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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Morgen ziemlich beschäftigt, und da hab ich es einfach vergessen.«
    »Wieso bist du so beschäftigt? Ich dachte, du bist in Pension. Du bist doch nicht etwa wegen eines neuen Falls unterwegs?«
    »Um genau zu sein, ich fahre gerade nach Las Vegas. Und wahrscheinlich gerate ich demnächst in ein Funkloch. Was gibt’s?«
    »Also, ich habe heute Morgen beim Kaffeeholen Tim Marcia getroffen. Er hat mir erzählt, ihr beide hättet vor kurzem miteinander telefoniert.«
    »Ja, gestern. Rufst du wegen dieser Dreijahresoption an, von der er mir erzählt hat?«
    »Ganz genau, Harry. Hast du darüber nachgedacht?«
    »Er hat mir doch erst gestern davon erzählt. Ich bin noch nicht dazu gekommen, darüber nachzudenken.«
    »Das solltest du aber, Harry. Wir könnten dich hier dringend brauchen.«
    »Schön, das zu hören, vor allem von dir, Kiz. Ich dachte, ich wäre PNG für dich.«
    »Was soll das denn sein?«
    » Persona non grata. «
    »Jetzt hör aber mal. Das war nichts, was eine kleine Sendepause nicht heilen könnte. Aber jetzt mal ganz im Ernst, wir könnten dich hier wirklich gut gebrauchen. Du könntest wahrscheinlich in Tims Einheit einsteigen, wenn du wolltest.«
    »Wenn ich wollte? Kiz, bei dir hört sich das an, als müsste ich nichts weiter tun, als eben mal kurz zur Tür reinspazieren und irgendeinen Wisch unterschreiben. Wie stellst du dir das vor? Dass alle aus dem Gebäude zusammenkommen werden, um mich willkommen zu heißen? Dass sie im Flur des sechsten Stocks ein Spalier bilden und mit Reis werfen, wenn ich ins Büro des Chief gehe?«
    »Meinst du Irving? Irving wurde zurückgestuft. Er leitet jetzt die Abteilung für Zukunftsplanung. Harry, ich rufe an, um dir zu sagen, wenn du zurückwillst, bist du wieder dabei. So einfach ist das. Nach dem Gespräch mit Tim bin ich zu meiner üblichen Neun-Uhr-Besprechung mit dem Chief in den sechsten Stock raufgefahren. Er kennt dich. Er kennt deine Arbeit.«
    »Wie soll das denn gehen, wo ich doch nicht mehr dabei war, als er aus New York oder Boston oder sonst wo geholt wurde.«
    »Er kennt dich, weil ich ihm alles erzählt habe, Harry. Hör zu, lass uns jetzt bitte nicht auch noch darüber in Streit geraten, ja? Reg dich doch nicht gleich so auf. Ich sage ja nur, dass du mal darüber nachdenken solltest. Du hast nicht mehr ewig Zeit, und deshalb solltest du dir darüber Gedanken machen. Du könntest uns und der Stadt und vielleicht sogar dir selbst helfen, je nachdem, wo du im Leben gerade stehst.«
    Der letzte Teil warf eine interessante Frage auf. Wo stand ich im Leben? Das ließ ich mir durch den Kopf gehen, bevor ich antwortete.
    »Ja, gut. Das ist wirklich nett von dir, Kiz. Und danke, dass du ein gutes Wort für mich eingelegt hast. Aber sag mal, wann wurde Irving abserviert? Davon habe ich gar nichts mitbekommen.«
    »Vor ein paar Monaten. Ich glaube, der Chief fand, er hätte bei zu vielen Dingen mitgemischt. Deshalb hat er ihn aufs Abstellgleis geschoben.«
    Unwillkürlich musste ich grinsen. Nicht weil ich immer unter Deputy Chief Irvin Irvings Fuchtel gestanden hatte, sondern weil ich wusste, dass sich ein Mann wie Irving von niemandem aufs Abstellgleis schieben ließe, wie Kiz es ausgedrückt hatte.
    »Der Mann kennt sämtliche Geheimnisse«, sagte ich.
    »Ich weiß. Wir warten darauf, dass er irgendwann zurückschlägt. Wir sind auf alles gefasst.«
    »Dann viel Glück.«
    »Danke. Und? Wie sieht es aus, Harry?«
    »Was, du willst jetzt schon eine Antwort von mir? Hast du mir nicht gerade gesagt, ich sollte darüber nachdenken?«
    »Jemand wie du? Ich glaube, du weißt die Antwort bereits.«
    Ich musste wieder grinsen, aber ich antwortete nicht. Sie verschwendete in der Verwaltung nur ihre Zeit. Sie sollte wieder Mordfälle lösen. Sie durchschaute andere Menschen besser als jeder andere, mit dem ich bisher zusammengearbeitet hatte.
    »Harry, kannst du dich noch erinnern, was du mir gesagt hast, als ich dir als Partnerin zugeteilt wurde?«
    »Äh, immer gründlich kauen und nach dem Essen Zähne putzen?«
    »Nein, jetzt mal ernst.«
    »Ich weiß es nicht. Was?«
    »Entweder jeder zählt, oder niemand zählt.«
    Ich nickte und schwieg einen Moment.
    »Erinnerst du dich noch?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Weise Worte.«
    »Schon möglich.«
    »Na schön, lass dir das noch mal durch den Kopf gehen, wenn du darüber nachdenkst, ob du wieder einsteigen sollst.«
    »Wenn ich wieder einsteige, brauche ich einen Partner.«
    »Wie bitte? Du wirst dir doch

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