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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ein.
    Alpert steckte das Handy wieder in seine Tasche zurück.
    »Na schön. Agent Dei, ist Ihr Wagen hier?«
    »Ja.«
    »Dann bringen Sie Agent Walling jetzt in die Außenstelle.«
    Sie waren entlassen, aber nicht ohne dass Alpert vorher Rachel noch mit schiefer Miene ansah.
    »Nicht vergessen, Agent Walling, um acht auf meinem Schreibtisch.«
    »Ich weiß«, sagte Rachel.

35
    A
    uf mein Klopfen kam Eleanor an die Tür, und das überraschte mich. Sie trat zurück, um mich hereinzulassen.
    »Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, Harry«, sagte sie. »Anscheinend denkst du, dass ich nie zu Hause bin und jeden Abend arbeite und sie bei Marisol lasse. So ist es aber nicht. In der Regel arbeite ich drei, vier Nächte die Woche, mehr nicht.«
    Ich hob kapitulierend die Hände, und sie sah den Verband um meine rechte Handfläche.
    »Was hast du denn da gemacht?«
    »An einem Stück Metall geschnitten.«
    »Was für einem Metall?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Diese Geschichte heute oben in der Wüste?«
    Ich nickte.
    »Hätte ich mir eigentlich denken können. Tut dir das beim Saxofonspielen weh?«
    Da ich seit meiner Pensionierung jede Menge Zeit hatte, hatte ich im Jahr zuvor begonnen, bei einem alten Jazzer, den ich bei einem Ermittlungsverfahren kennen gelernt hatte, Unterricht zu nehmen. Eines Abends, in einer Phase, als Eleanor und ich gerade gut miteinander auskamen, hatte ich mein Instrument mitgenommen und ihr ein Stück mit dem Titel »Lullaby« vorgespielt. Es hatte ihr gefallen.
    »Ich habe sowieso schon länger nicht mehr gespielt.«
    »Wieso?«
    Ich wollte ihr nicht erzählen, dass mein Lehrer gestorben war und die Musik schon eine Weile keine Rolle mehr in meinem Leben spielte.
    »Mein Lehrer wollte, dass ich von Alt- auf Tenorsaxofon umsteige – und das war mir einfach zu schwer.«
    Sie lächelte über den faulen Witz, und wir beließen es dabei.
    Ich war ihr durch das Haus in die Küche gefolgt, wo der Esstisch ein filzbezogener Pokertisch war – mit Cornflakes-Milchflecken von Maddie darauf. Eleanor hatte zu Übungszwecken sechs Blatt aufgedeckt. Sie setzte sich und begann, die Karten einzusammeln.
    »Lass dich von mir nicht aufhalten«, sagte ich. »Ich bin nur hergekommen, um zu sehen, ob ich vielleicht Maddie ins Bett bringen kann. Wo ist sie?«
    »Marisol badet sie gerade. Aber eigentlich wollte ich sie heute Abend ins Bett bringen. Ich habe die letzten drei Abende gearbeitet.«
    »Ach so, klar, kein Problem. Dann sage ich ihr nur kurz Hallo. Und Wiedersehen. Ich fahre heute Abend zurück.«
    »Ach, dann mach du es doch. Ich habe ein neues Buch zum Vorlesen. Es liegt auf der Arbeitsplatte.«
    »Nein, Eleanor, ich möchte, dass du das machst. Ich würde sie nur gern noch sehen, weil ich nicht weiß, wann ich wieder herkomme.«
    »Arbeitest du immer noch an einem Fall?«
    »Nein, damit ist seit heute gewissermaßen Schluss.«
    »In den Nachrichten haben sie nicht allzu viel darüber gebracht. Worum geht es dabei?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    Mir war nicht danach, sie noch einmal zu erzählen. Ich ging zur Arbeitsplatte, um mir das Buch anzusehen, das sie gekauft hatte. Es hieß Billy’s Big Day, und auf dem Einband war ein Affe bei einer olympischen Siegerehrung zu sehen. Er stand auf dem Podest ganz oben und bekam eine Goldmedaille umgehängt. Silber hatte ein Löwe bekommen, Bronze ein Elefant.
    »Wirst du wieder bei der Polizei anfangen?«
    Ich wollte gerade das Buch aufschlagen, aber ich legte es wieder hin und sah Eleanor an.
    »Ich bin noch dabei, es mir zu überlegen, aber wie es aussieht, ja.«
    Sie nickte, als wäre die Sache bereits klar.
    »Ist dir noch etwas zu diesem Thema eingefallen?«
    »Nein, Harry, ich möchte nur, dass du tust, was du willst.«
    Ich fragte mich, woran es lag, dass man es immer mit Argwohn und Misstrauen aufnimmt, wenn einem jemand das sagt, was man von ihm hören will. Wollte Eleanor wirklich, dass ich tat, was ich tun wollte? Oder wollte sie mein Vorhaben nur untergraben, indem sie das sagte?
    Bevor ich etwas sagen konnte, kam meine Tochter in die Küche und nahm Habt-Acht-Stellung ein. Sie trug einen blau und orange gestreiften Pyjama, und ihr dunkles Haar war nass und nach hinten gekämmt.
    »Ein kleines Mädchen meldet sich zur Stelle«, sagte sie.
    Eleanor und ich mussten beide lächeln und breiteten gleichzeitig die Arme aus. Maddie ging zuerst zu ihrer Mutter, was in Ordnung war für mich. Aber ein wenig war es so, wie wenn man

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