Die Rückkehr des Tanzlehrers
gegen die Stirn, um die Erinnerung zu finden. Sie hatte mit Giuseppe zu tun.
Ihr Abendessen im Hotel. Sie hatten gegessen und waren anschließend sitzen geblieben. Die Kellnerin war zwischen Küche und Speisesaal hin und her gegangen. Es war an jenem Abend noch ein Gast im Speisesaal. Ein älterer Mann, der allein an einem Tisch saß. Stefan hatte sich sein Gesicht nicht eingeprägt. Es war etwas anderes an ihm. Nach einer Weile kam er darauf, was es war. Der Mann hatte kein einziges Wort gesprochen, obwohl er bei verschiedenen Gelegenheiten die Kellnerin zu sich gewinkt hatte. Der Mann saß bereits im Speisesaal, als zuerst er selbst und später Giuseppe hereingekommen waren und sich setzten. Und er war noch dagewesen, als sie den Speisesaal verließen.
Er strengte seinen Kopf an. Giuseppe hatte dagesessen und etwas auf die Rückseite der Rechnung gekritzelt, die er zusammengeknüllt und, als sie gingen, in den Aschenbecher gelegt hatte.
Es hatte etwas mit diesem Papier zu tun. Was es war, wußte er nicht mehr. Aber der Mann, der an jenem Abend dort saß, hatte geschwiegen. Und auf eine unbestimmbare Art und Weise erinnerte er an die undeutliche Personenbeschreibung, die Elsa Berggren gegeben hatte.
Er ging zurück ins Haus. Es war zwanzig nach eins. Elsa Berggren saß noch auf dem Sofa. Sie war sehr blaß.
»Er kocht Kaffee«, sagte sie.
Stefan ging in die Küche hinaus.
»Ohne Kaffee kann ich nicht denken«, sagte Erik Johansson. »Willst du auch? Ehrlich gesagt, siehst du grauenhaft aus. Ich frage mich, ob du nicht doch auf jeden Fall zum Arzt gehen solltest.«
»Ich will zuerst mit Giuseppe sprechen.«
Erik Johansson füllte Kaffeepulver ein. Er zählte langsam bis fünfzehn. »Tut mir leid, daß ich vorhin ein bißchen barsch geworden bin«, sagte er. »Aber wir Polizisten hier in Härjeda-len fühlen uns manchmal ein bißchen an den Rand gedrängt. Das gilt auch für Giuseppe. Nur daß du es weißt.«
»Ja, ich verstehe.«
»Nein, das tust du nicht, aber trotzdem.«
Er reichte Stefan eine Tasse. Stefan fuhr fort, in seiner Erinnerung nach dem zu suchen, was mit Giuseppes Papier zu tun hatte.
Doch erst gegen fünf Uhr morgens hatte er Gelegenheit, Giuseppe danach zu fragen, was an jenem Abend im Speisesaal geschehen war. Giuseppe war um zehn Minuten vor zwei zu Elsa Berggrens Haus gekommen. Nachdem er die Situation überblickt hatte, nahm er Erik Johansson und Stefan mit zur Polizeistation. Ein hinzugerufener Polizist sollte währenddessen Elsa Berggrens Haus im Auge behalten. Die Personenbeschreibung war zu ungenau, um eine Fahndung herauszugeben. Dafür würde am Vormittag Verstärkung aus Östersund eintreffen. Sie würden noch einmal von vorn anfangen, Klinken zu putzen.
»Jemand muß etwas gesehen haben«, meinte Giuseppe. »Der Mann kann kaum ohne Auto gekommen sein. So viele englischsprechende Südeuropäer kann es zu dieser Jahreszeit in Sveg nicht geben. Es kommt vor, daß Leute aus Madrid oder Mailand auftauchen, um Elche zu jagen. Italiener, die noch dazu eifrige Pilzsammler sind. Aber gerade im Moment ist weder Elch- noch Pilzsaison. Jemand muß ihn gesehen haben. Oder einen Wagen. Oder irgend etwas anderes.«
Um halb sechs fuhr Erik Johansson los, um Elsa Berggrens Garten abzusperren.
Giuseppe war müde und gereizt. »Das hätte er sofort tun sollen. Wie kann man polizeiliche Ermittlungen durchführen, wenn man die Routine nicht befolgt.«
Giuseppe setzte sich auf einen Stuhl und legte die Füße auf den Schreibtisch.
»Erinnerst du dich an unser Abendessen im Hotel?« fragte Stefan.
»Sehr gut.«
»Es hat ein älterer Mann im Speisesaal gesessen. Kannst du dich erinnern?«
»Vage. Hat er nicht an der Tür zur Küche gesessen?«
»Auf der linken Seite.«
Giuseppe betrachtete ihn mit müden Augen. »Warum denkst du an ihn?«
»Er hat nichts gesagt. Das könnte darauf hindeuten, daß er nicht verraten wollte, daß er Ausländer ist.«
»Warum zum Teufel hätte er das tun sollen?«
»Weil wir Polizisten sind. Wir haben das Wort mehrfach während des Abendessens benutzt. Das Wort Polizei ist in vielen Sprachen zu verstehen. Außerdem glaube ich, daß er der Personenbeschreibung ähnelt, die Elsa Berggren uns gegeben hat.«
Giuseppe schüttelte den Kopf. »Das ist zu weit hergeholt und konstruiert.«
»Vermutlich, aber trotzdem. Du hast dagesessen und etwas auf ein Papier gekritzelt, nachdem wir gegessen haben.«
»Das war die Rechnung. Ich habe am nächsten Morgen danach
Weitere Kostenlose Bücher