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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Ausdruck besser erkennbar als auf dem Bildschirm. Jetzt konnte ich sehen, dass der Fotograf die Kamera vor sein Gesicht hielt und es auf diese Weise ganz verdeckte. Doch dann konnte ich die sich überschneidenden Buchstaben L und A des Logos der Los Angeles Dodgers erkennen. Der Fotograf trug eine Baseballkappe.
    Es gibt in Los Angeles sicher jeden Tag fünfzigtausend Menschen, die eine Dodgers-Kappe aufhaben. So genau kann ich das nicht sagen. Aber ich kann genau sagen, dass ich nicht an Zufälle glaube. Das habe ich nie getan und werde ich nie tun. Ich sah auf das trübe Spiegelbild des Fotografen und hatte plötzlich den Eindruck, dass es der geheimnisvolle Unbekannte war. Jordan Shandy.
    Auch Lockridge sah es.
    »Ich werd verrückt. Das ist doch dieser Typ, der Charterkunde. Shandy.«
    »Ja«, sagte ich. »Das glaube ich auch.«
    Ich legte den Ausdruck von Shandy mit der Spanischen Makrele neben die Vergrößerung. Es war unmöglich, die Übereinstimmung zu bestätigen, aber es gab nichts, was mich von meiner Meinung abbringen konnte. Ich konnte mir unmöglich sicher sein, aber ich war mir sicher. Ich wusste, dass derselbe Mann, der unangemeldet zu einer privaten Chartertour mit Terry McCaleb aufgetaucht war, auch seiner Familie gefolgt war und sie fotografiert hatte.
    Ich wusste nicht, woher McCaleb diese Fotos hatte und ob er den gleichen Gedankensprung gemacht hatte wie ich gerade.
    Ich begann, alle Fotos, die ich ausgedruckt hatte, aufeinander zu schichten. Dabei versuchte ich die ganze Zeit, etwas zusammenzusetzen, einen logischen Zusammenhang herzustellen. Aber es gab keinen. Ich hatte nicht genug vom Gesamtbild. Nur ein paar Teile. Mein Riecher sagte mir, dass McCaleb irgendwie geködert worden war. Er hatte in Form einer E-Mail oder eines Fotochips oder einer CD Fotos zugeschickt bekommen. Und der Schlüssel waren die letzten zwei Fotos. Die ersten vierunddreißig waren der Köder. Die letzten zwei waren der Haken, der in diesem Köder verborgen war.
    Ich glaubte, die Botschaft war klar. Der Fotograf wollte McCaleb in die Wüste hinaus locken. Zur Zzyzx Road hinaus.

9
    R
    achel Walling fuhr auf der Rolltreppe in den höhlenartigen Gepäckabholungsbereich des McCarran International hinab. Sie hatte auf dem Flug von South Dakota ihr ganzes Gepäck ins Flugzeug mitgenommen, aber der Flughafen war so angelegt, dass jeder Passagier diesen Weg nehmen musste. Der Bereich vor der Rolltreppe war voll mit wartenden Menschen. Chauffeure hielten Schilder mit den Namen ihrer Fahrgäste hoch, andere hatten nur Schilder mit den Namen von Hotels oder Casinos oder Reisegesellschaften. Die von der Halle aufsteigende Kakofonie grenzte an Körperverletzung, als sie auf der Rolltreppe nach unten fuhr. Das war kein Vergleich mit dem Flughafen, an dem sie am Morgen ihre Reise begonnen hatte.
    Cherie Dei würde sie abholen. Rachel hatte die FBI-Agentin vier Jahre nicht mehr gesehen, und auch diese Begegnung in Amsterdam war nur kurz gewesen. Dass sie wirklich länger mit ihr zu tun gehabt hatte, war acht Jahre her, und sie war nicht sicher, ob sie sie erkennen würde oder umgekehrt von ihr erkannt würde.
    Aber das spielte keine Rolle. Als sie das Meer von Gesichtern und Schildern absuchte, war es ein Schild, das ihr ins Auge fiel.
     
    BOB BACKUS
     
    Die Frau, die es hielt, lächelte sie an. Ihre Vorstellung von Humor. Rachel ging auf sie zu, ohne das Lächeln zu erwidern.
    Cherie Dei hatte rötlich braunes Haar, das zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden war. Sie war attraktiv, schlank, mit einem freundlichen Lächeln, und in ihren Augen war immer noch ein deutlich erkennbares Leuchten. Rachel fand, sie sah eher wie die Mutter zweier katholischer Schulkinder aus als wie jemand, der Serienkiller jagte.
    Dei reichte ihr die Hand. Rachel schüttelte sie, und Dei zeigte auf das Schild.
    »Ein schlechter Scherz, zugegeben, aber ich wusste, es würde Ihnen sofort auffallen.«
    »Allerdings.«
    »Haben Sie lange in Chicago warten müssen?«
    »Ein paar Stunden. Wenn man von Rapid City kommt, hat man nicht viele Möglichkeiten. Denver oder Chicago. Aber am O’Hare ist das Essen besser.«
    »Haben Sie Gepäck?«
    »Nein, nur das hier. Wir können sofort los.«
    Rachel hatte ein Gepäckstück – einen mittelgroßen Matchbeutel. Sie hatte nur wenige Kleider zum Wechseln eingepackt. Dei zeigte auf eine der Glastürfronten, und sie gingen in diese Richtung los.
    »Wir haben Sie im Embassy Suites untergebracht, wo auch der Rest von

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