Die Rückkehr des Poeten
nichts. Hier gibt es einiges durchzusehen.«
»Schon was Interessantes gefunden?«
»Eigentlich nicht. Ich wollte gerade nach unten gehen und mir seine Akten ansehen.«
»Oh, gut. Ich helfe Ihnen.«
»Sie könnten mir übrigens wirklich helfen, Buddy, indem Sie Ihren letzten Charterkunden anrufen.«
Ich sah auf den letzten Namen meiner Liste.
»Otto Woodall. Könnten Sie ihn anrufen und ein gutes Wort für mich einlegen und fragen, ob ich heute Nachmittag bei ihm vorbeikommen kann?«
»Mehr nicht? Sie haben mich extra hier rüberkommen lassen, nur um jemanden anzurufen?«
»Nein, ich habe auch noch alle möglichen Fragen an Sie. Ich brauche Sie hier. Ich finde nur nicht, dass Sie die Akten da unten durchsehen sollten. Zumindest noch nicht.«
Ich hatte das Gefühl, dass Buddy Lockridge wahrscheinlich schon jede Akte im Vorschiff genauestens studiert hatte. Aber ich verhielt mich ihm gegenüber absichtlich so. Ich musste ihn gleichzeitig in meiner Nähe haben und auf Distanz halten. Bis ich Gewissheit hatte, dass er nicht als Täter in Frage kam. Gewiss, er war McCalebs Partner und hatte erwiesenermaßen alles getan, um seinen schwerkranken Freund zu retten, aber ich hatte schon verrücktere Dinge gesehen. Im Augenblick hatte ich keine Verdächtigen, und das hieß, ich musste jeden verdächtigen.
»Rufen Sie gleich mal an, und dann kommen Sie zu mir nach unten.«
Damit ließ ich ihn stehen und ging auf die paar Stufen zu, die in den tiefer gelegenen Teil des Boots hinabführten. Ich war dort unten schon mal gewesen und kannte mich aus. Die zwei Türen auf der linken Seite des Flurs führten zur Pütz und zu einem Besenschrank. Geradeaus vor mir war die Tür zur kleinen Bugkabine. Die Tür auf der rechten Seite führte in die Hauptkabine, wo ich vier Jahre zuvor ermordet worden wäre, wenn Terry McCaleb nicht seine Waffe gehoben und auf einen Mann geschossen hätte, der mir aufgelauert hatte. Das war passiert, kurz nachdem ich McCaleb vor einem ähnlichen Ende bewahrt hatte.
Ich untersuchte die Vertäfelung im Gang, wo zwei von McCalebs Kugeln das Holz zersplittert hatten. Es war dick lackiert, aber ich konnte trotzdem erkennen, dass es neueres Holz war.
Die Borde im Besenschrank waren leer, und die Pütz war sauber, das Oberlicht zum Vorderdeck aufgeklappt. Ich öffnete die Tür der Hauptkabine und sah hinein, beschloss aber, sie mir für später aufzusparen. Ich ging zur Bugkabine und musste sie mit einem Schlüssel von dem Bund aufschließen, den Graciela mir gegeben hatte.
Die Kabine war so, wie ich sie in Erinnerung hatte. Jeweils zwei übereinander liegende Kojen auf jeder Seite, die sich dem Verlauf des Bugs anpassten. Die Kojen auf der linken Seite dienten immer noch als Schlafgelegenheiten, die zusammengerollten Matratzen von Gummibändern gehalten. Aber die untere Koje auf der rechten Seite, in der keine Matratze lag, war zu einem Schreibtisch umfunktioniert worden. In der Koje darüber waren vier lange Aktenbehälter aus Karton aufgereiht.
McCalebs Fälle. Ich sah sie einen Moment lang fast andächtig an. Falls jemand Terry ermordet hatte, würde ich den Täter vermutlich dort drinnen finden.
»Wann Sie heute wollen.«
Fast wäre ich zusammengezuckt. Es war Lockridge, der hinter mir stand. Wieder hatte ich nicht gehört oder gespürt, wie er sich mir genähert hatte. Er grinste. Er schien sich einen Spaß daraus zu machen, sich an mich anzuschleichen.
»Gut«, sagte ich. »Vielleicht können wir ja nach dem Mittagessen zu ihm rüberfahren. Bis dahin werde ich sowieso eine Pause benötigen.«
Ich blickte auf den Schreibtisch hinab und sah den weißen Laptop mit dem Logo in Form eines Apfels, aus dem ein Stück herausgebissen war. Ich klappte ihn auf, unschlüssig, wie ich vorgehen sollte.
»Als ich das letzte Mal hier war, hatte er einen anderen.«
»Ja«, sagte Lockridge. »Den hier hat er sich wegen der besseren Grafik gekauft. Er begann, sich mit digitaler Fotografie und solchem Zeug zu befassen.«
Ohne meine Aufforderung oder Billigung streckte Lockridge die Hand aus und drückte auf einen weißen Knopf auf dem Computer. Er begann zu summen, und dann füllte sich der schwarze Bildschirm mit Licht.
»Was hat er fotografiert?«, fragte ich.
»Ach, Sie wissen schon, hauptsächlich Schnappschüsse. Seine Kinder und Sonnenuntergänge und solches Zeugs. Losgegangen ist das Ganze mit den Kunden. Wir fingen an, sie mit den Fischen zu fotografieren, wissen Sie? Und dann brauchte Terry nur
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