Die Rückkehr des Poeten
Dienstleistungen den Kunden kosten würden. Zwei der sexuellen Handlungen waren durch ein Sternchen gekennzeichnet. Am Ende der Seite fand sich ein Hinweis, dass es sich bei den mit Sternchen gekennzeichneten Leistungen um persönliche Spezialitäten handelte.
»Aha«, sagte ich, während ich das Angebot studierte.
»Könnte sein, dass ich für einige dieser Dienste einen Dolmetscher brauche.«
»Ich helfe dir. Für welche?«
»Wie viel kostet es, bloß zu reden?«
»Wie meinst du das? Dass ich unanständiges Zeug zu dir sage? Oder du zu mir?«
»Nein, nur reden. Ich möchte dich nach einem Kerl fragen, den ich suche. Er ist von hier aus der Gegend.«
Ihre Haltung änderte sich. Sie setzte sich auf und brachte dabei ein paar Zentimeter mehr Abstand zwischen sich und mich, was mir nur recht war, weil ihr Parfum meine von den Räucherstäbchen angegriffenen Nasenschleimhäute malträtierte.
»Da solltest du vielleicht lieber mit Tawny reden, wenn sie fertig ist.«
»Ich will aber mit dir reden, Tammy. Ich zahle einen Hunderter für fünf Minuten. Und ich lege noch mal einen drauf, wenn du mir irgendwas über diesen Kerl sagen kannst.«
Sie dachte kurz nach. Der Speisekarte zufolge reichten zweihundert Dollar nicht einmal für eine Stunde Arbeit. Aber wenn mich nicht alles täuschte, handelte es sich dabei keineswegs um Festpreise, und außerdem stand draußen auf dem rosafarbenen Beton niemand Schlange, um endlich an die Reihe zu kommen.
»Irgendjemand hier wird mein Geld einstecken«, sagte ich. »Warum also nicht du?«
»Okay, aber mach bitte schnell. Wenn Tawny merkt, dass du kein zahlender Kunde bist, wirft sie dich raus und setzt mich ans Ende der Reihe.«
Jetzt begriff ich. Sie hatte mir geöffnet, weil sie dran war. Ich hätte mir jede beliebige Frau auf den Sofas aussuchen können, aber Tammy war als Erste an der Reihe gewesen.
Ich zog mein Geld aus der Tasche und gab ihr hundert Dollar. Den Rest behielt ich in der Hand, während ich die Fotos herausholte und vor ihr aufs Bett legte. Rachel hatte den Fehler gemacht, die Frauen im Sheila’s zu fragen, ob sie einen der Männer auf den Fotos wiedererkannten. Das lag daran, dass sie nicht die Gewissheit hatte, die ich hatte. Ich war mir meiner Theorie sicherer, und ich machte bei Tammy diesen Fehler nicht.
Das erste Foto, das ich ihr zeigte, war die Frontalaufnahme von Shandy auf Terry McCalebs Boot.
»Wann hast du ihn hier zum letzten Mal gesehen?«, fragte ich sie.
Tammy sah sich das Foto ziemlich lange an. Sie nahm es mir nicht aus der Hand, obwohl ich es ihr gegeben hätte, damit sie es halten könnte. Nach einem, wie es schien, endlos langen Augenblick, als ich schon dachte, die Tür würde auffliegen und die Frau, die Tawny hieß, würde mich zum Gehen auffordern, sagte sie endlich etwas: »Ich weiß nicht … vor einem Monat vielleicht, aber vielleicht ist es auch schon etwas länger her. Er ist schon eine ganze Weile nicht mehr aufgetaucht.«
Am liebsten wäre ich aufs Bett gestiegen und darauf herumgehüpft, aber ich beherrschte mich. Ich wollte sie in dem Glauben lassen, ich wüsste bereits alles, was sie mir sagte. So würde sie sich wohler fühlen und entgegenkommender sein.
»Weißt du noch, wo du ihn gesehen hast?«
»Gleich vor der Tür. Ich habe einen Kunden nach draußen begleitet, und da stand Tom und hat gewartet.«
»Aha. Hat er irgendwas gesagt?«
»Nein, das hat er nie. Eigentlich kennt er mich gar nicht richtig.«
»Und was ist dann weiter passiert?«
»Nichts ist passiert. Mein Typ stieg zu ihm ins Auto, und sie fuhren weg.«
Ich begann mir ein Bild zu machen. Tom hatte ein Auto. Er war ein Fahrer.
»Wer hat ihn angerufen? Du oder der Kunde?«
»Wahrscheinlich war es Tawny. Aber eigentlich kann ich das nicht mehr sagen.«
»Weil es ständig vorkam.«
»Ja.«
»Aber er ist schon, wie lange, einen Monat nicht mehr aufgetaucht?«
»Ja. Vielleicht auch schon länger. Hilft dir das schon weiter? Ich meine, was willst du eigentlich wissen?«
Sie sah auf den zweiten Hunderter in meiner Hand.
»Zwei Dinge. Weißt du Toms Nachnamen?«
»Nein.«
»Okay, wie kann man ihn erreichen, wenn man einen Fahrer braucht?«
»Ich würde sagen, man ruft ihn einfach an.«
»Kannst du mir die Nummer geben?«
»Geh doch einfach rüber zur Sports Bar. Dort rufen wir ihn an. Auswendig weiß ich die Nummer nicht. Sie ist gleich neben dem Telefon am Eingang.«
»In der Sports Bar, okay.«
Ich gab ihr das Geld nicht.
»Noch eine
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