauchte sein Kopf wieder auf. Hier war er eindeutig in seinem Element. Er nahm sich eine Taucherbrille aus dem Boot, warf mir auch eine zu und forderte mich auf. »Komm rein!«
    »Worauf du dich verlassen kannst!« rief ich begeistert. Verschwitzt und schmutzig wie ich war, konnte ich ein Bad gut gebrauchen. Ich zog mein Hemd aus, streifte meine Turnschuhe und Socken ab, setzte die Taucherbrille auf und folgte ihm. Schwerelos glitt er im Wasser dahin, direkt über dem schönen, rasiermesserscharfen Korallenriff, das etwa drei Meter unter der Wasseroberfläche lag.
    Kimo schwamm noch ungefähr zwanzig Meter weiter, dann wartete er wassertretend auf mich. Ich war kein sehr guter Schwimmer und spürte die Anstrengung schon jetzt, und als ich ihn erreicht hatte und ungeschickt Wasser zu treten begann, war ich völlig erschöpft. Daher hatte ich meine Bedenken, als er mich aufforderte: »Komm mit runter!«
    »Warte doch!« rief ich keuchend und wünschte, ich hätte früher am College öfter mal eine Runde im Swimmingpool gedreht. »Was gibt’s denn da unten zu sehen?«
    Da das Wasser so ein vertrautes Element für Kimo war, konnte er nicht begreifen, daß ich mich dort vielleicht nicht ganz so wohl fühlte wie er. Doch als er mein skeptisches Gesicht sah, ließ er sich auf dem Rücken treiben wie ein Fischotter und erklärte: »Da is’ ’ne Höhle. Außer mir kennt die keiner. Die will ich dir zeigen.«
    »Aber die ist doch unter Wasser. Wie sollen wir denn da atmen?«
    »Erst mußt du ’n Atem anhalten. Aber wenn wir durch ’n Tunnel durch sind, kommen wir in diese Höhle, und da is’ Luft «, erklärte er mir mit wachsender Begeisterung.
    Ich war bedeutend weniger begeistert. »Wie lange müssen wir denn den Atem anhalten?« wollte ich fragen, doch da war Kimo schon kopfüber unter die schimmernde Wasseroberfläche getaucht. »Kimo!« schrie ich hinter ihm her. »Wie lang ist denn der Tunnel?«
    Ich hatte nur ein paar Sekunden Zeit, mich zu entscheiden. Sollte ich ihm folgen oder einfach zum Boot zurückschwimmen? Letzteres
war sicherer und wahrscheinlich auch klüger. Aber eine innere Stimme, die ich schon so oft gehört hatte, stachelte mich an: »Los – riskier’s!«
    »Ist ja schon gut!« rief ich laut, atmete mehrmals hintereinander tief ein, tauchte und schwamm Kimo nach.
    Die Taucherbrille saß gut. Ich fühlte mich jetzt sogar entspannter als vorher, wo ich krampfhaft versuchen mußte, mich über Wasser zu halten. Die vielen Atemübungen, die ich früher gelernt hatte, und die wenigen, die ich jetzt noch täglich praktizierte, halfen mir. Ich konnte tief einatmen und dann länger ohne Luftholen aushalten als die meisten anderen – aber nicht unbedingt, wenn ich mich fünf Meter unter Wasser befand und durch einen Tunnel schwimmen sollte, von dem kein Mensch wußte, wie lang er war!
    Meine Ohren begannen unter dem Druck des Wassers zu schmerzen. Ich gab mir Mühe, Kimo einzuholen, und dachte dabei die ganze Zeit

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