Die Rückkehr des Poeten
sicherzustellen, dass wir auch wissen, was wir ihm erzählen, und dass es zu keinen Fehlinformationen kommt.«
Ich nickte. Jetzt war mir alles klar.
»Und neun Uhr morgens in Quantico ist sechs Uhr morgens in Las Vegas.«
»So ist es.«
»Und was ist um zehn passiert? Was haben Sie alle dem Direktor erzählt?«
»Das ist FBI-Angelegenheit.«
Ich sah sie an, und sie wartete mit einem Lächeln.
»Aber ich werde es Ihnen erzählen, weil Sie mir gleich auch alle Ihre Geheimnisse erzählen werden. Der Direktor will damit an die Öffentlichkeit gehen. Es nicht zu tun wäre zu riskant. Wenn das Ganze später unkontrolliert herauskommt, wird es so aussehen, als hätten wir es vertuschen wollen. Alles eine Frage des richtigen Timings, Harry.«
Ich fuhr in Richtung Ausfahrt los. Meine Route stand bereits fest. Ich würde die Flamingo Road zur Interstate 15 nehmen und dann schnell zum Blue Diamond Highway hinüberfahren. Von da ginge es dann immer geradeaus nach Norden. Nach Clear.
»Was wird er ihnen erzählen?«
»Er wird am späten Nachmittag eine Pressekonferenz abhalten. Er wird bekannt geben, dass Backus offensichtlich noch am Leben ist und dass wir nach ihm fahnden. Er wird das Foto zeigen, das McCaleb von dem Mann aufgenommen hat, der sich Shandy nannte.«
»Sind Sie dem allem schon weiter nachgegangen?«
»Ja. Allerdings haben wir über diesen Shandy noch nichts Näheres – wahrscheinlich war das nur irgendein Name, den er Terry McCaleb genannt hat. Aber während wir uns hier unterhalten, wird bereits eine Auswertung der Fotos und ein Vergleich der von McCaleb aufgenommenen Fotos mit Fotos von Backus vorgenommen. Dem vorläufigen Befund zufolge ist darauf ein und dieselbe Person zu sehen. Es war Backus.«
»Und Terry hat ihn nicht erkannt?«
»Na ja, irgendetwas kam ihm doch offensichtlich spanisch an ihm vor. Er hat die Fotos gemacht, also muss er einen Verdacht gehabt haben. Aber dieser Kerl hatte einen Vollbart und trug Mütze und Sonnenbrille. Der zuständige Analyst meinte, er hätte sich Nase und Gebiss ändern lassen und hätte möglicherweise Wangenimplantate gehabt. Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die er hätte machen lassen können, sogar einen Eingriff, um seine Stimme zu verändern. Nehmen Sie doch nur mich, ich habe die Fotos gesehen und war mir auch nicht sicher, obwohl ich fünf Jahre lang direkt mit Backus zusammengearbeitet habe, wesentlich länger als Terry McCaleb. McCaleb wurde nach L.A. versetzt, um dort die Behavioral-Sciences-Außenstelle zu besetzen.«
»Irgendeine Idee, wo er das alles hat machen lassen?«
»In der Beziehung sind wir uns ziemlich sicher. Vor sechs Jahren wurden in Prag die Leichen eines Chirurgen und seiner Frau gefunden – in seinem vollständig niedergebrannten Haus, in dem auch seine Praxis war. Es existierte bereits eine Interpol-Akte über den Arzt. Die Ehefrau war seine Arzthelferin. Er stand im Verdacht, gegen Bezahlung Gesichtsoperationen vorgenommen zu haben. Die Theorie war, dass jemand, dem er das Gesicht umoperiert hatte, ihn und seine Frau umgebracht hatte, um seine Spuren zu verwischen. Alle Unterlagen, die er möglicherweise über die von ihm vorgenommenen Gesichtsoperationen aufbewahrt hatte, wurden bei dem Brand vernichtet. Als Ursache wurde Brandstiftung angegeben.«
»Wie wurde der Zusammenhang mit Backus hergestellt?«
»Etwas Konkretes haben wir nicht. Aber wie Sie sich sicher vorstellen können, haben wir uns nach Backus’ Enttarnung alles, was er als Agent tat oder auch nur anfasste, gründlichst vorgenommen. Seine gesamte Fallgeschichte wurde so weit wie möglich aufgearbeitet. Er war sehr oft in beratender Funktion im Ausland. Teil der Imagepflege des FBI. Er war unter anderem in Polen, Jugoslawien, Italien, Frankreich und was weiß ich wo sonst noch überall.«
»Auch in Prag?«
Sie nickte.
»Er war in Zusammenhang mit einem Fall in Prag. Als Berater. Junge Frauen, die verschwanden und im Fluss landeten. Prostituierte. Der Arzt – der Gesichtschirurg – wurde im Zuge der Ermittlungen vernommen, weil er bei drei Opfern eine Brustvergrößerung vorgenommen hatte. Backus war dort. Er war bei der Vernehmung des Arztes dabei.«
»Und er könnte über die mutmaßliche Nebenbeschäftigung des Doktors Bescheid gewusst haben.«
»Auf jeden Fall. Wir glauben, er wusste davon, und wir glauben, er war bei ihm, um sich das Gesicht verändern zu lassen.«
»Das kann aber nicht ganz einfach gewesen sein. Sein richtiges Gesicht war
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