Die Rueckkehr des Nexius
brennendem Interesse und den leuchtenden Augen eines Kindes. Und wenn sie ihn dann dankbar ansah, fühlte er, wie wohlige Schauder des Stolzes ihn durchfluteten.
Bei der Jagd war sie ihm eine phantasievolle, genießerische Partnerin, die es ebenso wie er liebte, zuvor ein Spiel mit dem Opfer zu treiben. Darin erinnerte sie ihn an eine Katze, die erst mit ihrer Beute spielte, ehe sie sie auffraß.
Und im Bett verbrachte er mit ihr die aufregendsten und temperamentvollsten Stunden seines untoten Lebens. Nofretete erfüllte alles, was ein Mann sich nur erträumen konnte. Jacques hatte schon mit vielen anderen Vampirinnen geschlafen, aber keine von ihnen war auch nur annähernd so wie Nofretete gewesen - und eine Menschenfrau schon gar nicht.
Daß Nofretete von Krämpfen geschüttelt wurde wie in jener Nacht an den Themse-Piers, kam nicht wieder vor - jedenfalls nicht in seiner Anwesenheit. Als er sich bei ihr danach erkundigte, bestätigte sie ihm, daß sie nicht wieder davon heimgesucht worden war. Er nahm es mit Erleichterung zur Kenntnis.
Mit den Wochen fand Nofretete sich in der modernen Zeit besser und besser zurecht, ging das ein oder andere Mal allein auf Jagd oder schloß sich anderen Vampiren an, wenn sie das Verlangen nach menschlichem Blut überkam.
Jacques hatte nichts dagegen; schließlich war er sich ihrer Leidenschaft weiterhin sicher. Zudem hatten seine Bemühungen ja das Ziel gehabt, sie selbständiger zu machen - und wie hätte sie das besser erproben können, als sich allein aufzumachen?
Er war froh, wieder ein wenig mehr Zeit für sich zu haben. Es war ihm kaum aufgefallen, daß er den größten Teil aller Nächte mit ihr verbracht hatte. Die Zeit war meist vergangen wie im Flug.
Als Nofretete einmal mehr allein im Licht des Vollmonds unterwegs war, machte auch er sich auf in die Stadt. Er wollte sehen, ob Deighton und Dante, die beiden Waffensammler, Zeit hatten, um gemeinsam mit ihm auf Jagd zu gehen. Früher hatten sie das öfters getan, waren durch die Clubs und Diskotheken der City gezogen und hatten sich als Opfer nur die schönsten und aufregendsten jungen Frauen ausgesucht, die willig mit den drei gutaussehenden und vermeintlich spendablen Männern gezogen waren.
Er flog in Fledermausgestalt zu dem Penthouse hinauf, das auf einem Hochhaus nahe der City thronte, und landete hinter der Brüstung. Die Räume waren hell erleuchtet, wie er durch die geschlossenen Fenster sehen konnte.
Auf sein Pochen reagierte jedoch niemand. Die beiden schienen nicht zu Hause zu sein. Warum brannte dann aber das Licht? Oder waren sie beschäftigt und meldeten sich deshalb nicht?
Langsam umrundete Jacques das Penthouse und fand ein kleines offenstehendes Fenster. In seiner menschlichen Gestalt hätte er nicht hindurchgepaßt, aber als Fledermaus gelangte er problemlos ins Innere.
Er verwandelte sich zurück und schritt langsam durch die nobel und mit Designermöbeln eingerichteten Räume. Die beiden hatte eine Vorliebe für das Besondere.
»Deighton? Dante? Seid ihr hier?«
Er erhielt keine Antwort.
Als Jacques das Schlafzimmer betrat, erkannte er den Grund des Schweigens.
Erschrocken prallte er zurück, als er der beiden mumifizierte Leichname ansichtig wurde, deren Haut sich pergamentartig über die Knochen spannte. Die toten Augen von Deighton und Dante blickten Jacques direkt an - und durch ihn hindurch ins Leere.
Er näherte sich den Leichnamen langsam, als hätte er Angst, sie könnten sich jeden Augenblick wieder erheben und auf ihn losgehen. Immer wieder blickte er nach rechts und links, um sich zu vergewissern, daß derjenige, der den endgültigen Tod über sie gebracht hatte, nicht noch im Zimmer weilte.
Neben den Leichnamen ging er auf die Knie. Als er die Brust desjenigen leicht berührte, der gerade noch als Dante zu erkennen war, zerfiel die Haut und ein Teil seiner Rippen zu Staub.
Jacques zog seine Hand hastig wieder zurück und erhob sich. Eine Weile war er unschlüssig, was er unternehmen sollte. Dann tat er das, was seiner Meinung nach angesichts des seltsamen Fundes das einzig Richtige war: Er informierte Deville.
Keine Stunde später traf das Oberhaupt der Sippe zusammen mit Daswadan im Penthouse ein. Die beiden inspizierten kurz die Leichname und warfen sich dann einen langen bedeutungsvollen Blick zu.
Jacques runzelte die Stirn. Daß die beiden Deightons und Dantes Überreste kaum in Augenschein nahmen, zeigte ihm, daß sie nicht zum ersten Mal mit derartigen Leichnamen
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