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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Mädchen schieben, obwohl ihm Tawny eine spendiert hätte wie den anderen Fahrern auch.«
    »Gibt es viele Fahrer?«
    »Er war der Einzige von hier aus der Gegend«, sagte Tammy rasch. Offenbar passte ihr nicht, dass sich Mecca immer stärker in den Vordergrund spielte. »Die anderen kommen von Las Vegas hoch. Einige von ihnen arbeiten für die Casinos.«
    »Wenn es dort unten auch Fahrer gibt, wieso nahm sich dann jemand Tom, wo er doch den ganzen Weg nach Vegas fahren musste, um sie zu holen?«
    »Das hat ja auch niemand gemacht«, sagte Mecca.
    »Manchmal schon«, korrigierte Tammy sie.
    »Na ja, ein paarmal vielleicht. Irgendwelche Trottel. Meistens holten wir aber Tom nur dann, wenn sich jemand herfahren ließ und dann aber eine Weile blieb oder einen von Old Billings’ alten Wohnwägen mietete und dann eine Rückfahrgelegenheit brauchte, weil sein Fahrer längst wieder weg war. Die Fahrer von den Casinos warten nicht allzu lange. Außer vielleicht bei irgendwelchen Typen, die eine Menge Geld in den Casinos lassen, aber andererseits würden die …«
    »Ja, was?«
    »Die würden wohl kaum nach Clear kommen.«
    »In Pahrump haben sie hübschere Mädchen«, sagte Tammy sachlich, als wäre es ausschließlich ein geschäftlicher Nachteil und nichts, was ihr persönlich zu schaffen machte.
    »Und es ist nicht so weit entfernt, und die Mädchen sind teurer«, sagte Mecca. »Was wir also hier in Clear kriegen, sind eher die preisbewussten Verbraucher.«
    Gesprochen wie eine echte Marketingexpertin. Ich versuchte wieder zum Thema zurückzukommen.
    »Größtenteils kam Tom Walling also hier vorbei und fuhr Kunden nach Las Vegas oder wo sie sonst herkamen zurück.«
    »Genau.«
    »Genau.«
    »Und diese Typen – diese Kunden – blieben total anonym. Ihr lasst euch doch hier keine Ausweise zeigen, oder? Die Kunden können sich doch weiß Gott wie nennen, wenn sie hierher kommen.«
    »Klar. Einen Ausweis lassen wir sie nur vorlegen, wenn sie aussehen, als wären sie noch nicht einundzwanzig.«
    »Genau. Von den Jungen lassen wir uns die Ausweise zeigen.«
    Ich begann zu sehen, wie es abgelaufen sein könnte, wie sich Backus unter den Bordellkunden seine Opfer ausgesucht haben könnte. Wenn alles darauf hindeutete, dass sie versucht hatten, ihre Identität geheim zu halten und zu vertuschen, dass sie nach Clear gekommen waren, hatten sie sich unabsichtlich zu perfekten Opfern gemacht. Es passte auch zu den prägenden Kindheitserlebnissen, die seine Mordlust anstachelten. Das Psychogramm in seiner Akte ließ darauf schließen, dass Backus’ Störung maßgeblich von der Beziehung zu seinem Vater bestimmt war, einem Mann, der nach außen hin das hehre Image des FBI-Agenten, Helden und guten Menschen hochhielt, während er in Wirklichkeit seine Frau und seinen Sohn in einem Maß missbrauchte, dass Erstere die Flucht ergriff, solange sie noch konnte, während dem Sohn, der ihm nicht hatte entkommen können, kein anderer Ausweg blieb als der Rückzug in eine Welt voller Fantasien, die unter anderem die Ermordung seines Peinigers zum Gegenstand hatten.
    Ich merkte, dass irgendetwas nicht recht ins Bild passen wollte. Lloyd Rockland, das Opfer, das sich ein Auto gemietet hatte. Wie passte er in das Schema, wenn er keinen Fahrer gebraucht hatte?
    Ich schlug die Akte auf, die Rachel im Wagen gelassen hatte, und zog das Foto von Rockland heraus. Ich zeigte es den Frauen.
    »Dieser Mann, erkennt ihn eine von euch? Er hieß Lloyd.«
    »Hieß?«
    »Ja, er hieß so. Lloyd Rockland. Er ist tot. Kennt ihr ihn?«
    Keine von beiden konnte sich an ihn erinnern. Mir war klar, dass das auch ziemlich unwahrscheinlich gewesen wäre. Rockland war 2002 verschwunden. Ich überlegte, wie er in die Theorie passen könnte.
    »Man kriegt bei euch doch auch alkoholische Getränke, oder?«
    »Wenn der Kunde das will, kann er welche haben«, sagte Mecca. »Wir haben eine Ausschankgenehmigung.«
    »Und was ist, wenn ein Typ den ganzen Weg von Las Vegas hier hochkommt und so viel trinkt, dass er nicht mehr zurückfahren kann?«
    »Er kann seinen Rausch ausschlafen«, antwortete sie. »Er kann sich ein Zimmer nehmen, wenn er dafür zahlt.«
    »Und wenn er unbedingt nach Las Vegas zurückwill? Oder wenn er zurückmuss?«
    »Er kann in der Bar anrufen, damit sich der Bürgermeister darum kümmert. Dann bringt ihn ein Fahrer in seinem Auto nach Las Vegas zurück, und hinterher sieht der Fahrer einfach zu, dass er mit einem der Casinoautos zurückfahren kann

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