Die Rückkehr des Tanzlehrers
gestanden hatte, um sicher zu sein, daß er keine Spuren hinterließ. Dann fuhr er mit dem Hund auf dem Rücksitz davon. In einem Ort namens Sörvattnet kam er an eine Kreuzung. Er hielt an, machte Licht und breitete die Karte aus. Am liebsten würde er nach Süden fahren, die ganze Dunkelheit hinter sich zurücklassen, irgendwo anhalten, Maria anrufen und sagen, daß er jetzt auf dem Heimweg sei. Aber er wußte, daß er es nicht tun konnte. Sein Dasein würde unmöglich werden, wenn er nicht herauszufinden versuchte, was Abraham Andersson geschehen war. Er bog nach Osten ab und folgte der Straße nach Rätmyren. Er fuhr auf einen der Forstwege, den er von früher her kannte, und stellte den Wagen ab. Dann näherte er sich vorsichtig Herbert Molins Haus. Der Hund an seiner Seite war ruhig. Als er sicher war, daß das Haus verlassen war, ließ er den Hund in den Zwinger, schloß das Gitter, hängte die Leine an den Zaun und kehrte in den Wald zurück. Jetzt hat die Polizei etwas, worüber sie nachdenken kann, dachte er, während er den Weg zurück zu seinem Wagen suchte.
Dann setzte er seine Reise fort. Es war immer noch dunkel. Der Boden knirschte unter den Reifen, als er auf eine Schotterpiste einbog, um wieder auf die Karte zu schauen. Es war nicht weit bis zur norwegischen Grenze. Doch dahin war er nicht unterwegs. Er fuhr weiter nach Norden, passierte Funäs-dalen, bog auf einen kleineren Weg ein und fuhr aufs Geratewohl weiter. Der Weg führte steil bergauf. Vielleicht war er jetzt zwischen den Bergen. Wenn er die Karte richtig gelesen hatte, konnte das stimmen. Er hielt an, stellte den Motor ab und wartete auf die Morgendämmerung.
Als das Licht langsam durch die Dunkelheit sickerte, fuhr er weiter. Der Baumbestand wurde lichter. Die ganze Zeit ging der Weg steil bergauf, und er sah einzelne Hütten, die hinter Felsblöcken und Büschen eingezwängt im Verborgenen lagen.
Ihm wurde klar, daß er sich mitten in einer Art Ferienhausgelände befand. Er fuhr, so weit er konnte. Nirgendwo sah er ein Licht. An einer Stelle war der Weg mit einem Gitter versperrt. Er stieg aus, öffnete es und fuhr weiter, nachdem er es hinter sich wieder geschlossen hatte. Ihm war klar, daß er im Begriff war, in eine Falle zu fahren. Wenn sie hinter ihm herkamen, wäre er gefangen. Aber es war ihm gleichgültig. Jetzt wollte er nur bis ans Ende des Weges gelangen. Dort würde er eine Entscheidung treffen müssen.
Schließlich ging es nicht mehr weiter. Der Weg war zu Ende. Er stieg aus und sog die kühle Luft in die Lungen. Das Licht war grau. Er blickte sich um. Bergspitzen, weit entfernt ein Tal, dahinter weitere Berge. Zwischen den Bäumen verlief ein Pfad. Er folgte ihm. Nach ein paar hundert Metern kam er zu einem alten Holzhaus. Er stand unbeweglich da und betrachtete es. Er konnte sehen, daß lange niemand auf diesem Pfad gegangen war. Er trat zu dem Haus und starrte durch ein Fenster. Die Haustür war verschlossen. Er versuchte sich vorzustellen, wo er einen Schlüssel hinterlegen würde, wenn das Haus ihm gehörte. Unterhalb eines der flachen Steine, die einen Teil der Treppe zur Haustür ausmachten, stand ein zersprungener Blumentopf. Er bückte sich und hob ihn an. Kein Schlüssel. Dann fühlte er mit den Fingern unter dem Stein. Dort war der Schlüssel, an einem Band, das an einem Brett befestigt war. Er schloß auf.
Im Haus war lange nicht gelüftet worden. Es gab ein großes Zimmer, zwei kleinere Schlafzimmer und eine Küche. Die Möbel waren aus hellem Holz. Er strich mit der Hand über die Rückenlehne eines Stuhls und dachte, daß er gern einige dieser hellen Holzmöbel in seiner dunklen Wohnung in Buenos Aires hätte. An den Wänden hingen Tücher mit gestickten Texten, die er nicht verstand. Er ging in die Küche. Das Haus hatte Strom. Und es gab sogar ein Telefon. Er nahm den Hörer ab und lauschte auf das Signal. In der Küche stand eine große Gefriertruhe, die er öffnete. Sie war gefüllt. Er versuchte zu verstehen, was das bedeuten konnte. War das Haus nur vorübergehend nicht bewohnt? Er wußte es nicht. Er nahm ein paar Pakete mit tiefgefrorenen Hamburgern heraus und legte sie auf den Küchentisch. Dann drehte er an einem Hahn über der Spüle, und es kam Wasser.
Er setzte sich ans Telefon und wählte die lange Nummer zu Maria in Buenos Aires. Die Zeitverschiebung hatte er nie ganz durchschaut. Am anderen Ende klingelte es. Er fragte sich abwesend, wer einmal die Telefonrechnung mit diesem
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