Die Rueckkehr des Nexius
Weg.
*
Als sie gegen Morgen das Landhaus erreichten, verabschiedete No-fretete sich von Jacques und kehrte allein in ihre Gemächer zurück. Er hatte zwar angeboten, ihr noch ein wenig Gesellschaft zu leisten -und das Zucken um seine Mundwinkel hatte ihr gezeigt, daß er dabei ganz bestimmte Dinge im Sinn hatte -, doch sie hatte ihn auf ein andermal vertröstet. Sie hatte ihm gesagt, daß es ein anstrengender Tag gewesen sei und sie unbedingt Ruhe brauche - aber der wahre Grund war ein gänzlich anderer gewesen.
Sie wollte ihn nicht gefährden. Dazu war er ihr zu nützlich. Und -wie sie sich eingestehen mußte - sie mochte ihn sehr.
Im Schlafzimmer überfielen sie die Krämpfe erneut. Keuchend ging sie vor einem Frisiertisch, dessen Spiegel fehlte, auf die Knie und hielt sich an der Tischkante fest.
Aus ihrem Innersten stieg ein unbändiges Verlangen empor und breitete sich wie eine unheilvolle schwarze Woge in ihr aus, ergriff vollkommen Besitz von ihr.
Sie verspürte Durst. Doch es war nicht der Durst nach Menschenblut. Den hatte sie vor Stunden erst zur Genüge gestillt.
Nein, den schwarzen Teil ihrer Seele gelüstete es nach einer anderen Art von Blut.
Vampirblut!
Sie hatte diesen Durst bereits am frühen Abend verspürt, als sie mit Jacques geschlafen hatte. Das Verlangen, ihn sich auf der Stelle einzuverleiben, war fast übermächtig geworden, und nur der Orgasmus hatte sie davon abgehalten, diesem Verlangen nachzugeben.
Sie sah auf ihre Hände auf dem Frisiertisch. Ihre Finger waren zu langen schwarzen Tentakeln verflossen, die sich schlängelnd bewegten.
Das Vermächtnis der Jahrtausende, die sie in dem magischen Bauwerk verbracht hatte, forderte seinen Tribut. Ein Geheimnis, das nicht einmal Landru geahnt hatte - sonst hätte er sie kaum am Leben gelassen.
Ein Teil des Nexius hatte sich mit Nofretete verbunden. Das war der Preis, den sie dafür hatte zahlen müssen, am Leben zu bleiben. Der Hauptteil des amorphen Ungeheuers war wieder in der Pyramide eingekerkert worden, doch das Stück, das die Symbiose mit ihr eingegangen war - und damit auch Intelligenz erlangt hatte - war nach wie vor frei und verlangte nach Nahrung. Den Nexius dürstete nach Vampirblut, während sie auf das der Menschen angewiesen war.
Nofretete kostete es Mühe und Konzentration, die Tentakel wieder zu ihren normalen Fingern zurückzuformen. Je länger sie damit wartete, einen Vampir zu erlegen, desto schwerer würde es für sie werden, die Kontrolle über ihre Körperformen zu behalten. Die schwarze Seele des Nexius würde irgendwann mit immenser Wucht aus ihr hervorbrechen und sich auf den nächstbesten Vampir stürzen.
Diese Erfahrung hatte sie schon bei der Kairoer Vampirsippe gemacht; denn niemand anderes als sie selbst war es gewesen, die für die rätselhaften Todesfälle unter den Vampiren verantwortlich war. Sie alle waren samt und sonders die Opfer des Nexius in ihr geworden.
Nofretete wartete, bis die Krämpfe wieder nachgelassen hatten. Sie brauchte Vampirblut. Der Nexius wollte befriedigt werden.
Sie dachte kurz nach, ehe sie aus ihrem Kleid schlüpfte und nackt vor das geöffnete Fenster trat. Dort transformierte sie sich in eine Fledermaus und schwang sich in die Nacht hinaus.
*
Defoe bewohnte ein Seitengemach in einem der Häuser, die das zentrale Landhaus umgaben. Er war ein kräftig gebauter Vampir, der dieser Sippe schon lange angehörte.
Er lag auf seinem Bett und vertrieb sich die Zeit bis zum Sonnenaufgang mit einem Buch, als er plötzlich vom geöffneten Fenster her ein Flattern hörte. Er hob den Kopf - und sah Nofretetes nackten, zierlichen Körper durch die wehenden Vorhänge treten. Erstaunt hob er die Augenbrauen.
»Du, Leila?« fragte er überrascht. Er war nicht in ihre wahre Identität eingeweiht.
»Ja«, hauchte sie. »Bist du sehr überrascht?«
»Nun, äh .« Sein vergeblicher Versuch, rechte Worte zu finden, war Antwort genug.
»Du gefällst mir«, erklärte sie frei heraus, während sie mit wiegendem Schritt aufreizend langsam auf das Bett zukam. »Hast du denn nicht die sehnsüchtigen Blicke gesehen, die ich dir in den letzten Tagen zugeworfen habe?«
In Wahrheit war es genau anders herum gewesen. Ihr waren die bewundernden Blicke, die Defoe ihr nachgeschickt hatte, wenn sie sich im Landhaus bisweilen über den Weg gelaufen waren, keineswegs entgangen. Gerade deshalb hatte sie ihn als Opfer ausgewählt. Mit ihm würde sie leichtes Spiel haben.
»Nun, ich war mir nicht recht
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