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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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er arbeitete, und ich habe ihn nie gefragt. Es war mir egal. Ich wollte nur, dass er damit aufhörte. Ich wollte, dass er seine Zeit mit seinen Kindern verbrachte. Nicht mit diesen Leuten.«
    »Mit welchen Leuten?«
    »Mit den Leuten, die ihn so faszinierten, diese Mörder und ihre Opfer. Ihre Familien. Er war richtig besessen von ihnen. Manchmal glaube ich, sie waren ihm wichtiger als wir.«
    Sie blickte über den Pass hinweg, als sie das sagte. Durch die geöffnete Tür drang der Verkehrslärm herein. Der Freeway tief unter uns hörte sich an wie ferner Applaus in einem Stadion, in dem die Spiele nie endeten. Ich schob die Tür ganz auf und trat auf die Terrasse hinaus. Ich blickte in das Gestrüpp hinab und dachte an den Kampf auf Leben und Tod, der sich dort im vergangenen Jahr abgespielt hatte. Ich hatte ihn überlebt, um herauszufinden, dass ich, wie Terry McCaleb, Vater war. In den Monaten, die seitdem vergangen waren, hatte ich gelernt, in den Augen meiner Tochter zu finden, was Terry, wie er mir einmal gesagt hatte, in denen seiner Tochter gefunden hatte. Ich wusste, dass ich danach suchen sollte, weil er es mir gesagt hatte. Dafür war ich ihm etwas schuldig.
    Graciela kam hinter mir nach draußen.
    »Würden Sie das für mich tun? Ich glaube, was mein Mann über Sie gesagt hat. Ich glaube, Sie können mir helfen und ihm ebenfalls.«
    Und vielleicht auch mir selbst, dachte ich, ohne es zu sagen. Stattdessen blickte ich auf den Freeway hinab und sah die Sonne, die von den Windschutzscheiben der über den Pass fahrenden Autos zurückgeworfen wurde. Es war, als beobachteten mich tausend leuchtende Silberaugen.
    »Ja«, sagte ich. »Ich werde es tun.«

4
    M
    ein erstes Gespräch hatte ich in der Cabrillo Marina in San Pedro. Ich kam immer wieder gern auf diesem Weg ans Meer hinunter, tat es aber selten. Warum, weiß ich nicht. Es war eins dieser Dinge, die man vergisst, bis man sie wieder macht, und dann erinnert man sich, dass sie einem gefallen. Das erste Mal, als ich dort unten ans Meer kam, war ich ein sechzehnjähriger Ausreißer. Ich kam zum Hafen von San Pedro hinunter und verbrachte die Tage damit, mich tätowieren zu lassen und die einlaufenden Thunfisch-Boote zu beobachten. Die Nächte verbrachte ich damit, in einem Schlepper zu schlafen, der Rosebud hieß und nicht abgeschlossen war. Bis mich ein Hafenmeister erwischte und ich zu meinen Pflegeeltern zurückgeschickt wurde, die Worte Halt fest auf meine Knöchel tätowiert.
    Die Cabrillo Marina war jünger als diese Erinnerung. Das war nicht der Industriehafen, in dem ich vor so vielen Jahren gelandet war. Inzwischen bestand die Cabrillo Marina aus Liegeplätzen für Sportboote. Mit den Masten hunderter Segelboote, die hinter ihren verschlossenen Toren aufragten, sah sie aus wie ein Wald nach einem Buschbrand. Dahinter kamen Reihen von Motorjachten, viele davon mehrere Millionen Dollar wert.
    Einige nicht. Buddy Lockridges Boot war kein schwimmendes Schloss. Lockridge, der, wie Graciela McCaleb mir gesagt hatte, der Charterpartner und am Ende der beste Freund ihres Mannes gewesen war, lebte auf einem 10-Meter-Segelboot, das aussah, als hätte es den Inhalt eines 20-Meter-Boots auf Deck. Es war ein richtiger Müllklipper, nicht wegen seiner Eigenschaften als Boot, sondern wegen seines Zustands. Hätte Lockridge in einem Haus gewohnt, hätte es im Garten aufgebockte Autos und im Innern Wände aus Zeitungsstapeln gehabt.
    Er hatte mir mit dem Türöffner das Tor aufgemacht und kam in Shorts, Sandalen und T-Shirt aus der Kajüte. Das T-Shirt war so oft getragen und gewaschen, dass der Schriftzug auf der Brust nicht mehr lesbar war. Graciela hatte ihm telefonisch Bescheid gesagt. Er wusste, dass ich mit ihm sprechen wollte, aber nicht genau, weshalb.
    »So«, sagte er, als er vom Boot auf den Anleger stieg. »Graciela sagte, Sie stellen wegen Terrys Tod Nachforschungen an. Ist das so eine Versicherungsgeschichte oder was?«
    »Ja, so könnte man es nennen.«
    »Sind Sie so ’n Privatdetektiv oder was?«
    »So was Ähnliches, ja.«
    Er wollte einen Ausweis sehen, und ich zeigte ihm die eingeschweißte Brieftaschenkopie der Lizenz, die ich aus Sacramento geschickt bekommen hatte. Als er meinen offiziellen Vornamen sah, zog er fragend eine Augenbraue hoch.
    »Hieronymus Bosch. Wie dieser verrückte Maler, hm?«
    Es kam selten vor, dass jemand den Namen kannte. Das verriet mir etwas über Buddy Lockridge.
    »Einige finden, er war verrückt. Andere meinen, er

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