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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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unerwarteter Besuch an diesem Morgen zeigt mir jedoch, daß es selbst in dieser Welt der frischen Luft und des Fair play etwas für mich zu tun geben kann; ich bitte Sie daher nun, mein lieber Sir, setzen Sie sich und erzählen Sie mir langsam und ruhig und ganz genau, was vorgefallen ist und in welcher Weise Sie von mir Hilfe erwarten.«
    Das Gesicht des jungen Overton nahm den verlegenen Ausdruck eines Mannes an, der mehr an den Gebrauch seiner Muskeln als seines Verstandes gewöhnt ist; doch nach und nach kam, mit vielen Wiederholungen und Unklarheiten, die ich aus seiner Erzählung fortlassen darf, seine merkwürdige Geschichte zum Vorschein.
    »Es ist so, Mr. Holmes. Wie gesagt, ich bin der Kapitän der Rugbymannschaft der Uni Cambridge, und Godfrey Staunton ist mein bester Mann. Morgen spielen wir gegen Oxford. Gestern sind wir alle hierhergefahren und in Bentleys Privathotel gezogen. Um zehn Uhr machte ich meine Runde und sah, daß sämtliche Spieler sich schlafen gelegt hatten, denn ich glaube an straffes Training und jede Menge Schlaf, um eine Mannschaft fit zu halten. Ich sprach noch ein wenig mit Godfrey, ehe er sich ins Bett legte. Er schien mir blaß und beunruhigt. Ich fragte ihn, was denn los sei. Er sagte, es wäre alles in Ordnung mit ihm – er habe nur ein bißchen Kopfschmerzen. Ich wünschte ihm eine gute Nacht und ging. Eine halbe Stunde später erzählte mir der Portier, ein ungehobelter Kerl mit Bart habe mit einer Nachricht für Godfrey vorgesprochen. Er sei noch nicht zu Bett gewesen, und man habe ihm den Brief aufs Zimmer gebracht. Godfrey habe ihn gelesen und sei wie vom Blitz getroffen auf einen Stuhl gesunken. Der Portier sei so entsetzt gewesen, daß er mich habe holen wollen, doch Godfrey habe ihn davon abgehalten, ein Glas Wasser getrunken und sich zusammengerissen. Dann sei er nach unten gegangen, habe mit dem Mann, der in der Vorhalle wartete ein paar Worte gewechselt, und dann seien die beiden zusammen weggegangen. Das letzte, was der Portier von ihnen gesehen habe, sei, wie sie die Straße in Richtung Strand geradezu hinuntergerannt seien. Heute morgen war Godfreys Zimmer leer, sein Bett war nicht benutzt worden, und seine Sachen lagen alle noch so herum, wie ich sie am Abend zuvor gesehen hatte. Er war einfach so, auf der Stelle, mit diesem Fremden weggegangen, und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich glaube, er wird nie mehr zurückkommen. Der Godfrey war Sportsmann bis ins Mark, und er hätte sein Training nicht unterbrochen und seinen Kapitän sitzenlassen, wenn nicht irgend etwas, dem er nicht gewachsen war, ihn dazu veranlaßt hätte. Nein; ich habe das Gefühl, als sei er für immer gegangen und als würden wir ihn nie mehr wiedersehen.«
    Sherlock Holmes lauschte dieser sonderbaren Erzählung mit der gespanntesten Aufmerksamkeit.
    »Was haben Sie unternommen?« fragte er.
    »Ich habe nach Cambridge telegraphiert, um zu erfahren, ob man dort etwas von ihm gehört habe. Ich habe auch eine Antwort erhalten: Niemand hat ihn dort gesehen.«
    »Hätte er überhaupt nach Cambridge zurückfahren können?«
    »Ja, es gibt einen Nachtzug – um Viertel nach elf.«
    »Aber soweit Sie feststellen konnten, hat er den nicht genommen?«
    »Nein, er ist nicht gesehen worden.«
    »Was haben Sie als nächstes getan?«
    »Lord Mount-James ein Telegramm geschickt.«
    »Warum an Lord Mount-James?«
    »Godfrey ist Waise, und Lord Mount-James ist sein nächster Verwandter – sein Onkel, glaube ich.«
    »Soso. Dies wirft ein neues Licht auf die Angelegenheit. Lord Mount-James ist einer der reichsten Männer ganz Englands.«
    »Das habe ich auch von Godfrey gehört.«
    »Und Ihr Freund war eng mit ihm verwandt?«
    »Ja, er war sein Erbe, und der alte Knabe ist beinahe achtzig – außerdem völlig gichtbrüchig. Man sagt, er könne seinen Billardstock mit seinen Knöcheln kalken. Er hat Godfrey in seinem ganzen Leben noch keinen Shilling zugestanden, denn er ist ein ausgemachter Geizkragen; aber er wird das alles noch früh genug bekommen.«
    »Haben Sie von Lord Mount-James Antwort erhalten?«
    »Nein.«
    »Was für ein Motiv könnte Ihr Freund haben, zu Lord Mount-James zu gehen?«
    »Nun, irgend etwas hat ihn vorige Nacht beunruhigt, und wenn das mit Geld zu tun hatte, kann er durchaus zu seinem nächsten Verwandten gefahren sein, der doch so viel davon hat; obwohl er, nach allem, was ich gehört habe, kaum eine Chance haben dürfte, etwas zu bekommen. Godfrey mochte den Alten

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