Die Rückkehr des Sherlock Holmes
Diensten stehen. Sollten Sie nach Hause telegraphieren, Mr. Huxtable, wäre es nicht schlecht, wenn Sie die Leute in Ihrer Nachbarschaft in dem Glauben beließen, die Ermittlungen konzentrierten sich weiterhin auf Liverpool oder wohin auch immer diese falsche Spur Ihre Meute gelockt hat. Unterdessen werde ich in aller Ruhe ein wenig vor Ihrer Tür herumschnüffeln, und vielleicht ist die Fährte noch nicht so kalt, als daß zwei alte Spürhunde wie Watson und ich sie nicht doch noch aufnehmen können.«
Dieser Abend fand uns im kühlen, belebenden Klima des Peak District, in dem Dr. Huxtables berühmte Schule gelegen ist. Es war dunkel, als wir dort ankamen. Auf dem Tisch in der Eingangshalle lag eine Karte, und der Butler flüsterte seinem Herrn etwas zu, worauf dieser sich uns mit allen Anzeichen von Erregung in seinem Gesicht zuwandte.
»Der Herzog ist hier«, sagte er. »Der Herzog und Mr. Wilder sind im Arbeitszimmer. Kommen Sie, Gentlemen, ich werde Sie ihnen vorstellen.«
Die Bilder des berühmten Staatsmannes waren mir natürlich vertraut, doch der Mann selbst unterschied sich beträchtlich von diesen Darstellungen. Er war groß und stattlich und gewissenhaft gekleidet; sein Gesicht war schmal und verzerrt, und die Nase war grotesk gebogen und lang. Seine Gesichtsfarbe war von totenhafter Blässe, welche durch den Kontrast mit einem langen, schütteren, lebhaft roten Bart noch erschreckender wirkte, der ihm auf seine weiße Weste herabhing und durch dessen Fransen eine Uhrkette schimmerte. Dies also war die stattliche Erscheinung, die mitten auf Dr. Huxtables Kaminvorleger stand und uns steinern entgegenblickte. Neben ihm stand ein sehr junger Mann, in dem ich seinen Privatsekretär Wilder vermutete. Er war klein, kräftig und lebhaft und hatte intelligente hellblaue Augen und ein reges Mienenspiel. Er war es, der das Gespräch sofort in prägnantem und bestimmtem Tonfall eröffnete.
»Ich kam heute morgen zu spät, Mr. Huxtable, um Sie noch daran zu hindern, sich nach London zu begeben. Ich erfuhr, Sie hätten die Absicht, Mr. Sherlock Holmes aufzufordern, diesen Fall zu übernehmen. Seine Gnaden sind überrascht, Mr. Huxtable, daß Sie einen solchen Schritt unternehmen, ohne sich vorher mit ihm beraten zu haben.«
»Als ich erfuhr, daß die Polizei versagt hatte –«
»Seine Gnaden sind durchaus nicht davon überzeugt, daß die Polizei versagt hat.«
»Aber freilich, Mr. Wilder –«
»Sie wissen sehr wohl, Dr. Huxtable, daß Seine Gnaden überaus darauf bedacht sind, jeglichen öffentlichen Skandal zu vermeiden. Er zieht es vor, so wenig Leute wie möglich ins Vertrauen zu ziehen.«
»Die Sache kann leicht behoben werden«, sagte der eingeschüchterte Doktor. »Mr. Sherlock Holmes kann morgen früh mit dem Zug nach London zurückfahren.«
»Wohl kaum, Doktor, wohl kaum«, sagte Holmes mit sanftester Stimme. »Die Luft hier im Norden ist belebend und angenehm, weshalb ich vorhabe, einige Tage in Ihren Mooren zu verbringen und mich so gut es geht zu beschäftigen. Ob Sie mich beherbergen oder der Dorfgasthof, haben natürlich Sie zu entscheiden.«
Ich sah, daß der unglückliche Doktor im letzten Stadium der Unschlüssigkeit war, aus welchem ihn die tiefe sonore Stimme des rotbärtigen Herzogs erlöste, die plötzlich wie ein Gong erdröhnte.
»Ich stimme mit Mr. Wilder überein, Mr. Huxtable, daß es klug von Ihnen gewesen wäre, sich mit mir zu beraten. Da Sie nun aber Mr. Holmes einmal ins Vertrauen gezogen haben, wäre es wahrlich absurd, wenn wir seine Dienste nicht in Anspruch nähmen. Gehen Sie bitte nicht in den Gasthof, Mr. Holmes, vielmehr würde es mich freuen, Sie als Gast auf Holdernesse Hall begrüßen zu dürfen.«
»Ich danke Euer Gnaden. Doch hielte ich es für klüger, für die Zwecke meiner Ermittlungen am Schauplatz des geheimnisvollen Geschehens zu bleiben.«
»Ganz wie Sie wünschen, Mr. Holmes. Selbstverständlich steht Ihnen jede Information, die Mr. Wilder oder ich Ihnen geben kann, zur Verfügung.«
»Ich werde Sie vermutlich auf Holdernesse Hall aufsuchen müssen«, sagte Holmes. »Jetzt möchte ich Sie nur fragen, Sir, ob Sie selbst auf irgendeine Erklärung für das rätselhafte Verschwinden Ihres Sohnes gekommen sind?«
»Nein, Sir, das bin ich nicht.«
»Verzeihen Sie, wenn ich auf Dinge anspiele, die Ihnen schmerzlich sind, aber ich habe keine andere Möglichkeit. Glauben Sie, daß die Herzogin irgend etwas mit der Sache zu tun haben könnte?«
Der
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