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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gut. Als ich einmal meine Tochter in die Wohnung mitnahm, begegneten wir Jane auf der Treppe, und sie blieb stehen, um mit Maddie zu reden. Am nächsten Morgen fand ich neben meiner Zeitung einen kleinen Stoffpanther auf dem Fußabstreifer.
    »Wie geht’s Ihrer Tochter?«, fragte sie, als könnte sie meine Gedanken lesen.
    »Ihr geht’s gut. Vor kurzem hat sie mich gefragt, ob der Burger King und die Dairy Queen miteinander verheiratet wären.«
    Jane lächelte, und ich sah wieder diese Traurigkeit in ihren Augen. Sie hatte offenbar etwas mit Kindern zu tun. Ich fragte sie etwas, was ich eigentlich schon lange hatte tun wollen.
    »Haben Sie Kinder?«
    »Eine Tochter. Sie ist etwas älter als Ihre. Ich bin nicht mehr mit ihr zusammen. Sie lebt in Frankreich.«
    Das war alles, was sie sagte, und ich beließ es dabei, denn ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen der plötzlichen Bereicherung, die mein Leben erfahren hatte, und weil ich schon, bevor ich die Frage stellte, wusste, dass ich damit den Kummer in ihr herausfordern würde. Doch meine Frage veranlasste sie dazu, mir eine zu stellen, die auch sie mir schon eine Weile hatte stellen wollen.
    »Sind Sie Polizist, Harry?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich war mal einer. In L.A. Woran haben Sie das gemerkt?«
    »Nur so ein Gefühl. Ich glaube, es lag an der Art, wie ich Sie mal mit Ihrer Tochter zum Auto gehen sah. Also ob Sie sich sofort auf alles stürzen würden, was sich bewegte. Auf alles Schlimme.«
    Ich zuckte die Achseln. Sie hatte mich durchschaut.
    »Ich fand das irgendwie sympathisch«, fügte sie hinzu.
    »Was machen Sie jetzt?«
    »Nichts Besonders. Ich denke darüber nach, wissen Sie.«
    »Ja.«
    Plötzlich wurden wir mehr als Wohnungsnachbarn, die oberflächliche Gespräche führten.
    »Und Sie?«, fragte ich.
    »Ich? Ich warte nur auf etwas.«
    So viel dazu. Weiter ging es in dieser Richtung nicht mehr. Ich wandte mich von ihr ab und sah einen weiteren Sultan oder Scheich die Gangway des Jets herunterkommen. Der Chauffeur hielt ihm die Tür der Limousine auf. Für mich sah es so aus, als hätte der Chauffeur etwas unter seinem Jackett, etwas, was er herausziehen konnte, wenn es ernst wurde. Ich sah wieder zu Jane hinüber.
    »Bis zum nächsten Mal, Jane.«
    »Okay, Harry. Grüßen Sie Ihre Tochter von mir.«
    »Mache ich. Passen Sie auf sich auf.«
    »Sie auch.«
    Zurück am Küchentisch, versuchte ich wieder, Buddy Lockridge zu erreichen, mit dem gleichen Ergebnis. Nichts. Ich griff nach meinem Stift und trommelte damit ungeduldig auf den Block. Er hätte sich längst bei mir melden sollen. Ich machte mir keine Sorgen. Ich wurde sauer. Es hieß von Buddy, dass er unzuverlässig war. Das war etwas, was ich jetzt nicht brauchen konnte.
    Ich stand auf und ging in die Kochnische und nahm ein Bier aus dem Kühlschrank unter der Arbeitsplatte. Am Türrahmen war ein Flaschenöffner. Ich öffnete die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. Das Bier drang durch den Wüstenstaub und schmeckte gut, als es hinuntergluckerte. Ich fand, dass ich es verdient hatte.
    Ich ging an die Balkontür zurück, ohne nach draußen zu gehen. Ich wollte Jane nicht wieder stören. Durch das Fenster konnte ich sehen, dass die Limousine weg war und der Jet, der zuletzt eingetroffen war, dichtgemacht wurde. Ich beugte mich nach draußen und sah auf Janes Balkon. Sie war weg. Ich sah, dass die Zigarette, die sie in dem Aschenbecher auf dem Geländer ausgedrückt hatte, nur zu einem Viertel geraucht war. Ihr sollte mal jemand sagen, dass das verräterisch war.
    Ein paar Minuten später war das Bier weg, und ich saß wieder am Küchentisch und studierte meine Notizen und McCalebs Straßenatlas. Ich wusste, ich übersah etwas, aber ich konnte den Finger nicht drauflegen. Es war da, direkt vor meiner Nase. Aber ich bekam es noch nicht zu fassen.
    Mein Handy läutete. Endlich. Es war Buddy Lockridge.
    »Haben Sie mich gerade angerufen?«
    »Ja, habe ich. Aber ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollten mich nicht unter dieser Nummer anrufen.«
    »Ich weiß, aber Sie haben mich doch gerade angerufen. Deshalb dachte ich, es wäre kein Problem.«
    »Und wenn es nicht ich gewesen wäre?«
    »Ich habe Anruferkennung. Ich wusste, dass Sie’s waren.«
    »Schon, aber woher wussten Sie, dass wirklich ich es war? Was wäre, wenn es jemand anders mit meinem Handy gewesen wäre?«
    »Oh.«
    »Ja, ganz richtig, ›oh‹, Buddy. Deshalb noch mal, wenn Sie für mich arbeiten wollen, sollten Sie auf

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