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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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sind nun im vollen Besitz der Tatsachen. Welches Vorgehen empfehlen Sie?«
    Holmes schüttelte den Kopf.
    »Sie sind der Meinung, Sir, daß es Krieg geben wird, falls dieses Dokument nicht wiedergefunden wird?«
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich.«
    »Dann rüsten Sie sich zum Krieg, Sir.«
    »Das ist eine schwerwiegende Äußerung, Mr. Holmes.«
    »Betrachten Sie die Tatsachen, Sir. Es ist undenkbar, daß der Brief nach halb zwölf gestohlen wurde, denn wenn ich es recht sehe, waren Mr. Hope und seine Frau von diesem Zeitpunkt an bis zur Entdeckung des Verlusts in dem Zimmer. Demnach wurde er gestern abend zwischen halb acht und halb zwölf gestohlen, vermutlich bald nach halb acht, denn derjenige, der ihn gestohlen hat, wußte offensichtlich von seinem Vorhandensein und wollte ihn natürlich so früh wie möglich in seinen Besitz bringen. Nun, Sir, wenn ein Dokument von dieser Bedeutung zu dieser Stunde gestohlen worden wäre, wo kann es dann jetzt sein? Niemand hat irgendeinen Grund, es zu behalten. Es ist schnell an diejenigen weitergeleitet worden, die es brauchen. Welche Chance haben wir jetzt noch, es einzuholen oder es gar aufzuspüren? Es ist außer unserer Reichweite.«
    Der Premierminister erhob sich von dem Sofa.
    »Was Sie sagen, ist vollkommen logisch, Mr. Holmes. Ich glaube in der Tat, daß uns die Angelegenheit entglitten ist.«
    »Nehmen wir einmal der Erörterung halber an, das Dokument sei von dem Dienstmädchen oder dem Kammerdiener gestohlen worden.«
    »Die beiden sind alte zuverlässige Dienstboten.«
    »Soweit ich Sie verstanden habe, befindet sich Ihr Zimmer im zweiten Stockwerk, es hat keinen Zugang von außen, und von innerhalb des Hauses hätte niemand unbemerkt hinaufgehen können. Demnach muß es jemand im Haus gestohlen haben. Wem würde der Dieb es wohl bringen? Einem der etlichen internationalen Spione und Geheimagenten, deren Namen mir einigermaßen vertraut sind. Drei davon könnte man als die führenden Köpfe ihrer Profession bezeichnen. Ich werde meine Nachforschungen damit beginnen, herumzufahren und herauszufinden, ob diese drei auf ihrem Posten sind. Fehlt einer – besonders, wenn er seit der letzten Nacht verschwunden sein sollte –, haben wir einen Hinweis darauf, wohin das Dokument gegangen ist.«
    »Wieso sollte er nicht da sein?« fragte der Europa-Minister. »Wahrscheinlich würde er den Brief zu einer Botschaft in London bringen.«
    »Das glaube ich nicht. Diese Agenten arbeiten selbständig, und ihre Beziehungen zu den Botschaften sind oftmals gespannt.«
    Der Premierminister nickte seine Einwilligung.
    »Ich glaube, Sie haben recht, Mr. Holmes. Eine so wertvolle Beute würde er eigenhändig ins Hauptquartier bringen. Ich halte Ihr Vorgehen für ausgezeichnet. Unterdessen, Hope, dürfen wir unsere Pflichten nicht wegen dieses einen Mißgeschicks vernachlässigen. Sollten sich im Laufe des Tages irgendwelche neuen Entwicklungen ergeben, werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen, und Sie werden uns zweifellos die Ergebnisse Ihrer Nachforschungen wissen lassen.«
    Die beiden Staatsmänner verneigten sich und schritten würdevoll aus dem Zimmer.
    Nachdem unsere illustren Besucher gegangen waren, entzündete Holmes schweigend seine Pfeife und saß eine Zeitlang in tiefstem Nachdenken da. Ich hatte die Morgenzeitung aufgeschlagen und war in ein sensationelles Verbrechen vertieft, das in der Nacht zuvor in London begangen worden war, als mein Freund plötzlich einen Schrei ausstieß, auf die Füße sprang und seine Pfeife auf den Kaminsims legte.
    »Ja«, sagte er, »einen besseren Weg, die Sache anzugehen, gibt es nicht. Die Lage ist verzweifelt, aber nicht hoffnungslos. Wenn wir nur sicher sein könnten, wer von ihnen den Brief gestohlen hat – selbst jetzt noch wäre es durchaus möglich, daß er ihn noch nicht weitergegeben hat. Schließlich ist es bei diesen Burschen eine Geldfrage, und ich habe die britische Schatzkammer hinter mir. Wenn er auf dem Markt ist, werde ich ihn kaufen – und wenn es einen weiteren Penny auf die Einkommenssteuer zur Folge haben sollte. Es ist vorstellbar, daß der Bursche ihn noch zurückhält, um zu sehen, was für Angebote von unserer Seite kommen, ehe er sein Glück auf der anderen versucht. Nur diese drei sind einer solch tollkühnen Unternehmung fähig: Oberstein, La Rothiere 36 und Eduardo Lucas. Ich werde jeden von ihnen aufsuchen.«
    Ich sah in meine Morgenzeitung.
    »Meinen Sie Eduardo Lucas aus der Godolphin

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