Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Holmes, um sicherzustellen, daß Sie mit mir zurückfahren. Ich fürchtete, ein Telegramm würde Sie nicht von der absoluten Dringlichkeit des Falls überzeugen können.«
    »Wenn Sie sich ganz erholt haben –«
    »Mir geht es wieder ganz gut. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich nur so schwach sein konnte. Ich möchte, Mr. Holmes, daß Sie mit dem nächsten Zug mit mir nach Mackleton zurückfahren.«
    Mein Freund schüttelte den Kopf.
    »Mein Kollege Dr. Watson könnte Ihnen sagen, daß wir zur Zeit sehr beschäftigt sind. Ich habe gerade diesen Fall mit den Ferrers-Dokumenten in Arbeit, und der Prozeß gegen den Mörder von Abergavenny steht bevor. Gegenwärtig könnte mich nur eine durchaus dringende Angelegenheit zum Verlassen Londons bewegen.«
    »Dringend?« Unser Besucher warf die Arme hoch. »Haben Sie denn noch nichts von der Entführung des einzigen Sohns des Herzogs von Holdernesse gehört?«
    »Was! Der ehemalige Kabinettsminister?«
    »Ganz recht. Wir hatten versucht, es aus den Zeitungen herauszuhalten, aber gestern abend ist im
Globe
ein Gerücht aufgetaucht. Ich nahm an, es sei Ihnen zu Ohren gekommen.«
    Holmes fuhr seinen langen dünnen Arm aus und griff sich den Band »H« seines enzyklopädischen Nachschlagewerks.
    »›Holdernesse, sechster Herzog, K.G. 15 , P.C. 16 ‹ – das halbe Alphabet! – ›Baron Beverley, Graf von Carston‹ – meine Güte, was für eine Aufzählung! – ›Lord-Lieutenant 17 von Hallamshire seit 1900. Verheiratet mit Edith, der Tochter von Sir Charles Appledor, seit 1888. Erbe und einziges Kind: Lord Saltire. Grundbesitz etwa zweihundertundfünfzigtausend Morgen. Bergwerke in Lancashire und Wales. Anschrift: Carl ton House Terrace; Holdernesse Hall, Hallamshire; Carston Castle, Bangor, Wales. Lord of the Admiralty 18 1872; Minister für –‹ Nun, nun, dieser Mann ist in der Tat einer der bedeutendsten Untertanen der Krone!«
    »Der bedeutendste, und vielleicht der wohlhabendste. Mir ist bekannt, Mr. Holmes, daß Sie in beruflichen Angelegenheiten sehr gründlich vorgehen und daß Sie auch bereit sind, nur um der Arbeit willen zu arbeiten. Ich darf Ihnen jedoch melden, daß Seine Gnaden angedeutet hat, daß demjenigen, der ihm sagen kann, wo sich sein Sohn befindet, ein Scheck über fünftausend Pfund überreicht werden soll, sowie weitere tausend dem, der den Mann oder die Männer benennen kann, die ihn entführt haben.«
    »Ein fürstliches Angebot«, sagte Holmes. »Watson, ich denke, wir werden Dr. Huxtable in den Norden Englands zurückbegleiten. Und nun, Dr. Huxtable, werden Sie mir, nachdem Sie die Milch ausgetrunken haben, freundlicherweise erzählen, was geschehen ist, wann es geschehen ist, wie es geschehen ist, und schließlich, was Dr. Thorneycroft Huxtable von der Abtei-Schule bei Mackleton mit der Sache zu tun hat, und warum er erst drei Tage nach dem Vorfall – der Zustand Ihres Kinns gibt mir dies Datum an – zu mir kommt, um meine bescheidenen Dienste zu erbitten.«
    Unser Besucher hatte seine Milch und die Kekse verzehrt. Das Licht war wieder in seine Augen und die Farbe auf seine Wangen zurückgekehrt, als er sich daranmachte, mit großer Energie und Klarheit die Lage zu beschreiben.
    »Ich muß Sie davon unterrichten, Gentlemen, daß die Abtei eine Vorschule ist, deren Gründer und Direktor ich bin. Vielleicht ruft Ihnen das Buch
Huxtables Streiflichter auf Horaz
meinen Namen ins Gedächtnis. Die. Abtei ist, ohne jede Ausnahme, die beste und exklusivste Vorschule Englands. Lord Leverstoke, der Graf von Blackwater, Sir Cathcart Soames – sie alle haben ihre Söhne mir anvertraut. Doch glaubte ich, meine Schule habe ihren Zenit erreicht, als vor drei Wochen der Herzog von Holdernesse seinen Sekretär, Mr. James Wilder, zu mir schickte und mir bedeuten ließ, daß der junge Lord Saltire, sein zehnjähriger, einziger Sohn und Erbe, meiner Obhut anvertraut werden sollte. Ich dachte wohl kaum daran, daß dies das Vorspiel zu dem niederschmetterndsten Unglück meines Lebens sein würde.
    Am 1. Mai kam der Junge an, also zu Beginn des Sommersemesters. Er war ein entzückender Knabe und paßte sich bald unseren Gepflogenheiten an. Ich darf Ihnen sagen – das ist ja hoffentlich nicht indiskret; halbe Geständnisse sind in einem solchen Fall absurd –, daß er zu Hause nicht ganz glücklich gewesen ist. Es ist ein offenes Geheimnis, daß das Eheleben des Herzogs nicht sonderlich friedlich war und das Ganze mit einer Trennung in gegenseitigem

Weitere Kostenlose Bücher