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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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haben nicht einmal vierundzwanzig Stunden.«
    Er wandte sich von den beiden Frauen ab und legte die Hände auf die Hüften, als wollte er mit dieser Pose die Last zeigen, die auf ihm lag, dem einzigen intelligenten und gewieften Agenten, den es auf dem Planeten noch gab.
    »Dann fahren wir doch noch mal da rauf«, sagte Rachel.
    »Vielleicht finden wir ja in den Trümmern noch etwas, was …«
    »Nein!«, brüllte Alpert.
    Er wirbelte wieder zu ihnen herum. »Das ist nicht nötig, Agent Walling. Sie haben genug getan.«
    »Ich kenne Backus, und ich kenne den Fall. Ich sollte dort draußen sein.«
    »Wer dort draußen sein sollte und wer nicht, entscheide ich. Ich will, dass Sie in die Außenstelle zurückkehren und mit der Schreibarbeit zu diesem Fiasko anfangen. Ich will den Bericht morgen acht Uhr auf meinem Tisch haben. Ich möchte eine genaue Aufstellung von allem, was Sie in diesem Wohnwagen gesehen haben.«
    Er wartete, ob sie gegen diese Anweisung Einspruch erheben würde. Rachel blieb still, und das schien ihn zu freuen.
    »Und jetzt habe ich natürlich die Medien am Hals. Was rücken wir heraus, ohne zu viel zu verraten und ohne dem Direktor morgen vorzugreifen?«
    Dei zuckte die Achseln.
    »Nichts. Sagen Sie ihnen, der Direktor wird morgen alles bekannt geben, basta.«
    »Damit kommen wir nicht durch. Irgendetwas müssen wir ihnen geben.«
    »Geben Sie ihnen auf keinen Fall Backus«, sagte Rachel.
    »Sagen Sie ihnen, Agenten wollten mit einem gewissen Thomas Walling über einen Vermisstenfall sprechen. Walling hätte jedoch seinen Wohnwagen verdrahtet, und dieser wäre explodiert, als ihn die Agenten betraten.«
    Alpert nickte. Das hörte sich gut für ihn an.
    »Und was ist mit Bosch?«
    »Ihn würde ich aus allem heraushalten. Gegen ihn haben wir keinerlei Handhabe. Wenn sich ein Journalist an ihn heranmacht, erzählt er vielleicht alles.«
    »Und die Leiche. Sagen wir, es ist Walling?«
    »Wir sagen, wir wissen es nicht, was ja auch zutrifft. Identifizierung erfolgt in Bälde und so weiter und so fort. Das müsste genügen.«
    »Wenn die Journalisten zu den Bordellen rausfahren, bekommen sie alles raus.«
    »Nein, auf keinen Fall. Wir haben niemandem die ganze Geschichte erzählt.«
    »Übrigens, was ist eigentlich aus Bosch geworden?«
    Das beantwortete Dei.
    »Ich habe seine Aussage zu Protokoll genommen und ihn entlassen. Als ich ihn zuletzt sah, ist er nach Las Vegas zurückgefahren.«
    »Wird er den Mund halten?«
    Dei sah Rachel an und dann wieder Alpert.
    »Sagen wir es mal so: Er ist nicht darauf aus, mit irgendjemandem darüber zu sprechen. Und solange wir seinen Namen aus dem Spiel lassen, besteht auch kein Grund, weshalb jemand nach ihm suchen sollte.«
    Alpert nickte. Er steckte eine Hand in eine seiner Taschen und zog sie mit einem Handy wieder heraus.
    »Wenn wir hier fertig sind, muss ich mit Washington telefonieren. Frage an Ihren Instinkt: War das Backus in dem Wohnwagen?«
    Rachel zögerte. Sie wollte nicht als Erste antworten.
    »Zu diesem Zeitpunkt lässt sich das noch nicht sagen«, antwortete Dei. »Wenn Sie wissen wollen, ob Sie dem Direktor sagen sollen, dass wir ihn haben, lautet meine Antwort im Moment: nein, sagen Sie das dem Direktor nicht. Der Tote im Wohnwagen könnte weiß Gott wer gewesen sein. Unserem gegenwärtigen Wissensstand nach war es ein elftes Opfer, und möglicherweise bekommen wir nie heraus, wer es war. Wahrscheinlich nur irgendein Bordellbesucher, den Backus in seine Gewalt brachte.«
    Alpert sah Rachel an, um ihre Einschätzung zu hören.
    »Die Lunte«, sagte sie.
    »Was ist damit?«
    »Sie war lang. Es war, als hätte er gewollt, dass ich die Leiche zwar sähe, aber nicht zu nahe an sie herankäme. Aber er wollte auch, dass ich rechtzeitig wieder aus dem Wohnwagen herauskäme.«
    »Und?«
    »Der Tote hatte einen schwarzen Cowboyhut auf dem Kopf. Ich erinnere mich, dass in meiner Maschine von Rapid City ein Mann mit einem schwarzen Cowboyhut war.«
    »Ich bitte Sie, Sie kamen aus South Dakota. Tragen dort nicht alle Cowboyhüte?«
    »Aber er war dabei, mit mir. Ich glaube, es war alles sorgfältig geplant. Die Nachricht in der Bar, die lange Lunte, die Fotos im Wohnwagen, der schwarze Hut. Er wollte, dass ich rechtzeitig wieder nach draußen käme, um aller Welt zu verkünden, dass er tot ist.«
    Alpert sagte nichts. Er schaute auf das Mobiltelefon in seiner Hand.
    »Es gibt noch zu viel, was wir nicht wissen, Randal«, schaltete sich Dei an dieser Stelle

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