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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Knabe und ein junger Mann beobachtet worden, die mit dem Frühzug von einem Bahnhof in der Umgebung abgefahren seien. Nur haben wir letzte Nacht erfahren, daß man diese beiden in Liverpool aufgespürt hat und sie nachweislich keinerlei Verbindung mit dem vorliegenden Fall haben. Daraufhin bin ich dann, nach einer schlaflosen Nacht, in meiner Verzweiflung und Enttäuschung direkt mit dem Frühzug zu Ihnen gekommen.«
    »Ich nehme an, die örtlichen Ermittlungen wurden während der Verfolgung dieser falschen Spur nur mäßig weitergetrieben?«
    »Sie wurden vollständig eingestellt.«
    »Womit also drei Tage vergeudet wurden. Die Angelegenheit wurde höchst erbärmlich behandelt.«
    »Das empfinde ich auch und gestehe es ein.«
    »Und doch dürfte das Problem einer endgültigen Lösung zugänglich sein. Ich werde mich mit dem größten Vergnügen daranmachen. Konnten Sie irgendeine Verbindung zwischen dem vermißten Jungen und dem Deutschlehrer feststellen?«
    »Nicht die geringste.«
    »Hat dieser Lehrer ihn unterrichtet?«
    »Nein; soweit ich weiß, haben sie nie miteinander gesprochen.«
    »Das ist allerdings sehr merkwürdig. Besaß der Junge ein Fahrrad?«
    »Nein.«
    »Fehlte sonst noch ein Fahrrad?«
    »Nein.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Durchaus.«
    »Tja, nun, Sie wollen doch nicht allen Ernstes andeuten, daß dieser Deutsche mitten in der Nacht mit dem Jungen auf dem Arm auf seinem Fahrrad davongefahren ist?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Wie stellen Sie sich dann die Sache vor?«
    »Das Fahrrad könnte zur Irreführung benutzt worden sein. Vielleicht wurde es irgendwo versteckt, und die beiden sind zu Fuß weggegangen.«
    »Sehr schön; aber kommt Ihnen diese Irreführung nicht ziemlich absurd vor? Gab es in diesem Schuppen noch andere Fahrräder?«
    »Mehrere.«
    »Würde er nicht
zwei
Fahrräder versteckt haben, wenn er den Eindruck hinterlassen wollte, sie wären damit fortgefahren?«
    »Das könnte ich mir denken.«
    »Freilich. Die Theorie mit der Irreführung taugt also nichts. Doch ist der Vorfall ein vorzüglicher Ausgangspunkt für eine Nachforschung. Immerhin läßt sich ein Fahrrad nicht eben leicht verbergen oder zerstören. Eine weitere Frage. Hat irgend jemand den Jungen am Tag vor seinem Verschwinden besuchen wollen?«
    »Nein.«
    »Hat er Briefe bekommen?«
    »Ja, einen Brief.«
    »Von wem.«
    »Von seinem Vater.«
    »Öffnen Sie die Briefe Ihrer Schüler?«
    »Nein.«
    »Woher wissen Sie dann, daß er von seinem Vater kam?«
    »Auf dem Umschlag befand sich sein Wappen, und er war in der eigentümlich steifen Handschrift des Herzogs adressiert. Außerdem erinnert sich der Herzog daran, ihn geschrieben zu haben.«
    »Hatte er davor irgendwelche Briefe bekommen?«
    »Mehrere Tage lang keinen.«
    »Hatte er je einen aus Frankreich bekommen?«
    »Nein; nie.«
    »Sie sehen natürlich, worauf ich mit meinen Fragen abziele. Der Junge wurde entweder mit Gewalt entführt, oder er ist aus freien Stücken weggegangen. In letzterem Fall dürfte man annehmen, daß es schon irgendeines äußeren Ansporns bedurft hätte, einen so jungen Knaben zu etwas Derartigem zu veranlassen. Wenn ihn niemand besucht hat, muß dieser Ansporn brieflich erfolgt sein. Und daher versuche ich zu ermitteln, wer seine Korrespondenten waren.«
    »Ich fürchte, da kann ich Ihnen nur wenig helfen. Soweit ich weiß, hat er nur von seinem Vater Briefe bekommen.«
    »Der ihm genau am Tag seines Verschwindens geschrieben hat. Waren die Beziehungen zwischen Vater und Sohn sehr herzlich?«
    »Seine Gnaden stehen mit niemandem auf sehr herzlichem Fuß. Er geht vollständig in seinen bedeutenden öffentlichen Angelegenheiten auf und ist jeglichen gewöhnlichen Gefühlen gegenüber ziemlich unzugänglich. Doch war er auf seine Weise stets freundlich zu dem Jungen.«
    »Aber die Sympathien des letzteren standen auf Seiten seiner Mutter?«
    »Ja.«
    »Hat er das selbst gesagt?«
    »Nein.«
    »Der Herzog demnach?«
    »Gütiger Himmel, nein!«
    »Wie konnten Sie es dann wissen?«
    »Ich hatte ein vertrauliches Gespräch mit Mr. James Wilder, dem Sekretär Seiner Gnaden. Er war es, der mich von den Gefühlen Lord Saltires unterrichtete.«
    »Aha. Übrigens, dieser letzte Brief des Herzogs – hat man den im Zimmer des Jungen gefunden, nachdem er verschwunden war?«
    »Nein; er hatte ihn mitgenommen. Ich denke, Mr. Holmes, es ist Zeit, daß wir uns nach Euston begeben.«
    »Ich werde eine Droschke bestellen. Wir werden Ihnen in einer Viertelstunde zu

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