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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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oder so. Das klappt eigentlich immer irgendwie.«
    Ich nickte. Das passte hervorragend in meine Theorie. Möglicherweise war Rockland betrunken gewesen und hatte sich von einem Fahrer, Backus, zurückbringen lassen. Nur war er nicht nach Las Vegas zurückgefahren worden. Ich würde Rachel bitten müssen, die sterblichen Überreste Rocklands auf einen hohen Alkoholspiegel hin untersuchen zu lassen. Es wäre eine weitere Bestätigung.
    »Wie lange sollen wir eigentlich noch hier blieben, Mister?«, fragte Mecca.
    »Keine Ahnung«, sagte ich mit einem Blick auf die Tür des Wohnwagens.
    Rachel versuchte, möglichst leise zu sprechen, weil Billings Rett am anderen Ende der Bar war und so tat, als löste er ein Kreuzworträtsel, obwohl sie genau wusste, dass er alles mitzubekommen versuchte, was sie sagte und was aus dem Telefonhörer drang.
    »Voraussichtliche Ankunftszeit?«, fragte sie.
    »Zwanzig Minuten, bis wir starten, und noch mal zwanzig Minuten, bis wir da sind«, sagte Cherie Dei. »Beherrschen Sie sich also, Rachel.«
    »Okay.«
    »Und, Rachel, ich kenne Sie. Ich weiß, was Sie tun wollen. Lassen Sie die Finger vom Wohnwagen des Verdächtigen, bis wir mit einem Spezialistenteam reinkönnen. Überlassen Sie das denen.«
    Fast hätte Rachel zu Dei gesagt, dass sie sie in Wirklichkeit überhaupt nicht kannte und absolut nichts über sie wusste. Aber sie tat es nicht.
    »Okay«, sagte sie stattdessen.
    »Was ist mit Bosch?«, fragte Dei als Nächstes.
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Ich möchte nicht, dass er in irgendeiner Weise einbezogen wird.«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Immerhin hat er diesen Ort gefunden. Das haben wir alles nur ihm zu verdanken.«
    »Das ist mir durchaus klar, aber früher oder später wären auch wir dort gelandet. Das tun wir doch immer. Wir bedanken uns bei ihm, aber danach müssen wir ihn loswerden.«
    »Na, dann sagen Sie ihm das mal.«
    »Werde ich auch. Soweit also alles klar? Ich muss jetzt nach Nellis.«
    »Alles klar. Dann also bis spätestens in einer Stunde.«
    »Noch ein Letztes, Rachel. Warum sind Sie eigentlich nicht selbst da hochgefahren?«
    »Es war Boschs Idee, er wollte fahren. Wo soll da das Problem sein?«
    »Sie haben ihm dadurch die Kontrolle über die Situation überlassen.«
    »Hinterher lässt sich immer gut reden. Wir dachten, wir bekämen vielleicht einen Hinweis auf die Vermissten, nicht gleich …«
    »Schon gut, Rachel. Das hätte ich mir sparen sollen. Ich muss jetzt los.«
    Dei legte auf. Rachel konnte den Hörer nicht aufhängen, weil sie an der Bar stand und der Apparat an der Wand dahinter befestigt war. Sie hielt ihn Rett hin, der seinen Bleistift beiseite legte und zu ihr kam. Er nahm ihr den Hörer aus der Hand und hängte ihn auf.
    »Danke, Mr. Rett. Etwa in einer Stunde werden hier ein paar Hubschrauber landen. Wahrscheinlich direkt vor diesem Wohnwagen. Agenten werden mit Ihnen reden wollen. Formeller als ich das getan habe. Sie werden wahrscheinlich mit einigen Leuten hier in Ihrer Stadt reden.«
    »Schlecht fürs Geschäft.«
    »Wahrscheinlich. Aber je schneller die Leute kooperieren, um so schneller sind sie hier fertig und verschwinden wieder.«
    Sie sagte nichts von der Meute Journalisten, die wahrscheinlich ebenfalls hier einfallen würden, sobald an die Öffentlichkeit drang, dass sich der Poet die letzten paar Jahre unbemerkt in diesem kleinen Bordellkaff in der Wüste aufgehalten und hier seine jüngsten Opfer rekrutiert hatte.
    »Wenn die Agenten nach mir fragen, sagen Sie ihnen, ich bin zu Tom Wallings Wohnwagen gefahren, ja?«
    »Das hörte sich ganz so an, als hätte man Ihnen gesagt, Sie sollten nicht hinfahren.«
    »Mr. Rett, sagen Sie ihnen nur, was ich Sie zu sagen gebeten habe.«
    »Klar, mache ich.«
    »Übrigens, waren Sie mal da draußen, seit er herkam, um Ihnen zu sagen, er müsste eine Weile verreisen?«
    »Nein, ich bin nicht dazu gekommen, hinzufahren. Er hat die Miete gezahlt, warum sollte ich also in seinen Sachen rumschnüffeln? Das ist nicht unsere Art hier in Clear.«
    Rachel nickte.
    »Okay, Mr. Rett, vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Er zuckte die Achseln, als wolle er zum Ausdruck bringen, er habe keine andere Wahl gehabt oder seine Hilfe sei minimal gewesen. Rachel wandte sich von der Bar ab und ging zur Tür. Doch als sie sie erreichte, zögerte sie. Sie fasste unter ihre Jacke und zog das Ersatzmagazin für ihre SIG von ihrem Gürtel. Sie wog sein Gewicht in der Hand, bevor sie es in die Tasche ihres

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