Die Rueckkehr des Nexius
gehalten.
»Ich habe Defoe auch schon vergeblich gesucht«, sagte einer der anwesenden Vampire.
»Ist er denn nicht in seinen Gemächern?« fragte Daswadan.
»Dort habe ich vorhin nachsehen lassen. Aber keine Spur von ihm.« »Vielleicht ist er zur Jagd ausgeflogen«, vermutete ein anderer. »Es ist in den letzten Jahren doch schon häufiger vorgekommen, daß er sich ein paar Tage vom Gut entfernt hat.«
»Ja«, sagte Deville. »Aber nie, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Außerdem wußte er, daß wir beide noch eine wichtige Sache zu besprechen haben. Das wird er kaum vergessen haben.«
»Was kann dann mit ihm sein?«
»Uns wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als abzuwarten«, ließ sich Daswadan vernehmen. »Ich denke, Defoe wird uns schon eine schlüssige Erklärung für sein plötzliches Verschwinden liefern.«
»Und wenn ihm etwas zugestoßen ist?«
Deville zog die Augenbrauen zusammen und sah den Fragesteller unwillig an. »Hier auf dem Gut? Wer sollte uns hier etwas anhaben können? Außerdem hätten wir den Impuls empfangen.«
Der Angesprochene hob die Schultern und schwieg.
»Lassen wir uns den Abend nicht verderben«, schloß Deville. »De-foe wird schon wieder auftauchen.«
Nofretete verabschiedete sich recht früh aus der Runde und zog sich in ihre Gemächer zurück. Als Jacques irgendwann später ebenfalls gehen wollte, zog Deville ihn vertraulich in eine Ecke.
»Ich habe bemerkt, daß du meinem Rat gefolgt bist und ein wenig Abstand von Nofretete hältst«, stellte er lobend fest.
Jacques blickte ihn verwundert an. »Aber natürlich. Ganz so, wie du es mir geraten hast. Hast du etwas anderes erwartet?«
Deville wiegte den Kopf. »Ich war mir in der Tat nicht sicher. Ich bin mir der außerordentlichen Anziehungskraft bewußt, die Nofretete ausstrahlt. Ich konnte nur hoffen, daß du ihr widerstehst.«
Jacques lachte leise. »Du weißt doch, daß du dich auf mich verlassen kannst.«
Deville legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ja, das weiß ich.«
Jacques verabschiedete sich und begab sich in sein eigenes Quartier - jedoch nur, um von dort aus schnurstracks und in Fledermaus-gestalt zum offenstehenden Fenster von Nofretetes Zimmer zu fliegen.
Sie lag auf ihrem Bett und lächelte ihn an, als er den Raum betrat.
»Ich habe auf dich gewartet«, sagte sie mit leuchtenden Augen. Dann hob sie mit einer Hand die Decke an, so daß er sehen konnte, daß sie darunter nackt war.
Er beeilte sich, aus seinen Kleidern zu kommen, stürzte zu ihr, und kurz darauf versanken sie in leidenschaftlicher Umarmung und liebten sich.
Genau wie jeden bisherigen Tag.
*
Deville sollte recht behalten - anders jedoch, als er es erhofft hatte. Zwei Tage später tauchte Defoe tatsächlich wieder auf - beziehungsweise das, was noch von ihm übriggeblieben war.
»Hier«, sagte Daswadan anklagend, nachdem er Deville in einen Kellerraum geführt hatte, und deutete die mumifizierten Überreste eines humanoiden Körper, die er dort auf einem Tisch ausgebreitet hatte. Mehr als die Hälfte war bereits zu Staub zerfallen. »Das hat eine der Dienerkreaturen vor einer Stunde in einem kleinen Waldstück in der Nähe entdeckt. Ein paar Tage später, und wir hätten wahrscheinlich gar nichts mehr von ihm gefunden!«
Deville beugte sich über die Überreste. Die Vorderseite des Kopfes war vollkommen zerfallen. »Und du bist sicher, daß es sich um De-foe handelt?«
Daswadan zeigte auf den Ring, der sich an einem noch halbwegs gut erhaltenen Finger der rechten Hand befand. »Das ist sein Ring. Ich kenne ihn genau.«
Deville richtete sich wieder auf und schüttelte nachdenklich sein graues Haupt. »Ich habe noch nie gesehen, daß einer von uns auf eine derartige Art und Weise ums Leben gekommen ist, noch dazu, ohne einen Todesimpuls freizusetzen.«
»Wer oder was mag ihn so zugerichtet haben? Er ist nicht einmal gleich zu Staub zerfallen.«
Deville straffte sich.
»Vielleicht ist es eine Art Krankheit«, sagte er ohne rechte Überzeugung. »Ich werde in ein paar alten Büchern unserer Rasse nachschlagen. Vielleicht finde ich dort irgendwo einen Hinweis. Du wirst einstweilen die anderen informieren, daß Defoe tot ist. Aber über die genauen Umstände sollten wir sie im unklaren lassen.«
Daswadan nickte ergeben.
Grübelnd verließ Deville den Raum.
* Für Jacques waren die Tage und Nächte mit Nofretete wie ein einziger Traum. Was immer er ihr erklärte, zeigte oder beibrachte, stets reagierte sie darauf mit
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