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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Alpert sagte, die Katze sei aus dem Sack, warf er Rachel einen bösen Blick zu, als gäbe er ihr die Schuld an allem. Sie hatte bis dahin überlegt, ob sie ihm sagen sollte, was Bosch ihr gerade am Telefon gesagt hatte, aber in diesem Moment entschied sie sich dagegen. Noch nicht. Erst wenn sie mehr wusste.
    »Also gut, Leute, das wär’s«, verkündete Alpert unvermittelt. »Brass, wir sehen Sie morgen früh wieder auf dem großen Bildschirm. Agent Walling, könnten Sie noch kurz hier bleiben?«
    Rachel beobachtete, wie Brass vom Bildschirm verschwand, und dann wurde er schwarz, Ende der Übertragung. Alpert kam ganz dicht an den Tisch, wo Rachel saß.
    »Agent Walling?«
    »Ja?«
    »Ihre Tätigkeit hier ist beendet.«
    »Wie bitte?«
    »Sie werden hier nicht mehr benötigt. Fahren Sie in Ihr Hotel, und packen Sie Ihre Sachen.«
    »Es gibt hier noch eine Menge zu tun. Ich will …«
    »Was Sie wollen, interessiert mich nicht. Ich will Sie hier nicht mehr haben. Sie haben diese Ermittlungen untergraben, seit Sie hier sind. Ich will, dass Sie morgen früh mit der ersten Maschine dorthin zurückfliegen, wo Sie herkommen. Ist das klar?«
    »Sie machen einen Fehler. Ich sollte an …«
    »Sie machen einen Fehler, wenn Sie mit mir über diese Entscheidung diskutieren wollen. Deutlicher kann ich es nicht ausdrücken. Ich will Sie hier nicht mehr haben. Liefern Sie Ihre Berichte ab und setzen Sie sich ins Flugzeug.«
    Sie versuchte, die ganze angestaute Wut in ihren Blick zu legen. Er hob eine Hand, als wollte er etwas abwehren.
    »Passen Sie auf, was Sie sagen. Es könnte auf Sie zurückfallen.«
    Rachel schluckte ihren Ärger hinunter. Sie sprach beherrscht und ruhig.
    »Ich gehe nirgendwohin.«
    Alpert sah aus, als würden ihm jeden Moment die Augen herausfallen. Er wandte sich Dei zu und winkte sie aus dem Zimmer. Dann drehte er sich wieder zu Rachel um und wartete, bis er die Tür sich schließen hörte.
    »Entschuldigung? Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Ich habe gerade gesagt, ich gehe nirgendwohin. Ich arbeite weiter an diesem Fall. Wenn Sie mich nämlich in ein Flugzeug setzen, fliege ich nicht nach South Dakota zurück, sondern nach Washington, und zwar direkt zur Dienstaufsichtsbehörde, um Sie anzuzeigen.«
    »Weswegen? Weswegen wollen Sie mich anzeigen?«
    »Sie haben mich von Anfang an als Köder benutzt. Ohne mein Wissen und Einverständnis.«
    »Reden Sie doch keinen Unsinn. Aber machen Sie nur, gehen Sie ruhig zur Dienstaufsicht. Die werden sich kaputtlachen und Sie wieder nach South Dakota zurückschicken und weitere zehn Jahre dort versauern lassen.«
    »Cherie hat einen Fehler gemacht und dann auch Sie. Als ich aus Clear anrief, fragte sie mich, warum wir Boschs Auto genommen hätten. Und dann haben Sie mich im Hangar das Gleiche gefragt. Sie wussten, dass ich in Boschs Auto da raufgefahren bin. Das hat mich stutzig gemacht, und ich begann darüber nachzudenken und kam schließlich auch drauf, warum. Sie haben einen GPS-Sender an meinem Auto angebracht. Ich bin heute Abend darunter gekrochen und habe ihn gefunden. FBI-Standardmodell, sogar das Ausgabeetikett war noch drauf. Es ist also registriert, wer es ausgeliehen hat.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
    »Kann schon sein, aber bei der Dienstaufsicht werden Sie es sicher herausfinden. Wenn mich nicht alles täuscht, wird ihnen Cherie alles sagen. Ich meine, ich würde jedenfalls an ihrer Stelle meine Karriere nicht an Sie hängen. Ich würde die Wahrheit sagen. Dass Sie mich als Köder hierher geholt haben, dass Sie dachten, ich würde Backus aus seinem Versteck hervorlocken. Ich wette, Sie haben mich die ganze Zeit beschatten lassen. Auch darüber dürfte es Aufzeichnungen geben. Und was ist mit meinem Telefon und meinem Hotelzimmer? Haben Sie beides abhören lassen?«
    Rachel sah die Veränderung in Alperts Augen. Sein Blick kehrte sich nach innen, und sein Verstand war plötzlich nicht mehr mit ihren Anschuldigungen beschäftigt, sondern mit den Konsequenzen einer Dienstaufsichtsbeschwerde und des daraus resultierenden Ermittlungsverfahrens. Sie sah, wie er seinen eigenen Untergang erblickte. Ein Agent, der eine Kollegin abhörte und observierte, sie in einem höchst gefährlichen Spiel ohne ihr Wissen als Köder benutzte. Angesichts der derzeitigen Hellhörigkeit der Medien und des entsprechenden Bemühens der FBI-Führung, jegliche Kontroversen zu vermeiden, ließe sich sein Vorgehen unter keinen Umständen vertreten. Wenn hier

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