Die Rueckkehr des Highlanders
Christian etwas, das Phantom nicht verstand. Christian antwortete auf Arabisch, dann erhielt er noch schlimmere Prügel.
Phantom wollte, dass er aufhörte, aber er wusste aus Erfahrung, dass der Wärter Christian nur noch übler zurichten würde, wenn er sich einmischte.
Als es vorüber war, kroch Christian an seine Seite zurück. Seine Lippe war aufgeplatzt und eines seiner Augen schwoll rasch zu. »Hier«, sagte er und gab Phantom mit zitternder Hand einen dünnen Weinschlauch, den er in seiner Hose versteckt hatte. »Da ist mehr Wasser für dich drin.«
Bis heute war Phantom ihm für das Opfer dankbar, das Christian für ihn gebracht hatte. Seit dem Tod seines Vaters war es das erste Mal, dass irgendjemand ihm solche Freundlichkeit gezeigt hatte. Christian hatte nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren, indem er ihm half.
Das war der Grund, weshalb Christian von Acre der einzige Mann war, für den er sein Leben geben würde. Er war der einzige Mann auf der Welt, der Phantoms zynische Loyalität besaß. Der Rest der Menschheit konnte seinetwegen in der Hölle schmoren.
Diese Gedanken von sich schiebend, riss er Christians Gewand als Verband für die übelste Wunde, einen Schwerthieb auf Christians rechter Schulter und Oberarm, in schmale Streifen.
»Was ist geschehen?«
Er schaute über seine Schulter und sah Adara eintreten. »Er wurde angegriffen.«
Sie kniete sich neben die Liege. »Was kann ich tun?«
»Drückt das hier so fest wie möglich auf den Schnitt, während ich nachsehe, ob es noch mehr so tiefe Verletzungen gibt.«
Adara tat wie ihr befohlen. Sie presste den Stoff darauf und gab sich Mühe, ihm nicht noch mehr wehzutun. Phantom zog ihm unterdessen die Beinkleider aus Metallgliedern aus.
»Danke, Phantom, dass Ihr ihn gerettet habt.«
Seine Antwort bestand aus einem kaum merklichen Nicken. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie glauben, ihre Worte seien ihm peinlich.
Phantom hatte ihn gerade mit der groben Decke zugedeckt, als Bruder Thomas mit einem weiteren Mönch zurückkehrte, der so aussah, als sei er aus dem Schlaf geweckt worden, denn sein hellrotes Haar stand büschelweise in alle Richtungen ab. Der füllige Mann musterte sie aus schmalen Augen.
»Nicht gut, gar nicht gut«, murmelte er, als er an das Bett trat, in dem Christian lag. »Bruder Thomas, holt meine Sachen.«
»Die habe ich schon hier, Bruder Bernard.« Er reichte ihm ein Bündel.
Bernard schaute es an, als sei es ihm völlig fremd. Mit gerunzelter Stirn nahm er es und verscheuchte Adara von ihrem Platz am Bett. »Nehmt sie besser mit nach draußen, während ich hier arbeite.«
Phantom sah so aus, als wollte er widersprechen. »Ich denke, es wäre besser, wenn ich hier ...«
»Ich verrichte Gottes Werk. Jetzt geht!«
»Ist schon in Ordnung, Velizarii«, versuchte Thomas ihn zu beschwichtigen. »Er wird nicht zulassen, dass Christian etwas geschieht.«
»Velizarii?«, wiederholte Adara erstaunt; plötzlich wusste sie, woher sie ihn kannte. Kein Wunder, dass er vage vertraut ausgesehen hatte. Als sie beide Kinder waren, hatte sie ihn oft gesehen.
Wieso hatte sie das nicht sofort gemerkt, als ihr seine blassen Augen aufgefallen waren? »Seid Ihr Velizarii yon Kranig?«
Sein Gesicht verhärtete sich. »Ich bin niemand von Be-deutung.« Damit kehrte er ihr den Rücken und verließ den Raum.
Adara lief ihm nach. Als sie ihn einholte, hatte er schon den halben Flur hinter sich gelassen und war auf dem Weg in das Refektorium.
Sie hielt ihn am Arm fest, sodass er stehen bleiben musste. »Velizarii?«
»Velizarii ist tot«, erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen und entriss ihr seinen Arm. »Er ist schon vor langer Zeit gestorben.«
Tränen sammelten sich in ihren Augen, als sie den Hass in seiner tiefen, rauen Stimme hörte. »Das ist allerdings wirklich schade, denn ich hatte den Jungen, den ich früher kannte, sehr, sehr gern.«
Ein Muskel arbeitete in seiner Wange, während er auf sie herabschaute. Er sah aus, als läge er mit sich im Zwiespalt, ob er stehen bleiben und mit ihr reden oder lieber weglaufen sollte.
Sie blickte ihm forschend ins Gesicht, suchte nach einer Ähnlichkeit mit dem hübschen kleinen Jungen, der mit seinem Vater ihre Eltern im Palast besucht hatte. Während ihre Eltern sich über Politik und Bündnisse unterhielten, hatten die Kinder im Garten gespielt. ln dem Mann vor ihr war nichts mehr von dem unschuldigen Kind. Er war hart. Gefühllos.
Und das brach ihr das Herz.
Als
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