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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sehe eine Leiche. Zwei, drei Tage alt. Das Gesicht kann ich nicht sehen.«
    »Okay, sonst noch was?«
    Sie wartete. Er sagte nichts mehr. Sie legte die Hand an den Türgriff. Er ließ sich drehen.
    »Es ist nicht abgeschlossen.«
    »Rachel, nicht aufmachen«, rief Bosch. »Ich glaube … ich glaube, da ist Gas. Ich rieche noch etwas, nicht nur die Leiche. Etwas außer dem Eindeutigen. Etwas, was davon überdeckt wird.«
    Rachel zögerte, doch dann drehte sie den Knauf bis zum Anschlag und öffnete die Tür ein paar Zentimeter.
    Nichts geschah.
    Langsam zog sie die Tür ganz auf. Nichts passierte. Fliegen sahen die Öffnung und summten an ihr vorbei ans Licht. Sie wedelte sie von ihren Augen fort.
    »Bosch, ich gehe rein.«
    Sie stieg in den Wohnwagen. Mehr Fliegen. Sie waren überall. Dann traf sie der Geruch mit voller Wucht, drang in sie ein, schnürte ihr den Magen zusammen.
    Nach der Helligkeit im Freien gewöhnten sich ihre Augen an das Dämmerlicht, und sie sah die Fotos. Sie waren auf Tischen gestapelt und mit Klebstreifen an den Wänden und am Kühlschrank befestigt. Fotos der Opfer, lebendig und tot, weinend, flehend, jämmerlich. Der Tisch in der Wohnwagenküche war zu einem Arbeitsplatz umfunktioniert worden. Da waren ein Laptop, der an einen Drucker neben dem Tisch angeschlossen war, und drei einzelne Packen Fotos. Sie griff nach dem dicksten Packen und begann die Fotos durchzusehen. Wieder erkannte sie in einigen der Männer die Vermissten, deren Fotos sie nach Clear mitgenommen hatte. Aber es waren keine Familienfotos, wie sie sie dabeihatte. Es waren Aufnahmen von einem Mörder und seinen Opfern. Männer, deren Augen flehentlich in die Kamera blickten und um Vergebung und Gnade baten. Rachel stellte fest, dass alle Fotos mit nach unten gerichtetem Aufnahmewinkel gemacht worden waren, mit dem Fotografen – Backus – in der überlegenen Position, aus der er auf seine Opfer hinabblickte, während diese hofften und um ihr Leben flehten.
    Als sie die Fotos nicht mehr länger ansehen konnte, legte sie sie zurück und griff nach dem zweiten Packen. Dieser bestand aus weniger Fotos, und auf den meisten davon waren eine Frau und zwei Kinder in einem Einkaufszentrum zu sehen. Sie legte sie zurück und wollte gerade die Kamera wegnehmen, die den dritten Packen Fotos beschwerte, als Bosch in den Wohnwagen kam.
    »Rachel, was machen wir jetzt?«
    »Keine Sorge. Wir haben noch fünf, vielleicht sogar zehn Minuten. Sobald wir die Hubschrauber hören, verschwinden wir hier und lassen die Spurensicherung übernehmen. Ich will nur sehen, ob …«
    »Damit habe ich nicht gemeint, wie wir den anderen Agenten zuvorkommen. Mir gefällt das Ganze hier nicht – dass er die Tür offen gelassen hat. Irgendetwas stimmt …«
    Er verstummte, als sein Blick auf die Fotos fiel.
    Sie wandte sich wieder dem Tisch zu und nahm die Kamera von dem letzten Packen Fotos. Sie blickte auf eine Aufnahme von sich selbst hinab. Es dauerte einen Moment, bis sie das Foto einordnen konnte, doch dann wurde ihr klar, wo es aufgenommen worden war.
    »Er war die ganze Zeit in meiner Nähe«, sagte sie.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Bosch.
    »Das hier hat er am O’Hare von mir gemacht. Als ich auf meinen Anschlussflug wartete. Backus war auch dort und hat mich beobachtet.«
    Sie blätterte die Fotos rasch durch. Es waren sechs, alle an dem Tag aufgenommen, an dem sie nach Las Vegas geflogen war. Auf der letzten Aufnahme war sie mit Cherie Dei zu sehen, wie sie sich an der Gepäckausgabe begrüßten, Cherie Dei noch mit dem Schild in der Hand, auf dem BOB BACKUS stand.
    »Er hat mich die ganze Zeit beobachtet.«
    »Wie er auch Terry McCaleb beobachtet hat.«
    Bosch beugte sich zum Drucker hinab und hob mit jeweils einem Finger jeder Hand das Foto, das darin steckte, so an den Kanten heraus, dass er keinen Fingerabdruck darauf hinterließ. Anscheinend war es das letzte Bild, das Backus hier ausgedruckt hatte. Es zeigte die Vorderseite eines zweigeschossigen Hauses, das keinerlei auffällige Merkmale aufwies. Davor war ein Kombiwagen. An der Fahrertür stand ein alter Mann, der einen Schlüsselbund ansah, als suchte er nach dem Schlüssel zum Aufschließen des Autos.
    Bosch hielt das Foto Rachel hin.
    »Wer ist das?«
    Sie studierte es eine Weile.
    »Keine Ahnung.«
    »Das Haus?«
    »Nie gesehen.«
    Vorsichtig legte Bosch das Foto in das Ausgabefach des Druckers zurück, damit es die Spurensicherung an seinem ursprünglichen Platz fände.
    Rachel

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