Die Rückkehr des Poeten
Ich hob schwach einen Arm und winkte sie ein.
34
W
as zum Teufel ist da draußen passiert?«
Special Agent Randal Alperts Gesicht war starr und fast violett. Er hatte im Hangar von Nellis auf sie gewartet, als der Hubschrauber landete. Anscheinend hatte ihm sein politischer Instinkt geraten, nicht selbst an den Tatort zu kommen. Er musste sich um jeden Preis die Möglichkeit offen halten, sich von dem Rückschlag zu distanzieren, den die Explosion in der Wüste bedeutete und der möglicherweise bis Washington reichen würde.
Rachel Walling und Cherie Dei standen in dem riesigen Hangar und machten sich auf das Schlimmste gefasst. Rachel beantwortete Alperts Frage erst gar nicht, weil sie dachte, es wäre nur der Anfang einer Standpauke. Sie reagierte langsam, denn sie war von der Explosion immer noch leicht benebelt.
»Agent Walling, ich habe Sie was gefragt!«
»Er hatte den Wohnwagen verdrahtet«, sagte Cherie Dei. »Er wusste, sie …«
»Ich habe Agent Walling gefragt, nicht Sie«, knurrte Alpert. »Ich möchte, dass sie mir genau erklärt, warum sie sich nicht an ihre Anweisungen gehalten hat und wie es zu diesem unglaublichen Pfusch kommen konnte.«
Rachel hob mit nach außen gekehrten Handflächen die Arme, als wollte sie sagen, sie habe unter keinen Umständen verhindern können, was da draußen in der Wüste passiert sei.
»Wir wollten auf Verstärkung warten«, sagte sie. »Wie Agent Dei angeordnet hat. Wir waren an der Peripherie der Stelle, und dann stellten wir fest, es roch, als wäre in dem Wohnwagen eine Leiche, und dann dachten wir, vielleicht ist ja auch jemand drin, der noch am Leben ist. Ein Verletzter.«
»Und wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Bloß weil Sie eine Leiche gerochen haben?«
»Bosch glaubte, etwas gehört zu haben.«
»Ach, so ist das also, die alte Hilferufmasche.«
»Nein, er hat wirklich etwas gehört. Aber wahrscheinlich war es nur der Wind. Er kann in der Wüste ganz schön stark werden. Die Fenster waren offen. Er muss im Wohnwagen ein Geräusch erzeugt haben, das er gehört hat.«
»Und Sie? Haben Sie es gehört?«
»Nein. Ich nicht.«
Alpert sah Dei an und dann wieder Rachel. Sie konnte spüren, wie sich sein Blick durch sie hindurchbrannte. Aber sie wusste, es war eine gute Geschichte, und sie würde nicht blinzeln. Sie und Bosch hatten sie sich zurechtgelegt. Bosch konnte Alpert nichts anhaben. Und wenn sie auf einen Eindruck Boschs hin reagiert hatte, war auch ihr kein Vorwurf zu machen. Alpert konnte zwar toben und schimpfen, aber mehr nicht.
»Wissen Sie, was das Problem mit Ihrer Geschichte ist? Ihr erstes Wort. Wir. Sie sagten wir. Es gab kein Wir. Sie erhielten den Auftrag, Bosch im Auge zu behalten. Nicht bei den Ermittlungen gemeinsame Sache mit ihm zu machen. Nicht in sein Auto zu steigen und mit ihm da raufzufahren. Nicht gemeinsam Zeugen zu vernehmen und gemeinsam diesen Wohnwagen zu betreten.«
»Das ist mir durchaus klar, aber unter den gegebenen Umständen fand ich, es sei im besten Interesse der Ermittlungen, unsere Kenntnisse und unsere Mittel zusammenzuwerfen. Und ganz ehrlich gesagt, Agent Alpert, es war Bosch, der diesen Ort gefunden hat. Wenn er nicht gewesen wäre, hätten wir nicht, was wir jetzt haben.«
»Machen Sie sich doch nichts vor, Agent Walling. Wir hätten diesen Ort auch gefunden.«
»Das weiß ich. Aber die Schnelligkeit hat eine Rolle gespielt. Das haben Sie nach der Einsatzbesprechung heute Morgen selbst gesagt. Der Direktor wollte vor die Kameras treten. Ich wollte die Ermittlungen beschleunigen, damit er so viele Informationen wie möglich vorliegen hätte.«
»Na schön, lassen wir das jetzt. Im Moment wissen wir nicht, was wir haben. Er hat die Pressekonferenz auf morgen Mittag verschoben und uns bis dahin Zeit gegeben, herauszufinden, womit wir es dort draußen zu tun haben.«
Cherie Dei räusperte sich und riskierte eine erneute Einmischung.
»Das ist vollkommen unmöglich«, sagte sie. »Es ist alles massiv verkokelt. Sie verwenden mehrere Beutel, um es wegzuschaffen. Identifizierung und Todesursache werden Wochen dauern, falls Identifizierung und Todesursache überhaupt möglich sind. Aber zum Glück scheint es Agent Walling gelungen zu sein, eine DNS-Probe der Leiche zu erhalten, was die Sache beschleunigen dürfte. Andererseits haben wir keine Spuren für einen Vergleich. Wir …«
»Vielleicht haben Sie mir vor zehn Sekunden nicht zugehört«, sagte Alpert, »aber wir haben nicht wochenlang Zeit. Wir
Weitere Kostenlose Bücher