Die Rückkehr des Tanzlehrers
etwas beobachtet hat.«
»Wir haben eine Reihe vager Auskünfte über dieses oder jenes Auto erhalten, das jemand gesehen haben will. Aber nichts Konkretes. Nichts, was uns eine Richtung gibt.«
»Und Elsa Berggren?«
»Rundström hat sie nach Östersund geholt. Er hat einen ganzen Tag mit ihr geredet, aber sie bleibt bei ihrer bisherigen Aussage. Dieselben widerwärtigen Ansichten, aber gleichzeitig sehr entschieden. Sie weiß nicht, wer Herbert Molin getötet haben kann. Abraham Andersson hat sie nur ein einziges Mal, ganz kurz, getroffen, als sie einen ihrer Besuche bei Herbert Molin gemacht hat und er zufällig vorbeigekommen ist. Wir haben sogar eine Hausdurchsuchung gemacht, um zu sehen, ob sie Waffen besitzt, aber wir haben nichts gefunden. Ich glaube, sie würde es uns sagen, wenn sie sich Sorgen machte, daß auch ihr jemand zu Leibe rücken könnte.«
Es schnarrte im Hörer. Stefan rief ein paarmal »Hallo«, bevor Giuseppe wieder da war. »Ich glaube allmählich, daß sich die Sache hinzieht. Und ich mache mir Sorgen.«
»Habt ihr irgendeinen Zusammenhang zwischen Anders-son und Molin gefunden?« fragte Stefan.
»Wir suchen und graben, aber Anderssons Frau zufolge hat er Herbert Molin lediglich einmal, ganz nebenbei, als Nachbarn erwähnt. Es gibt keinen besonderen Grund zu der Annahme, daß das nicht stimmt. Weiter sind wir bisher nicht gekommen.«
»Und das Tagebuch?«
»Woran denkst du?«
»An diese Reise nach Schottland. Die Person, die >M< genannt wird.«
»Es fällt mir schwer zu verstehen, warum das wichtig sein sollte.«
»Ich frage ja nur.«
Giuseppe nieste plötzlich kräftig in den Hörer. Stefan hielt das Handy weit vom Ohr weg, als könnten ihn die Bakterien über die Funkwellen erreichen.
»Eine normale Herbsterkältung. Das ist jetzt die Zeit.«
Stefan holte tief Luft und erzählte von seinem Besuch in Kalmar und Öland. Er sagte nichts von seinem Einbruch, unterstrich aber Emil Wetterstedts nationalsozialistische Überzeugungen.
Als er geendet hatte, war es so lange still im Hörer, daß er schon glaubte, ihr Gespräch sei unterbrochen worden.
»Ich werde Rundström vorschlagen, daß wir das Reichskriminalamt einschalten«, sagte Giuseppe. »Sie haben dort eine Abteilung, die auf Terroristen und Nazigruppen spezialisiert ist. Ich kann mir zwar nur schwer vorstellen, daß hinter dem, was hier passiert ist, irgendwelche Möchtegern-Nazis stecken, aber sicher kann man natürlich nicht sein.«
Stefan antwortete, daß er das für einen klugen Schritt halte. Dann beendeten sie das Gespräch. Stefan merkte, daß er hungrig war. Er fuhr ins Zentrum von Varberg und aß in einem Mittagsrestaurant. Als er wieder zu seinem Wagen kam, war die Vordertür aufgebrochen. Instinktiv fühlte er in der Jackentasche, aber das Handy war da, wo es hingehörte. Doch sein Autoradio war fort. Außerdem war die Zentralverriegelung im Eimer. Er fluchte und setzte sich wütend hinters Steuer. Eigentlich müßte er jetzt zum Polizeipräsidium fahren und den Einbruch anzeigen. Daß der Dieb nicht gefaßt werden würde und die Polizei der Angelegenheit, wenn es hochkam, ein zerstreutes bürokratisches Interesse widmen würde, war ihm bewußt. Die Arbeitsbelastung der Polizei war überall gleich, wohin man auch kam. Außerdem erinnerte er sich daran, daß die Selbstbeteiligung so hoch war, daß er sich gleich ein neues Radio kaufen konnte. Blieb noch die Reparatur der Zentralverriegelung. Aber er hatte einen guten Freund, der der Polizei bei Autoreparaturen zuweilen privat unter die Arme griff. Er schrieb den Gedanken ab, Anzeige zu erstatten. Die Zeiten, in denen man wegen eines aufgebrochenen Autos noch mit einer Ermittlung rechnen konnte, waren unwiderruflich vorbei.
Er verließ die Stadt und kehrte nach Boras zurück. Der kräftige Wind rüttelte am Wagen. Die Landschaft war öde und grau. Der Herbst immer trister, der Winter immer näher, dachte er. Auch der neunzehnte November rückte immer näher. Er wünschte sich, die Zeit einfach überspringen zu können. Daß es der Tag nach dem Beginn seiner Strahlenbehandlung wäre.
Als er die Stadtgrenze von Boras passierte, klingelte sein Handy. Er zögerte, das Gespräch anzunehmen. Es war bestimmt Elena. Andererseits konnte er sie nicht länger warten lassen. Eines Tages würde sie genug davon haben, daß er sich dauernd entzog. Immer seine eigenen Bedürfnisse voranstellte. Er fuhr an den Straßenrand und meldete sich.
Es war Veronica Molin. »Ich
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