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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Zzyzx-Ausfahrt und die Grabungsstatte des FBI lagen. An den Außenrand der Karte hatte er untereinander eine Reihe von Zahlen geschrieben, die zusammengezählt 86 ergaben. Darunter hatte er einen Strich gezogen und geschrieben: »Eigentlich – 92.«
    Ich vermutete, dass sich diese Zahlen auf Meilen bezogen. Ich sah auf die Straßenkarte und stellte fest, dass zwischen allen größeren Städten die Entfernungen angegeben waren. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis ich Zahlen fand, die mit denen übereinstimmten, die McCaleb an den Rand der Karte geschrieben hatte. Er hatte die Entfernungsangaben zwischen Las Vegas und einer Stelle des I-15 Freeway mitten in der Mojave-Wüste addiert. Die Zzyzx Road war zu klein und unwichtig, um auf der Karte namentlich eingetragen zu sein. Aber ich vermutete, dass sie die namenlose Stelle am Interstate 15 war, von dem aus McCaleb die Entfernungen zu addieren begonnen hatte.
    Ich schrieb die Zahlen in meinen Block und zählte sie selbst zusammen. McCaleb hatte richtig gerechnet – laut Karte waren es 86 Meilen. Aber aus irgendeinem Grund war er mit diesem Ergebnis nicht einverstanden gewesen, oder er hatte eine andere Strecke gefunden, bei der 92 Meilen herauskamen. Ich vermutete, dass er die Strecke selbst gefahren war und dass sein Kilometerzähler eine andere Entfernung angezeigt hatte als die Straßenkarte. Diese Abweichung könnte darauf zurückzuführen gewesen sein, dass er in Las Vegas ein ganz bestimmtes Ziel gehabt hatte und die Meilenangaben auf der Karte sich auf einen anderen Punkt der Stadt bezogen.
    McCalebs Ziel war mir nicht bekannt. Ich hatte keine Ahnung, von wann die Einträge auf der Karte stammten oder ob sie in irgendeinem Zusammenhang mit dem Fall standen. Aber da er an der Zzyzx Road zu zählen begonnen hatte, hielt ich es für sehr wahrscheinlich. Das konnte kein Zufall sein. Zufälle gibt es nicht.
    Ich hörte durch die Balkontür ein Husten hereindringen. Das war die Frau von nebenan, die auf ihrem Balkon rauchte. Ich fand sie ziemlich eigenartig und hatte immer ein Auge auf sie, wenn ich im Double X war. Sie war keine starke Raucherin und ging anscheinend nur auf den Balkon, wenn ein Privatjet an seinen Stellplatz gerollt kam. Klar, manche Leute beobachten gern Flugzeuge. Aber ich hatte das Gefühl, sie hatte irgendeinen Hintergedanken dabei, und das machte mich umso neugieriger. Ich nahm an, dass sie vielleicht für die Casinos oder andere Spieler potenzielle Melkkühe ausspähte.
    Ich stand auf und ging auf den Balkon hinaus. Als ich durch die Tür kam, schaute ich nach rechts und sah meine Nachbarin etwas hinter sich in die Wohnung werfen. Etwas, von dem sie nicht wollte, dass ich es sah.
    »Hallo, Jane, wie geht’s?«
    »Danke, gut, Harry. Lange nicht mehr gesehen.«
    »Ich war ein paar Tage verreist. Was ist das denn für ein toller Vogel?«
    Ich blickte über den Parkplatz auf das Rollfeld. Ein weiterer schnittiger schwarzer Jet war neben seinem Zwilling stehen geblieben. Eine dazu passende schwarze Limousine wartete an der Gangway des Jets. Ein Mann im Anzug, mit Sonnenbrille und einem kastanienbraunen Turban kam aus dem Flugzeug. Ich merkte, dass ich Jane bei einer Observierungsaktion störte, falls es eine Kamera oder ein Fernglas gewesen war, was sie bei meinem Auftauchen in die Wohnung geworfen hatte.
    »Der Sultan of Swing«, sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    »Wahrscheinlich.«
    Sie nahm einen Zug von ihrer Zigarette und hustete wieder. Sie war offenbar keine Raucherin. Sie rauchte nur, um einen Vorwand zu haben, auf dem Balkon zu stehen und reiche Männer und ihre Flugzeuge zu beobachten. Sie hatte auch keine braunen Augen – einmal hatte ich sie auf dem Balkon gesehen, als sie vergessen hatte, ihre getönten Kontaktlinsen einzusetzen – und ihr mit Henna getöntes schwarzes Haar war vermutlich auch nicht ihre Naturfarbe.
    Ich wollte sie fragen, was sie da machte, was sie damit bezweckte. Aber mir machten unsere Gespräche von Balkon zu Balkon auch Spaß, und ich war nicht mehr bei der Polizei. Tatsache war außerdem, dass ich keine sonderlich große Entrüstung aufzubringen vermochte, wenn Jane – ihren Nachnamen wusste ich nicht – tatsächlich ihr Geld damit verdiente, diese reichen Männer um Teile ihres Reichtums zu erleichtern. Die ganze Stadt basierte auf diesem Prinzip. Man wirft in der Stadt der Sehnsucht die Würfel, und man bekommt, was man verdient.
    Ich spürte so etwas wie einen guten Kern in ihr. Angeschlagen, aber

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