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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Street?«
    »Allerdings.«
    »Sie werden ihn nicht sehen können.«
    »Warum nicht?«
    »Er wurde gestern nacht in seinem Haus ermordet.«
    Mein Freund hat mich im Lauf unserer Abenteuer schon so oft in Erstaunen versetzt, daß ich geradezu triumphierend wahrnahm, wie sehr diesmal ich ihn staunen machte. Er starrte mich verblüfft an, dann riß er mir die Zeitung aus der Hand. Ich hatte den folgenden Artikel gelesen, als er sich von seinem Stuhl erhob:
     
    MORD IN WESTMINSTER
     
    Godolphin Street 16, eines der altmodischen und abgelegenen Reihenhäuser aus dem achtzehnten Jahrhundert in dem Viertel zwischen dem Fluß und der Abbey, fast im Schatten des großen Turms des Parlamentsgebäudes gelegen, war gestern nacht Schauplatz eines rätselhaften Verbrechens. Bewohner dieses Hauses ist seit einigen Jahren Mr. Eduardo Lucas, in Gesellschaftskreisen wohl bekannt nicht nur wegen seiner charmanten Persönlichkeit, sondern auch wegen seines wohlverdienten Ruhms als einer der besten Amateurtenöre des Landes. Mr. Lucas ist unverheiratet, vierunddreißig Jahre alt; sein Personal besteht aus Mrs. Pringle, einer älteren Hausdame, und aus Mitton, seinem Kammerdiener. Die erstere geht früh zu Bett und schläft im Obergeschoß des Hauses. Der Kammerdiener war an dem Abend nicht zu Hause, er hatte einen Freund in Hammersmith besucht. Von zehn Uhr an hatte Mr. Lucas das Haus für sich allein. Was in dieser Zeit vorgefallen ist, ist noch nicht durchgesickert, doch gegen Viertel vor zwölf bemerkte Polizeiwachtmeister Barrett, als er durch die Godolphin Street ging, daß die Haustür von No. 16 halb offen stand. Er klopfte an, erhielt aber keine Antwort. Da er im Vorderzimmer Licht wahrnahm, ging er ins Haus und klopfte wieder, auch diesmal ohne Antwort. Darauf stieß er die Tür auf und trat ein. Das Zimmer befand sich in einem Zustand wüster Unordnung, die Möbel waren alle auf eine Seite geschoben, ein umgestürzter Stuhl lag in der Mitte. Neben diesem Stuhl lag der unglückliche Bewohner des Hauses; er hielt noch ein Stuhlbein umklammert. Er hatte einen Stich ins Herz erhalten und muß auf der Stelle tot gewesen sein. Das Messer, mit dem die Tat begangen worden war, war ein krummer indischer Dolch, den der Täter einer Trophäensammlung von orientalischen Waffen entnommen hatte, die eine der Wände des Zimmers schmückte. Raub scheint nicht das Motiv des Verbrechens gewesen zu sein, da kein Versuch unternommen wurde, irgendwelche wertvollen Gegenstände aus dem Zimmer zu entfernen. Mr. Eduardo Lucas war so bekannt und populär, daß sein gewaltsames und rätselhaftes Ende schmerzliches Interesse und tiefes Mitgefühl in einem ausgedehnten Freundeskreis hervorrufen wird.
     
    »Nun, Watson, was schließen Sie daraus?« fragte Holmes nach einer langen Pause.
    »Ein erstaunlicher Zufall.«
    »Ein Zufall! Da stirbt einer der drei Männer, die wir als mögliche Täter in diesem Drama benannt haben, genau zu der Zeit, da dieses Drama unseres Wissens stattgefunden hat, eines gewaltsamen Todes: Die Chancen stehen haushoch gegen einen Zufall; das ist mit Zahlen gar nicht mehr auszudrücken. Nein, mein lieber Watson, die beiden Ereignisse stehen in Zusammenhang –
müssen
in Zusammenhang stehen. An uns liegt es, diesen Zusammenhang zu finden.«
    »Aber das muß doch auch die offizielle Polizei inzwischen wissen.«
    »Durchaus nicht. Die wissen nur, was sie in Godolphin Street sehen. Von Whitehall Terrace wissen sie nichts – und werden sie nichts wissen. Nur
wir
wissen von beiden Ereignissen und können der Verbindung zwischen ihnen nachgehen. Ein auf der Hand liegender Punkt hätte meinen Verdacht ohnehin auf Lucas gelenkt. Godolphin Street, Westminster, liegt nur wenige Minuten Fußweg von Whitehall Terrace entfernt. Die anderen von mir genannten Geheimagenten leben im äußersten West End. Für Lucas war es daher einfacher, Verbindung mit dem Personal des Europa-Ministers aufzunehmen oder eine Nachricht von dort zu erhalten – eine Kleinigkeit, doch wo Ereignisse in wenige Stunden zusammengedrängt sind, könnte sie sich als wesentlich erweisen. Holla! Was haben wir denn da?«
    Mrs. Hudson war mit der Karte einer Lady auf ihrem Tablett erschienen. Holmes sah sie an, hob die Augenbrauen und reichte sie mir weiter.
    »Bitten Sie Lady Hilda Trelawney Hope, sie möge so freundlich sein und heraufkommen«, sagte er.
    Einen Augenblick darauf wurden unseren bescheidenen Gemächern, die an diesem Morgen bereits so ausgezeichnet worden

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