Die Rückkehr des Poeten
damals in allen Zeitungen.«
»Sehen Sie, Bob Backus ist ein psychopathischer Mörder, aber er ist ein extrem cleverer Psychopath. Außer diesen fiktiven Kerlen aus Büchern und Filmen gibt es niemanden, der so clever ist wie er. Nicht einmal Ted Bundy. Wir müssen davon ausgehen, dass er von Anfang an einen Fluchtplan hatte. Vom ersten Tag an. Als ich ihn vor acht Jahren durch jenes Fenster geballert habe, hatte er sicher schon einen Plan parat, darauf können Sie Gift nehmen. Damit meine ich Geld, Ausweise, alles, was er brauchte, um eine neue Person zu werden und unterzutauchen. Wahrscheinlich hatte er alles bei sich. Wir nehmen an, dass er sich von L.A. zunächst an die Ostküste durchschlug und dann nach Europa absetzte.«
»Er legte in seiner Eigentumswohnung Feuer«, sagte ich.
»Richtig, das schreiben wir ihm zu. Demnach war er, drei Wochen nachdem ich in L.A. auf ihn geschossen hatte, in Virginia. Ein raffinierter Schachzug. Er fackelte die Wohnung ab und setzte sich dann nach Europa ab, wo er erst einmal eine Weile untertauchte und sein Aussehen veränderte, um dann wieder von vorn anzufangen.«
»In Amsterdam.«
Sie nickte.
»Der erste dieser Morde in Amsterdam ereignete sich, sieben Monate nachdem der Gesichtschirurg in Prag verbrannt war.«
Ich nickte. Es schien alles ins Bild zu passen. Dann fiel mir etwas anderes ein.
»Wie will es der FBI-Direktor als große Überraschung verkaufen, dass Backus noch am Leben ist, wo Sie doch vier Jahre zuvor bereits Amsterdam hatten?«
»Um dieses Argument zu entkräften, hat er eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Die erste und wichtigste wäre, dass es unter die Amtszeit eines anderen FBI-Direktors fiel. Daher kann er nötigenfalls alles seinem Vorgänger in die Schuhe schieben. Das hat beim FBI Tradition. Und außerdem, einmal ganz realistisch betrachtet: Das Ganze ist im Ausland passiert, und es war kein Ermittlungsverfahren, das wir geführt haben. Und es wurde nie hundertprozentig bestätigt. Wir hatten eine Handschriftenanalyse, aber das war auch schon alles. So etwas hat auf keinen Fall den gleichen Stellenwert wie ein Fingerabdruck oder ein DNS-Vergleich. Deshalb kann der Direktor einfach geltend machen, in Amsterdam habe es keine eindeutigen Indizien für Backus’ Täterschaft gegeben. So oder so, ist er also aus dem Schneider. Er braucht sich nur um das Hier und Jetzt Sorgen zu machen.«
»Augenblicksmanagement sozusagen.«
»FBI in Reinkultur.«
»Und Sie und Ihre Kollegen sind einverstanden, dass er damit an die Öffentlichkeit geht?«
»Nein. Wir haben uns eine Woche ausgebeten. Er hat uns den Tag heute gegeben. Die Pressekonferenz ist um achtzehn Uhr Eastern Time.«
»Als ob heute noch groß was passieren würde.«
»Ja, das ist uns klar. Wir sind gelackmeiert.«
»Backus wird wahrscheinlich untertauchen, sich wieder das Gesicht operieren lassen und weitere vier Jahre in der Versenkung verschwinden.«
»Wahrscheinlich. Aber für den Direktor bleibt die Sache dann ohne Konsequenzen. Er hat nichts zu befürchten.«
Wir schwiegen eine Weile, während wir uns das alles durch den Kopf gehen ließen. Ich konnte die Entscheidung des FBI-Direktors verstehen, aber sie kam eindeutig ihm zugute und nicht den Ermittlungen.
Wir waren auf der Interstate 15, und ich ordnete mich ganz rechts ein, um auf den Blue Diamond Highway überzuwechseln.
»Worüber wurde bei dem Neun-Uhr-Treffen gesprochen, vor der Besprechung mit dem Direktor?«
»Der übliche Rundlauf. Aktualisierungen des Wissensstands von jedem Agenten.«
»Und?«
»Nichts und. Es gab nicht allzu viel Neues. Nur ein paar Kleinigkeiten. Vor allem haben wir über Sie gesprochen. Ich zähle auf Sie, Harry.«
»Inwiefern?«
»Dass Sie uns hier auf eine neue Spur bringen. Wo fahren wir hin?«
»Wissen Ihre Leute, dass wir gemeinsame Sache machen, oder sollen sie immer noch auf mich aufpassen? «
»Ich glaube, Letzteres wäre ihnen lieber – ich weiß sogar, dass es so ist. Aber das wäre langweilig, und außerdem, wie bereits gesagt, was können sie mir schon groß tun, wenn sie rausfinden, dass ich gemeinsame Sache mit Ihnen mache? Mich nach Minot zurückschicken? Und selbst wenn, inzwischen habe ich diesen Ort richtig ins Herz geschlossen.«
»Eine Versetzung nach Minot mag Sie ja vielleicht nicht mehr groß jucken, aber sie könnten Sie auch woandershin schicken. Haben Sie nicht auch in Guam und solchen Orten Außenstellen?«
»Schon, aber das ist alles relativ. Soviel ich
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