Die Rueckkehr des Highlanders
selbst beigebracht haben, um zu überleben.« Er drehte sich um und ging zum Refektorium, wo sie Lutian bei seiner Mahlzeit zurückgelassen hatte, als sie zu Christian gelaufen war.
»Ihr müsst ihm verzeihen, Hoheit«, erklärte Thomas, der hinter ihr stand. »Beiden, eigentlich. Keiner von ihnen hat je Trost oder Zuspruch erfahren. Sie haben genug Tragödien gesehen, um jeden Mann gemein zu machen.«
Sie lächelte den alten Mönch an. »Und doch besitzen beide Männer Eure Loyalität.«
Er nickte. »Sie waren bloß Jungen, als ich sie kennenlernte, und doch haben sie wie erfahrene, furchtlose Recken gekämpft. Ich hatte das Glück, schon ein erwachsener Mann zu sein, als ich gefangen genommen wurde. Sie dagegen wuchsen unter der Knute und den Misshandlungen der Gefängniswärter zu Männern heran.« Er bedeutete ihr, zu ihm zu gehen. »Kommt, ich werde Bruder Bernard überre-den, dass er Euch bei Christian bleiben lässt. Er braucht die sanfte Hand einer Frau, um ihn zu trösten.«
Adara kehrte zu Christians Lager zurück, wo Bruder Bernard gerade die letzten von Christians Wunden verband. Seine Haut hatte einen grauen Schimmer. Die Wunde auf seiner Schulter hatte wieder zu bluten begonnen.
»Wie geht es ihm?«, fragte sie.
Bruder Bernard räusperte sich, dann erklärte er brummig: »Jemand wollte, dass er stirbt, das ist sicher. Wir können nur auf Gott vertrauen.« Damit machte der Mönch ein Kreuzzeichen über Christian, ehe er seine Sachen nahm und zur Tür ging.
Neben ihr blieb er kurz stehen. »Wenn Ihr ihm helfen wollt, Mylady, dann kühlt in der Nacht seine Stirn und sorgt dafür, dass das Fieber nicht zu hoch steigt. Wenn er um sich zu schlagen beginnt, sendet sogleich nach mir.«
»Danke, Bruder Bernard.«
Er nickte und verließ den Raum.
»Ich bin bei Velizarii, falls Ihr mich braucht«, sagte Bruder Thomas und folgte ihm.
Mit ihrem Ehemann allein trat Adara langsam zu der Liege. Sie zog den kleinen Stuhl herbei, den Bruder Bernard freigemacht hatte, und setzte sich zu Christian, der, obwohl er bewusstlos war, immer noch beeindruckend aussah.
Er war ein Prinz, der auf seinen Thron verzichtete. Das konnte sie einfach nicht begreifen. Ihr ganzes Leben lang war ihr die Verantwortung, die ihre königliche Abstammung mit sich brachte, eingeschärft worden. Sie hatte nie in Erwägung gezogen, sie abzuschütteln und einfach wegzugehen. Christian hatte das getan, und sie fragte sich, wie es wäre, so zu leben. Ohne die ständige, bohrende Last, keine falsche Entscheidung zu treffen. Sie allein stand zwischen ihrem Volk und der Tyrannei.
Manchmal war die Bürde mehr, als sie tragen konnte. Sie galt immer noch als junge Frau, und doch fühlte sie sich im Dunkel der Nacht, wenn sie allein war, alt.
Auf der anderen Seite kannte Christian sein Volk nicht. Er hatte nie die Schönheit von Elgederia gesehen, ehe die blutigen Putsche seine Familie zerstört hatten. Dort in den grünen Bergen und goldenen Tälern war mehr Schönheit zu finden als im Garten Eden. Wie ihre Eltern vor ihr würde sie verkleidet durch die Dörfer um Garzi reiten, sodass sie mit ihren Leuten sprechen konnte, sie treffen konnte und von ihren Sorgen erfuhr.
Christian hatte keine Ahnung von ihren Sitten oder ihren Fertigkeiten. Für ihn waren sie gesichtslose Fremde.
Wie sie auch.
Mit seinetwegen schwerem Herzen ging sie zu der Schüssel mit Wasser, die Bruder Bernard zusammen mit einem Tuch auf dem Nachttischchen hatte stehen lassen. Sie wrang das Tuch aus und nahm es mit zu Christian. In dem Moment, da sie damit seine Stirn berührte, wachte er mit einem Fluch auf und packte ihr Handgelenk, er hielt es so fest umklammert, dass es wehtat.
»Es ist in Ordnung, Christian«, erklärte sie leise.
Christian blinzelte verwirrt, als er in das Gesicht eines dunklen Engels schaute ... seiner Frau.
»Adara?«, fragte er und fragte sich, wann sie im Kloster angekommen waren.
Sie legte ihre Hand auf seine. »Ja, und jetzt lasst mich bitte los. Ihr tut mir weh.«
Er ließ sie augenblicklich los. »Verzeiht, Mylady. Ich reagiere oft ungehalten, wenn ich aufgeweckt werde, indem man mich berührt.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen. Wie geht es Euch?«
Er schnitt eine Grimasse und verdrängte den Schmerz, als er sich wieder zurücksinken ließ. »Ehrlich gesagt, ich habe mich schon besser gefühlt. Wie lange war ich bewusstlos?«
»Nicht lange.«
Sie drückte ihm das kühle Tuch auf die Stirn. Christian genoss ihre sanfte,
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