Die Rückkehr des Tanzlehrers
welche Künstler bei Hehlern und Sammlern gerade gefragt sind.«
Olausson las weiter. »Es soll auch eine Menge Schmuck und Bargeld in der Wohnung sein. Etwas, was normale Einbrecher interessiert. Aber es ist nichts verschwunden.«
»Vielleicht wurden die Einbrecher gestört?«
»Wenn es denn mehrere waren. Die Vorgehensweise läßt auf eine erfahrene Person schließen, keinen Amateur.«
Olausson lehnte sich zurück. »Ich rufe Kalmar an und sage ihnen, daß ich mit dir gesprochen habe. Keine Beobachtungen, sage ich. Nichts, was ihnen helfen könnte.«
»Ich kann natürlich nicht beweisen, daß ich die Stadt verlassen habe, wie ich es gesagt habe.«
»Warum solltest du etwas beweisen müssen?«
Olausson erhob sich und öffnete das Fenster einen Spaltbreit. Erst jetzt merkte Stefan, wie stickig es im Zimmer war.
»Im gesamten Präsidium ist die Ventilation ausgefallen«, klagte Olausson. »Die Leute bekommen allergische Ausschläge. Unten im Zellentrakt klagen sie über Kopfschmerzen. Aber niemand tut etwas, weil kein Geld da ist.«
Olausson setzte sich wieder. Stefan fiel auf, daß er allmählich dick wurde. Sein Bauch quoll über den Hosenbund.
»Ich bin noch nie in Kalmar gewesen«, sagte Olausson, »und auch nicht auf Öland. Aber es soll schön sein, habe ich gehört.«
»Ich hätte dich angerufen, wenn du dich nicht gemeldet hättest. Es gibt noch einen Grund, warum ich Wetterstedt aufgesucht habe. Einen Grund, der mit Herbert Molin zu tun hat.«
»Und welchen?«
»Herbert Molin ist überzeugter Nazi gewesen.«
Olausson blickte ihn fragend an. »Nazi?«
»Lange bevor er Polizist geworden ist, als er noch jung war, hat er als Freiwilliger auf der Seite von Hitler im Zweiten Weltkrieg gekämpft. Er hat sich bis Kriegsende in Deutschland aufgehalten. Und er hat seine Ansichten nie geändert. Wetterstedt hat ihn als jungen Mann gekannt, und sie sind all die Jahre in Kontakt geblieben. Wetterstedt ist ein richtig unangenehmer Mensch.«
»Bist du nach Kalmar gefahren, um mit ihm über Herbert zu reden?«
»Das dürfte doch kaum verboten sein.«
»Nein, aber es ist verständlich, daß ich mich wundere.«
»Hast du etwas von Herbert Molins Vergangenheit gewußt? Oder von seinen Ansichten?«
»Nichts. Es kommt für mich vollkommen überraschend.«
Olausson beugte sich über den Schreibtisch vor. »Hat das hier etwas mit dem Mord an ihm zu tun?«
»Vielleicht.«
»Und der andere Mann, der ebenfalls dort oben getötet worden ist, dieser Geiger?«
»Es gibt keinen eindeutigen Zusammenhang. Zumindest gab es keinen, als ich abgereist bin. Aber Herbert Molin ist nach Härjedalen gezogen, weil er dort eine Frau kannte. Auch die ist Nazi. Sie hat ihm geholfen, das Haus zu kaufen. Sie heißt Elsa Berggren.«
Olausson schüttelte den Kopf. Der Name sagte ihm nichts. Stefan dachte, daß Kalmar nun abgehakt war. Wenn Olausson trotz allem den Verdacht gehabt hätte, daß Stefan den Einbruch bei Wetterstedt begangen hatte, dann war der Gedanke jetzt verschwunden.
»Das klingt alles ziemlich merkwürdig.«
»Ganz deiner Meinung. Doch wir können nicht daran zweifeln, daß viele Jahre lang ein Nazi hier bei der Polizei in Boras gearbeitet hat.«
»Egal was für Ansichten er hatte, er war ein guter Polizist.«
Olausson erhob sich als Zeichen dafür, daß das Gespräch
beendet war. Er begleitete Stefan zum Aufzug. »Wie geht es dir eigentlich?«
»Am neunzehnten muß ich wieder ins Krankenhaus. Dann sehen wir weiter.«
Die Aufzugtür glitt auf.
»Ich werde mit Kalmar reden«, sagte Olausson.
Stefan betrat den Aufzug. »Dann hast du vielleicht auch nicht gewußt, daß Herbert Molin ein leidenschaftlicher Tänzer war?«
»Nein. Was hat er getanzt?«
»Am liebsten Tango.«
»Es ist offensichtlich, daß ich vieles von Herbert Molin nicht wußte.«
»Geht uns das nicht allen so? Daß wir eigentlich nicht mehr wissen als das, was uns an der Oberfläche begegnet?«
Die Tür glitt zu. Olausson konnte keine Antwort mehr geben. Stefan verließ das Polizeipräsidium. Als er auf die Straße trat, war er plötzlich unsicher, was er jetzt tun sollte. Kalmar würde kein Problem sein, wenn sich nicht zeigen sollte, daß ihn trotz allem jemand in der Nacht gesehen hatte. Aber das war kaum wahrscheinlich.
Er blieb stehen, ohne sich entscheiden zu können, was er weiter tun wollte. Es machte ihn aus irgendeinem Grund wütend, und er fluchte laut vor sich hin. Eine Frau, die an ihm vorbeiging, tat einen Schritt zur
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