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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mich an und sagte: »Hoffentlich haut das hin.«

32
    D
    ie Frauen auf dem Rücksitz waren stinksauer, aber Rachel ließ das kalt. Seit jenem Abend damals in Los Angeles war sie – oder sonst jemand – nicht mehr so dicht an Backus herangekommen. Seit jenem Abend, an dem sie ihn rücklings durch die Glasscheibe in das Nichts hatte fallen sehen, das scheinbar jede Spur von ihm verschluckt hatte.
    Bis jetzt. Und das Letzte, weshalb sie sich jetzt Gedanken machen würde, waren die Proteste der zwei Prostituierten auf dem Rücksitz von Boschs Auto. Das Einzige, weswegen sie sich Gedanken machte, war ihre Entscheidung, bei Bosch mitzufahren. Inzwischen hatten sie zwei Personen in Gewahrsam und beförderten sie in einem Privatauto. Es war eine Frage der Sicherheit, und sie war nicht sicher, wie sie bei ihrem Zwischenstopp an der Sports Bar verfahren sollten.
    »Ich weiß, was wir tun«, sagte Bosch, als er von den drei Bordellen am Ende der Straße losfuhr.
    »Ich auch«, sagte Rachel. »Sie bleiben bei den beiden, wenn ich reingehe.«
    »Nein, auf keinen Fall. Sie brauchen Verstärkung. Wir haben doch gerade gesehen, dass wir uns nicht trennen sollten.«
    »Was schlagen Sie dann vor?«
    »Ich mache bei den Türen hinten die Kindersicherung rein. Dann kriegen sie sie nicht auf.«
    »Und was soll sie daran hindern, nach vorn zu klettern und dort auszusteigen?«
    »Wo sollen sie denn groß hin? Sie haben keine Wahl, habe ich Recht, meine Damen?«
    Er sah in den Rückspiegel.
    »Leck mich doch«, antwortete die Frau, die Mecca hieß.
    »Sie können nicht einfach so mit uns umspringen. Wir sind hier nicht diejenigen, die was Strafbares getan haben.«
    »Wie ich Ihnen eben erklärt habe, können wir das sehr wohl«, sagte Rachel in genervtem Ton. »Sie sind in einem strafrechtlichen Ermittlungsverfahren als Zeugen in bundespolizeilichen Gewahrsam genommen worden. Sie werden in aller Form vernommen und dann wieder freigelassen.«
    »Na, dann tun Sie das lieber gleich. Bringen wir es hinter uns.«
    Als Rachel sich den Führerschein der Frau angesehen hatte, hatte sie zu ihrer Überraschung festgestellt, dass sie tatsächlich Mecca hieß. Mecca McIntyre. Was für ein Name.
    »Das geht aber nicht, Mecca. Auch das habe ich Ihnen gerade erklärt.«
    Bosch fuhr auf den gekiesten Platz vor der Sports Bar. Es standen keine anderen Autos da. Er ließ alle Fenster ein paar Zentimeter nach unten und machte den Motor aus.
    »Ich stelle die Alarmanlage an«, sagte er. »Wenn Sie über den Sitz steigen und die Tür öffnen, geht der Alarm los. Dann kommen wir nach draußen und fangen Sie wieder ein. Versuchen Sie es also erst gar nicht. Wir sind gleich wieder zurück.«
    Rachel stieg aus und schloss die Tür. Sie probierte wieder ihr Handy, aber es ging immer noch nicht. Sie sah, wie Bosch das Gleiche tat und den Kopf schüttelte. Sie beschloss, das Telefon in der Sports Bar zu beschlagnahmen, falls es dort eines gab, und in der Außenstelle Las Vegas anzurufen, um durchzugeben, was sie herausgefunden hatte. Sie nahm an, Cherie Dei wäre sehr wütend und sehr zufrieden.
    »Ach, übrigens«, sagte Bosch, als sie zu der Rampe kamen, die zur Tür des Wohnwagens hinaufführte, »haben Sie ein Ersatzmagazin für Ihre SIG.«
    »Klar.«
    »Wo? An Ihrem Gürtel?«
    »Ja, warum?«
    »Nur so. Ich habe vorhin gesehen, wie sich Ihre Hand an Ihrer Jacke verfangen hat.«
    »Sie hat sich nicht verfangen. Ich habe nur – worauf wollen Sie hinaus?«
    »Nichts. Ich wollte nur sagen, dass ich meine Ersatzmunition immer in meiner Jackentasche hatte. Zur Beschwerung, wissen Sie. Damit die Jacke durch das zusätzliche Gewicht ganz nach hinten und aus dem Weg gezogen wurde, wenn man sie zurückschlagen musste.«
    »Danke für den Tipp«, sagte sie neutral. »Aber können wir uns jetzt auf das hier konzentrieren?«
    »Sicher, Rachel. Übernehmen Sie jetzt das Kommando?«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ganz und gar nicht.«
    Er folgte ihr die Rampe hinauf. Sie glaubte, im spiegelnden Glas der Wohnwagentür ein Lächeln in seinem Gesicht zu sehen. Sie öffnete die Tür und betätigte damit eine Glocke, die ihre Ankunft ankündigte.
    Sie betraten eine kleine, leere Bar. Rechts war ein Billardtisch, der grüne Filz von der Zeit gebleicht und von verschütteten Getränken mit Flecken übersät. Obwohl es ein kleiner Tisch war, war auf dem engen Raum nicht genug Platz um ihn herum. Vermutlich musste man das Queue schon beim ersten Stoß vierzig Grad

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