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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Kühlschrank und nahm die Wasserflasche heraus. Sie schenkte sich ein Glas ein und stellte dann die Flasche zurück. Sie verließ die Küche ohne ein weiteres Wort.
    »Ich finde, du solltest gehen«, sagte Eleanor zu mir. »Ich bin im Moment zu müde, um darüber zu sprechen.«
    »Na gut. Ich schaue nur noch kurz zu ihr rein, mich von ihr verabschieden.«
    »Aber weck sie nicht.«
    »Keine Sorge.«
    Ich ging ins Schlafzimmer meiner Tochter zurück. Wir hatten das Licht angelassen. Ich setzte mich auf die Seite des Betts, die ihr am nächsten war, und betrachtete sie einfach eine Weile im Schlaf. Dann strich ich ihr Haar zurück und küsste sie auf die Wange. Ich roch den Duft von Babyshampoo in ihrem Haar. Ich küsste sie noch einmal und flüsterte »Gute Nacht«. Ich machte das Licht aus und saß dann noch ein paar Minuten da, einfach um zu schauen und zu warten. Worauf, wusste ich nicht. Wahrscheinlich hoffte ich, Eleanor käme herein und setzte sich ebenfalls ans Bett, damit wir vielleicht gemeinsam unsere schlafende Tochter ansehen könnten.
    Nach einer Weile stand ich auf und machte das Babyfon wieder an. Ich verließ das Zimmer, um nach draußen zu gehen. Im Haus war es still, als ich zur Eingangstür ging. Ich sah Eleanor nicht. Sie war schlafen gegangen und hatte offensichtlich nicht das Bedürfnis, mich noch einmal zu sehen. Ich zog die Eingangstür zu und vergewisserte mich, dass sie abgeschlossen war, bevor ich wegging.
    Das laute Schnappen von Stahl auf Stahl war von einer Endgültigkeit, die in mir hin und her prallte wie ein Querschläger.

30
    U
    m acht Uhr morgens stand ich mit meinem Mercedes vor dem Eingang des Embassy Suites in der Paradise Road. Ich hatte zwei große Starbucks-Kaffees in den Becherhaltern und eine Tüte Doughnuts. Ich war frisch geduscht und rasiert. Ich hatte die Kleider, in denen ich geschlafen hatte, gewechselt. Ich hatte den Wagen aufgetankt und mein Abhebungslimit am Geldautomaten der Tankstelle voll ausgeschöpft. Ich war bereit für einen Tag in der Wüste, aber Rachel Walling kam nicht durch die Glastür nach draußen. Nachdem ich fünf Minuten gewartet hatte, wollte ich sie anrufen, aber dann klingelte mein Handy. Sie war es.
    »Bei mir dauert es noch fünf Minuten.«
    »Wo sind Sie?«
    »Ich musste zu einer Besprechung in die Außenstelle. Ich bin gerade auf dem Weg zurück ins Hotel.«
    »Was für eine Besprechung?«
    »Das erzähle ich Ihnen, wenn ich da bin. Ich bin inzwischen auf der Paradise.«
    »Okay.«
    Ich klappte das Handy zu und sah, während ich wartete, auf die Werbung am Heck eines Taxis, das vor mir stand. Es war eine Werbung für eine Show im Riviera. Darauf waren die wunderschön proportionierten Rückenansichten eines Dutzends Frauen zu sehen, die nackt nebeneinander standen. Das erinnerte mich an den sich wandelnden Charakter von Las Vegas und was in dem Times-Artikel über die Vermissten angesprochen worden war. Ich dachte an die ganzen Leute, die mit der Familienkarte hierher gekommen waren, um diese Karte bei ihrer Ankunft mit so einer Reklame und tausend anderen wie dieser entwertet zu bekommen.
    Ein typisches FBI-Auto – ein Crown Victoria – kam aus der entgegengesetzten Richtung auf mich zu und hielt neben mir an. Rachel ließ das Seitenfenster herunter.
    »Soll ich fahren?«
    »Ich fahre lieber selber«, sagte ich. So hätte ich die Lage etwas besser unter Kontrolle.
    Sie erhob keine Einwände. Sie fuhr den Crown Vic in eine Parklücke und stieg bei mir ein.
    Ich fuhr nicht los.
    »Wollen Sie die zwei Kaffee ganz allein trinken?«, fragte sie.
    »Nein, einer ist für Sie. Zucker ist in der Tüte. Kaffeesahne hatten sie keine.«
    »Ich nehme keine.«
    Sie griff sich einen der Kaffeebecher und trank daraus. Ich schaute nach vorn, durch die Windschutzscheibe, dann in den Rückspiegel. Und ich wartete.
    »Na«, sagte sie schließlich, »wollen wir?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, wir sollten erst reden.«
    »Worüber?«
    »Was hier eigentlich los ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was haben Sie so früh in der Außenstelle gemacht? Was wird da gespielt, Agent Walling?«
    Sie ließ verärgert den Atem entweichen.
    »Hören Sie, Harry, Sie vergessen hier eines. Dieses Ermittlungsverfahren ist für das FBI extrem wichtig. Man könnte sogar sagen, der Direktor ist direkt beteiligt.«
    »Und?«
    »Und wenn er um zehn eine Einsatzbesprechung will, heißt das, die Agenten in Quantico und draußen im Außendienst kommen um neun zusammen, um

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