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Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zurückkehren. Ich werde bald vergessen haben, wie die Straße hieß und wie die Häuser aussahen.
    Er holte das Handy hervor, um Elena anzurufen. Er sah, daß ein Gespräch für ihn gekommen war. Er gab die Nummer seiner Mailbox ein und lauschte. Giuseppe hatte angerufen. Er wählte seine Nummer.
    Giuseppe meldete sich. »Wo bist du?« fragte er.
    Im Zuge der Mobiltelefoniererei ist das zu einer neuen Grußformel geworden, dachte Stefan. Man fragt, wo sich jemand in der Welt befindet. Man weiß, wen man anruft, aber nie, wo sich derjenige gerade befindet.
    »In Varberg.«
    »Und wie geht es dir?«
    »Ziemlich gut.«
    »Ich wollte dich nur anrufen und dir die neuesten Informationen zukommen lassen. Hast du Zeit?«
    »Mehr als genug.«
    Giuseppe lachte. »Das hat man nie. Wir sind bei den Waffen, die benutzt wurden, ein gutes Stück weitergekommen. In Herbert Molins Fall ist ja ein ganzes Arsenal verwendet worden.
    Schrotflinte, Tränengasgranaten, möglicherweise auch noch andere. Irgendwo müssen sie gestohlen worden sein. Wir haben verschiedene registrierte Waffendiebstähle untersucht, aber es ist immer noch unklar, woher die Waffen stammen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Immerhin wissen wir jetzt, daß bei Abraham Andersson eine andere Waffe benutzt worden ist. Das haben die Techniker feststellen können. Und damit stehen wir plötzlich vor einer Alternative, auf die wir nicht vorbereitet sind.«
    »Daß es sich um zwei verschiedene Täter handelt?«
    »Genau.«
    »Es kann doch trotzdem ein und derselbe gewesen sein.«
    »Kann schon, aber wir dürfen nicht von der anderen Möglichkeit absehen. Ich will dir noch mehr erzählen. Gestern haben wir eine Anzeige aus Säter bekommen. Der Besitzer war eine Woche verreist und ist erst gestern zurückgekommen. Bei ihm ist eingebrochen worden, und eine der Waffen fehlt. Er hat Anzeige erstattet, und wir sind darauf gestoßen, als wir mit unserer Computersuche begonnen haben. Es kann die Waffe gewesen sein, mit der Abraham Andersson ermordet worden ist. Das Kaliber stimmt, aber von dem Dieb fehlt jede Spur.«
    »Und wie wurde der Einbruch ausgeführt? Die Vorgehensweise sagt immer etwas über den Einbrecher aus.«
    »Eine hübsch ordentlich aufgebrochene Haustür. Beim Waffenschrank dasselbe. Kein Amateur.«
    »Also jemand, der sich zu einem bestimmten Zweck Waffen beschafft.«
    »Ja, das in etwa denke ich auch.«
    Stefan versuchte, sich die Landkarte vorzustellen. »Irre ich mich, wenn ich sage, daß Säter in Dalarna liegt?«
    »Von Avesta und Hedemora geht die Straße über Säter nach Borlänge und dann geradeaus weiter nach Härjedalen.«
    »Jemand kommt aus dem Süden, beschafft sich unterwegs eine Waffe und fährt weiter bis zu Abraham Anderssons Haus.«
    »So kann es gewesen sein. Aber uns fehlt ein Motiv. Und der Mord an Andersson beginnt mich ganz besonders zu beunruhigen, wenn sich zeigen sollte, daß es ein anderer Täter gewesen ist. Dann kann man sich wirklich fragen, was eigentlich los ist. Stehen wir am Anfang von etwas, was noch lange nicht zu Ende ist?«
    »Glaubst du, daß es zu weiteren Gewalttaten kommen könnte?«
    Giuseppe lachte auf. »Gewalttaten. Polizisten reden schon eine komische Sprache. Manchmal glaube ich, daß die Ganoven deswegen einen Vorsprung haben. Die sprechen eine deutliche Sprache. Nicht wie wir, die wir uns immer mit Umschreibungen abquälen.«
    »Du meinst also, daß die Gefahr besteht, daß weitere Morde verübt werden?«
    »Das Problem ist, daß wir es nicht wissen können, und wenn die Mordwaffe nicht dieselbe ist, dann wächst die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um verschiedene Täter handelt. Fährst du übrigens, oder stehst du?«
    »Ich stehe.«
    »Dann erzähle ich dir noch ein bißchen davon, worüber wir uns den Kopf zerbrechen. Das Wichtigste ist natürlich der Hund. Wer hat ihn geholt und in Molins Zwinger gebracht? Und warum? Wir wissen nichts, außer daß er von Anderssons Haus aus mit dem Wagen fortgeschafft wurde. Für die wichtigste Frage, warum das geschehen ist, haben wir noch keine plausible Erklärung.«
    »Man kann sich natürlich vorstellen, daß es sich um einen makabren Scherz handelt.«
    »Natürlich kann man das. Aber die Leute hier oben in der Wildnis haben für das, was du makabre Scherze nennst, nicht besonders viel übrig. Die Aufregung ist groß. Wir merken es, wenn wir von Tür zu Tür gehen und mit den Leuten sprechen. Die Menschen wollen wirklich helfen.«
    »Es ist eigenartig, daß niemand

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