Die Rueckkehr des Highlanders
darüber nicht klagte. Verglichen mit den Verletzungen, die er zuvor irgendwann erhalten hatte, war das kaum mehr als ein Kratzer.
In diesem Augenblick hatte sie eine Erkenntnis.
»Es tut mir wirklich leid, Christian«, flüsterte sie leise.
»Was?«
»Alles, was Ihr erlitten habt. Es war selbstsüchtig von mir, zu Euch zu kommen und mehr von Euch zu erwarten. Ihr habt Eurem Volk genug gegeben. Ich werde nicht um mehr bitten.« Sie beugte sich vor und hauchte einen keuschen Kuss auf seine mit Bartstoppeln überzogene Wange. »Schlaft, mein Prinz. Möge Gott über Euch und Eure Genesung wachen.«
Christian hörte, wie sie stehen blieb und die kleine Kerze auf dem Tischchen neben seiner Lagerstatt ausblies. Sie ging aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Aber während er so dalag und nachdachte, verzehrte sich ein Teil von ihm nach ihrer Wärme, ihrer Nähe.
Er kannte sie nicht.
Aber seit dem Augenblick, da sie heute zu ihm gekommen war, herrschte in seinem Leben Chaos. Trotzdem hatte er sich nie lebendiger gefühlt als gerade jetzt, während ihr Duft noch im Raum hing. Mit der Erinnerung an ihre Berührung.
»Konzentriere dich«, mahnte er sich flüsternd. Er durfte nicht an sie denken. Er hatte Wichtigeres zu überlegen. Dort draußen waren Männer, die sie alle umbringen wollten, er musste sich erholen, schlafen, damit sie morgen weiterreiten konnten.
Heute Nacht hatte ihn gelehrt, dass es für sie kein Entkommen gab. Weder für ihn, noch für sie.
Er musste die Königin erst in Sicherheit bringen und dann nach Hause.
Adaras Herz war schwer wie ein Stein, als sie zu dem Refektorium zurückkehrte, wo sie Bruder Thomas mit Phantom und Lutian am Tisch fand, die beißende Bemerkungen austauschten.
Verächtlich erklärte Phantom gerade: »Du bist also bei ihr in Dienst gekommen, indem du von einer Mauer gefallen bist, weil du ein Pferd geklaut hattest und auf der Flucht vor den Wachen warst?«
Lutian kaute angelegentlich sein Brot, dann schluckte er erst herunter, ehe er antwortete: »Nun, wir können nicht alle der König der Diebe sein.«
Schnell wie ein Blitz stach Phantom mit seinem Messer zu und bohrte es zwischen Lutians Fingern in die Holzplatte. »Ich habe keine Geduld mit Narren.«
Mit weit aufgerissenen Augen ballte Lutian eine Hand zur Faust und zog sich an das andere Ende des Tisches zurück, in sicherem Abstand von Phantom.
Adara achtete nicht weiter auf sie, als sie den Raum betrat. Es war ein Fehler von ihr gewesen herzukommen. Wie einfach alles vor ein paar Wochen ausgesehen hatte, als sie zu dieser Reise aufgebrochen war.
Jetzt lag zwischen ihr und ihrer Heimat ein ganzer Kontinent, und sie wusste nicht, was sie tun sollte.
Aber eines war ihr nun klar. Sie musste ihrem Ehemann die Freiheit schenken und einen anderen Weg finden, heimzukehren und ihr Land zu retten.
»Phantom?« Sie wartete, bis er von seiner Holzschüssel aufsah. »Was kostet es, wenn Ihr mich nach Hause bringt?«
Fünf
Phantom verschluckte sich an seinem Haferbrei. Bruder Thomas klopfte ihm auf den Rücken, während Phantom nach einem Holzbecher griff und den Inhalt leerte. Dann warf er Thomas einen warnenden Blick zu, der mitten in der Bewegung aufhörte.
»Wie bitte?«, fragte Phantom, nachdem er wieder sprechen konnte.
»Ich möchte nach Hause zurück und brauche einen Führer und Leibwächter.«
Er räusperte sich. »Von mir bekommt Ihr beides nicht, Hoheit. Ich werde nicht dorthin zurückgehen. Niemals.«
»Warum kehren wir mit Phantom zurück, meine Königin?«
Adara schaute zu Lutian. »Das erkläre ich dir später.« Dann blickte sie wieder Phantom an. »Ich zahle Euch ein Vermögen.«
Phantom verzog verächtlich das Gesicht. »Ein Leichnam kann mit Geld nichts anfangen.«
Sie zog eine Braue in die Höhe. »Habt Ihr etwa Angst?«
Er lachte bitter. »Kaum, und Ihr werdet mir nie eine Zustimmung entlocken, indem ihr mich feige nennt.«
»Was wäre dann nötig?«
Phantom wischte sich den Mund, dann lächelte er Bruder Thomas beinahe verschmitzt an. »Ihr habt nicht genug Geld, Macht oder Einfluss, meine Dienste zu kaufen, Majestät. Es gibt ein paar Dinge - nur wenige, das gebe ich gerne zu -, die nicht zum Kauf stehen. Meine Loyalität oder in diesem Fall meine Einfältigkeit sind um keinen Preis feil.«
Er nahm seinen Becher und hob ihn zu einem spöttischen Salut. »Probiert Eure Überredungskünste an Eurem Gemahl aus. Er ist dafür anfälliger als ich.«
In ihrer Kehle hatte sich ein
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