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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nicht. Möglicherweise wegen des Films. Als der Film herauskam, bekam McCaleb haufenweise Post von anderen Transplantationspatienten. Er war für eine Menge Leute mit einem ähnlichen Schicksal fast so etwas wie ein Held.«
    Als wir auf dem Blue Diamond Highway nach Norden fuhren, sah ich das Schild einer Travel-America-Raststätte und erinnerte mich an den Beleg, den ich in Terry McCalebs Auto gefunden hatte. Ich fuhr vom Highway, obwohl ich den Mercedes voll getankt hatte, nachdem ich am Morgen von Eleanors Haus losgefahren war. Ich hielt an und sah mir die Raststätte einfach nur an.
    »Was ist? Müssen Sie tanken?«
    »Nein, der Tank ist noch fast voll. Es ist nur … McCaleb war hier.«
    »Wie bitte? Sind Sie jetzt unter die Hellseher gegangen oder was?«
    »Nein, ich habe in seinem Auto einen Zahlungsbeleg gefunden. Ich frage mich, ob das heißt, dass er nach Clear hochgefahren ist.«
    »Nach Clear?«
    »Ja, das ist eine kleine Ortschaft. Das ist der Ort, wohin wir fahren.«
    »Na, das werden wir wohl nur herausfinden, wenn wir hinfahren und ein paar Fragen stellen.«
    Ich nickte und fuhr wieder auf den Blue Diamond und weiter in Richtung Norden. Unterwegs erzählte ich Rachel von meiner Theorie zur Theorie. Sprich, von meiner Ansicht zu McCalebs Dreieck und wie Clear in dieses Bild passte. Mir entging nicht, dass ich damit ihr Interesse weckte. Sie könnte deswegen sogar richtig in Aufregung geraten sein. Sie gab mir hinsichtlich der Opfer Recht und auch hinsichtlich der Frage, wie und warum die Wahl auf sie gefallen sein könnte. Sie bestätigte, dass meine Ansicht mit der Viktimologie – ihr Wort – in Amsterdam übereinzustimmen schien.
    Nach einem einstündigen Brainstorming zu diesem Thema wurden wir schließlich still, als wir uns Clear näherten. Die karge, unwirtliche Landschaft wurde immer mehr von Außenposten menschlicher Besiedlung durchsetzt, und wir sahen Werbetafeln für die Bordelle, die vor uns lagen.
    »Waren Sie mal in einem von denen?«, fragte mich Rachel.
    »Nein.«
    Ich dachte an die Puffzelte in Vietnam, brachte sie aber nicht zur Sprache.
    »Ich habe nicht gemeint als Kunde, sondern dienstlich.«
    »Ebenfalls nein. Allerdings habe ich auf diesem Weg einige Leute aufgespürt. Und damit meine ich, über Kreditkarten und andere Dinge. Wir dürfen seitens der Leute hier nicht mit allzu großer Kooperationsbereitschaft rechnen. Zumindest habe ich am Telefon diese Erfahrung gemacht. Und den zuständigen Sheriff einzuschalten wäre ein Witz. Der Staat kassiert Steuern von diesen Läden. Ein Großteil davon fließt wieder ans County zurück.«
    »Verstehe. Wie sollen wir es dann anpacken?«
    Fast musste ich grinsen, weil sie wir gesagt hatte. Ich gab die Frage an sie zurück.
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Ich würde vorschlagen, wir marschieren einfach durch den Vordereingang rein.«
    Mit anderen Worten, wir machen kein Hehl aus unseren Absichten, sondern gehen einfach rein und stellen unsere Fragen. Ich war nicht sicher, ob das die richtige Methode war, aber sie hatte eine Dienstmarke und ich nicht.
    Wir passierten die Stadt Pahrump und kamen zehn Meilen weiter an eine Kreuzung mit einem Schild, auf dem unter einem nach links zeigenden Pfeil CLEAR stand. Ich fuhr in die angegebene Richtung, und bald wich der Asphaltbelag einem Schotteruntergrund, von dem ein schmaler Staubstreifen hinter meinem Auto aufstieg. Die Stadt Clear konnte uns schon aus einer Meile Entfernung kommen sehen.
    Das heißt, falls sie nach uns Ausschau hielt. Wie sich herausstellte, war die Stadt Clear jedoch wenig mehr als eine Wohnwagensiedlung. Die Schotterstraße führte uns zu einer weiteren Kreuzung und einem weiteren Schild mit einem Pfeil. Wir bogen wieder nach Norden ab und kamen wenig später zu einer freien Stelle, wo ein alter Wohnwagen stand, von dessen Nieten der Rost tropfte. Auf einem Schild, das oben um den Wohnwagen herum lief, stand: WILLKOMMEN IN CLEAR. SPORTS BAR GEÖFFNET. ZIMMER FREI. Auf dem freien Platz vor der Bar standen keine Autos.
    Ich fuhr an einem alten Wohnwagen mit Begrüßungsschild vorbei, hinter dem die Straße in eine Siedlung aus weiteren Wohnwagen führte, die wie Bierdosen in der Sonne schmorten. Wenige davon befanden sich in besserem Zustand als der Begrüßungswagen. Schließlich kamen wir zu einem festen Bauwerk, das anscheinend sowohl das Rathaus beherbergte als auch die Quelle, nach der die Stadt benannt war. Wir fuhren weiter und wurden mit einem weiteren Schild belohnt,

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