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Die Rückkehr des Poeten

Die Rückkehr des Poeten

Titel: Die Rückkehr des Poeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Fliegen hatten ihn gefunden und krabbelten über die Decke und suchten nach einer Möglichkeit, unter sie zu kommen, nach einer Möglichkeit, an ihn heranzukommen. Er hatte ihnen Leben geschenkt, aber jetzt hatten sie es auf ihn abgesehen und wollten ihn fressen.
    Sein Lachen brach scharf unter der Decke hervor, und die Fliegen, die sich darauf niedergelassen hatten, flogen auf. Er begriff, dass er nicht anders war als die Fliegen. Auch er hatte sich gegen den Lebenspender gekehrt. Er lachte wieder, und er spürte, wie etwas seine Kehle hinunterrutschte.
    »Aaaggh!«
    Er würgte. Er hustete. Er versuchte, es herauszubekommen. Eine Fliege. Eine Fliege war in seine Kehle geraten.
    Backus sprang auf und fiel fast hin, als er herausstieg. Er rannte zur Tür und in die Nacht hinaus. Er steckte sich einen Finger in den Rachen, bis alles hoch- und herauskam. Er fiel auf die Knie, würgte und spuckte alles aus. Dann zog er die Taschenlampe aus der Tasche und betrachtete sein Erbrochenes in ihrem Strahl. Er sah die Fliege in der grünlich gelben Galle. Sie lebte noch, und ihre Flügel und Beine strampelten im Sumpf menschlichen Auswurfs.
    Backus richtete sich auf. Er trat auf die Fliege und nickte sich dann selbst zu. Er wischte die Unterseite seines Schuhs an der roten Erde ab. Er blickte zur Silhouette des Felsens hoch, der dreißig Meter über ihm aufragte. Um diese Uhrzeit verdeckte er den Mond. Aber das war in Ordnung. Das machte die Sterne nur umso heller.

29
    I
    ch legte den dicken Ordner beiseite und betrachtete das Gesicht meiner Tochter. Ich fragte mich, wovon sie wohl träumte. Sie hatte in ihrem Leben so wenig erlebt, was inspirierte ihre Träume? Ich war sicher, in dieser verborgenen Welt warteten nur gute Dinge auf sie, und ich hoffte, es würde immer so bleiben.
    Ich wurde selbst müde und schloss bald die Augen, um mich ein paar Minuten auszuruhen. Und bald träumte auch ich. Aber in meinem Traum gab es Schattengestalten und wütende Stimmen, es gab plötzliche und heftige Bewegungen in der Dunkelheit. Ich wusste nicht, wo ich war oder wohin ich ging. Und dann wurde ich von unsichtbaren Händen gepackt und aus allem herausgezogen, zurück ans Licht.
    »Harry, was machst du da?«
    Ich öffnete die Augen, und Eleanor zog am Kragen meines Jacketts.
    »He … Eleanor … was ist?«
    Aus irgendeinem Grund versuchte ich, sie anzulächeln, aber ich war noch zu durcheinander, um zu wissen, warum.
    »Was soll das? Schau mal, was da auf dem Boden liegt.«
    Allmählich merkte ich, dass sie wütend war. Ich zog mich nach vorn und schaute über die Bettkante. Die Backus-Akte war vom Bett gerutscht und hatte sich über den Boden verstreut. Überall lagen Tatortfotos herum. Besonders deutlich zu sehen waren drei Fotos eines Detective der Denver Police, der in einem Auto von Backus erschossen worden war. Sein Hinterkopf fehlte vollständig, der Sitz war mit Blut und Gehirnmasse bespritzt. Es waren auch andere Fotos dabei, Fotos von Leichen, die in Kanälen schwammen, oder von einem Detective, dessen Kopf mit einer Schrotflinte weggeschossen worden war.
    »Oh, Scheiße!«
    »Das kannst du doch nicht machen!«, sagte Eleanor laut.
    »Stell dir vor, sie wäre aufgewacht und hätte das gesehen? Sie hätte ihr Leben lang Albträume.«
    »Wenn du nicht leiser sprichst, wird sie tatsächlich aufwachen, Eleanor. Es tut mir Leid, ja? Ich hatte nicht vor, einzuschlafen.«
    Ich rutschte vom Bett und kniete auf den Boden, um den Inhalt des Ordners einzusammeln. Als ich auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass es fast fünf Uhr morgens war. Ich hatte stundenlang geschlafen. Kein Wunder, dass ich so benommen war.
    Zugleich sagte mir der Blick auf die Uhr, dass Eleanor spät nach Hause gekommen war. Normalerweise spielte sie nicht so lange. Wahrscheinlich hieß das, dass es an diesem Abend nicht so gut gelaufen war und dass sie versucht hatte, ihre Verluste wieder reinzuholen, eine schlechte Strategie. Ich sammelte die Fotos und Berichte rasch ein und steckte sie in den Ordner zurück, dann stand ich auf.
    »Entschuldigung«, sagte ich noch einmal.
    »Herrgott noch mal, das ist nicht gerade, was ich brauche, wenn ich nach Hause komme.«
    Ich sagte nichts. Mir war klar, in dieser Situation konnte ich nur verlieren. Ich drehte mich um und sah auf das Bett. Maddie schlief noch, ihre braunen Locken waren wieder über ihr Gesicht gefallen. Wenn nichts ihren Schlaf stören konnte, würde das hoffentlich auch die brüllende Stille der Wut nicht

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