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Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Die Rückkehr des friedvollen Kriegers

Titel: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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an diese Höhle, in der es Luft gab. Ich sah, wie Kimo in ein großes Loch an der Seite des Riffs hineinschwamm, und folgte ihm in den düsteren Tunnel.
    Zu meinem Entsetzen wurde der Tunnel immer enger. Sorgfältig achtete ich darauf, die scharfen Korallenwände nicht zu berühren. Ich sah vor meinem geistigen Auge einen großen, schlangenähnlichen Aal und spähte nach rechts und nach links in all die vielen dunklen Vertiefungen in der Korallenwand, in denen irgendein Meerestier lauern konnte. Meine Lungen sagten mir, daß es Zeit war, wieder Luft zu holen – und zwar jetzt  –, aber der Tunnel ging immer weiter, so weit ich sehen konnte. Er wurde sogar noch schmaler. In panischer Angst merkte ich, daß ich jetzt nicht einmal mehr Platz hatte, mich umzudrehen und zurückzuschwimmen. Meine Lungen pumpten wie verrückt, aber ich preßte die Lippen zusammen und kämpfte mich weiter vorwärts. Da sah ich Kimos Füße verschwinden. Genau in dem Augenblick, als ich den Mund hätte aufreißen müssen und dadurch an dem hereinströmenden Wasser erstickt wäre, hörte der Tunnel auf, und ich schwamm senkrecht nach oben. Mein Kopf tauchte auf, und ich schnappte nach Luft wie ein neugeborenes Baby. Wir befanden uns in einer Höhle unter Wasser.

    Jetzt war mir gleich viel wohler zumute. Keuchend, immer noch halb im Wasser liegend, ruhte ich mich auf einem Felsvorsprung aus.
    »Is’ doch toll hier, nich’?« fragte Kimo.
    Mehr als ein bestätigendes Stöhnen brachte ich nicht hervor. Allmählich erholte ich mich wieder von der Anstrengung. Ich blickte mich um und bestaunte die violetten, grünen und blauen Korallen, die in beeindruckenden Farben leuchteten, als hätte ein Filmarchitekt sie sich als Kulisse für einen Hollywoodfilm ausgedacht. Dann fiel mir etwas Merkwürdiges auf. Durch das Dach der Höhle drang ein Sonnenstrahl. Und dabei befand sich das Riff völlig unter Wasser! Wie konnte da eine Öffnung sein?
    »Siehste das Licht da oben?« fragte Kimo. »Da an der Decke – siehste das Glas? Das is’ dazu da, daß kein Wasser durch das Loch in der Decke kommt.«
    »Aber wie …«
    »Ama  – japanische Taucher, die vor langer Zeit mal hier war’n. Vielleicht haben die die Höhle erforscht und das Glas da reingesetzt«, erklärte er und zeigte nach oben.
    Ich nickte, immer noch verständnislos. »Aber wie ist die Luft hier reingekommen?«
    »Die kommt ’n paarmal im Jahr rein, wenn Ebbe is’. Die Glasplatte is’ nich’ ganz dicht. Mir is’ die Höhle irgendwann mal aufgefall’n, als kleine Bläschen aus’m Wasser hochgestiegen sind.«
    Allmählich fühlte ich mich wohler hier. Ich richtete mich auf und genoß das aufregende Gefühl, in dieser geheimnisvollen Grotte zu sitzen, abgeschirmt vom Rest der Welt. Wir grinsten uns verschwörerisch an wie zwei kleine Jungen in ihrem geheimen Versteck. »Glaubst du, daß schon mal jemand hier war?« fragte ich.
    Kimo zuckte die Schultern. »Nee. Bloß diese Ama -Taucher und ich.«
    Dann schwiegen wir, sahen uns ehrfürchtig staunend um und spürten die Energie dieser Höhle unter Wasser, in die das Sonnenlicht hineinströmte.
    Kimo lehnte sich zurück, während ich die Höhle zu erkunden begann. Vorsichtig kroch ich über das scharfkantige Korallengestein. In diesem Gezeitentümpel unter Wasser wuchs ein üppiger Teppich
aus Tang und Algen. Sie bedeckten das Korallengestein und verliehen der Höhle einen unheimlichen grünen Schimmer.
    Ich wollte gerade zurückkriechen, da rutschte mein Arm ab und tauchte bis zur Schulter in einen Spalt im Gestein hinein. Als ich ihn wieder herausziehen wollte, spürte ich, daß ich etwas Hartes in der Hand hatte. Ich zog meine Hand heraus und betrachtete staunend den kleinen Gegenstand, den ich gefunden hatte. Er sah aus wie eine kleine Statue, war aber so völlig von kleinen Entenmuscheln und Algen überwachsen, daß ich mir nicht sicher war. »Schau mal!« rief ich Kimo zu.
    Er kam herüber und sah es sich an, genauso ehrfürchtig wie ich. »Sieht aus wie ’ne Statue oder so was«, sagte er.
    »Hier«, sagte ich, »schenke ich dir.« Eigentlich wollte ich sie gar nicht weggeben, aber irgendwie erschien es mir richtig, es zu tun.
    Er betrachtete die Statue. Sicherlich hätte er sie gern genommen, aber auch er hatte seine Prinzipien. »Nee. Du hast sie gefunden. Also sollste sie auch behalten. Als Andenken.«
    »Danke, daß du mir diese Höhle gezeigt hast, Kimo.«
    »Aber das bleibt unter uns, ja?«
    »Ich werde nie jemandem

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