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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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letzte Sache.«
    »Das sagst du ständig.«
    »Ich weiß, aber diesmal meine ich es.«
    Ich zeigte ihr den Sechserpack Fotos von den Vermissten, den Rachel mitgebracht hatte. Sie waren besser und schärfer als die Fotos in dem Zeitungsbericht. Es waren farbige Schnappschüsse, die Vegas Metro von Angehörigen bekommen und dann freundlicherweise an das FBI weitergegeben hatte.
    »Gehört einer von diesen Typen zu deinen Kunden?«
    »Über Kunden reden wir hier nicht. Wir sind sehr diskret und erteilen keine solchen Auskünfte.«
    »Sie sind tot, Tammy. Es spielt keine Rolle mehr.«
    Sie bekam große Augen, dann senkte sie den Blick auf die Fotos in meiner Hand. Sie nahm sie an sich und sah sie durch, als wären es Spielkarten. Am Flackern ihrer Augen konnte ich erkennen, dass sie ein Ass gezogen hatte.
    »Was ist?«
    »Also, dieser eine da sieht aus wie ein Typ, der hier war. Er war, glaube ich, bei Mecca. Du kannst ja sie fragen.«
    Ich hörte ein zweimaliges Hupen. Es kam von meinem Auto. Rachel wurde ungeduldig.
    »Okay, dann geh mal kurz Mecca holen. Dann gebe ich dir das restliche Geld. Sag ihr, dass ich auch für sie Geld habe. Sag ihr aber nicht, was ich will. Sag ihr nur, ich will zwei Mädchen gleichzeitig.«
    »Meinetwegen. Aber dann ist wirklich Schluss. Dann rückst du das Geld raus.«
    »Dann kriegst du das Geld.«
    Sie verließ das Zimmer, und ich blieb auf dem Bett sitzen und schaute mich um. Die Wände waren mit Kirschholzfolie verkleidet. Es gab ein Fenster mit einem Rüschenvorhang davor. Ich beugte mich über das Bett und zog den Vorhang auf. Es war nichts zu sehen als baumlose Wüste. Das Bett und der Wohnwagen hätten genauso gut auf dem Mond stehen können.
    Die Tür ging auf, und ich drehte mich um, um Tammy den Rest des Gelds zu geben und Meccas Anteil aus der Tasche zu holen. Aber in der Tür standen nicht zwei Frauen, sondern zwei Männer. Sie waren riesig – einer größer als der andere –, und die Arme unter ihren schwarzen T-Shirts waren über und über mit Knasttusche bestichelt. Auf dem mächtigen Bizeps des größeren Mannes war ein Totenkopf mit einem Heiligenschein, und das verriet mir, wer sie waren.
    »Was gibt’s, Doc?«, sagte der Größere.
    »Sie sind wohl Tawny«, sagte ich.
    Ohne ein Wort streckte er die Arme aus und packte zwei Fäuste voll von meinem Sakko. Er zog mich vom Bett hoch und stieß mich in den Gang hinaus in die wartenden Arme seines Partners, der mich in die entgegengesetzte Richtung, aus der ich gekommen war, den Gang hinunter schubste. Mir wurde klar, dass Rachels Hupen eine Warnung gewesen war, kein Ausdruck ihrer Ungeduld. Ich wünschte mir, ich hätte es richtig gedeutet, als mich die zwei Anabolikabomber durch eine Hintertür auf felsiges Wüstenterrain stießen.
    Ich landete auf Händen und Knien und wollte mich gerade wieder aufrichten, als einer von ihnen seinen Stiefel auf meine Hüfte stellte und mich wieder nach unten drückte. Ich versuchte wieder aufzustehen, und diesmal ließen sie mich.
    »Was es gibt, Doc, habe ich gefragt. Was haben Sie hier zu suchen?«
    »Ich habe nur ein paar Fragen gestellt, und ich habe mich bereit erklärt, für Antworten zu zahlen. Ich dachte nicht, das wäre ein Problem.«
    »Ist es aber, Chef.«
    Sie kamen auf mich zu, der Größere zuerst. Er war so riesig, dass ich seinen kleinen Bruder hinter ihm nicht sehen konnte. Bei jedem Schritt, den sie nach vorn machten, machte ich einen zurück. Und ich hatte das ungute Gefühl, dass das genau das war, was sie wollten. Sie trieben mich auf etwas zu, was hinter mir war, vielleicht auf ein Loch im Sand und in den Felsen da draußen.
    »Wer bist du, Kleiner?«
    »Ich bin ein Privatdetektiv aus L.A. Ich suche nur einen Vermissten, mehr nicht.«
    »Schön, aber Leute, die hierher kommen, wollen nicht, dass man nach ihnen sucht.«
    »Das ist mir inzwischen klar. Ich mache einfach den Abgang, und Sie werden …«
    »Entschuldigung.«
    Wir hielten alle inne. Es war Rachels Stimme. Der größere Mann drehte sich nach dem Wohnwagen um, und seine Schultern senkten sich ein paar Zentimeter. Ich konnte Rachel aus dem Hintereingang des Wohnwagens kommen sehen. Ihre Hände waren an ihren Seiten.
    »Wen haben wir denn hier?«, sagte der große Anabolikabomber. »Haben Sie Ihre Mutter mitgebracht?«
    »So was Ähnliches.«
    Während er Rachel ansah, faltete ich beide Hände zu einer Faust und schlug ihm mit voller Wucht in den Nacken. Er wankte nach vorn und gegen seinen Partner. Aber

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