Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr des Tanzlehrers

Die Rückkehr des Tanzlehrers

Titel: Die Rückkehr des Tanzlehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
sie.
    »Morgen.«
    »Können wir nicht zusammen zu Abend essen? Das ist das mindeste, was ich für Sie tun kann.«
    »Ich hoffe nur, es gibt eine neue Speisekarte.«
    »Halb acht?«
    »Das paßt mir ausgezeichnet.«
    Während des Essens war sie schweigsam und in sich gekehrt. Stefan merkte, daß er verstimmt war. Teils darüber, daß sie ihn aus übertriebener Angst dazu verleitet hatte, diese vollkommen unnötige Reise zu unternehmen, teils darüber, daß er nicht umhin konnte, sie weiterhin attraktiv zu finden.
    Sie trennten sich ohne viele Worte in der Rezeption. Vero-nica Molin versprach, ihm Geld für seine Auslagen zu überweisen, und verschwand in ihr Zimmer.
    Stefan holte seine Jacke und ging hinaus. Er hatte gefragt, ob sie Giuseppe angerufen habe. Sie hatte gesagt, sie habe ihn nicht erreicht, wolle es aber noch einmal versuchen.
    Auf seinem Spaziergang durch die verlassene Ortschaft dachte er noch einmal darüber nach, was sie gesagt hatte. Die Geschichte von der Frau in Schottland war vielleicht wahr. Doch er weigerte sich zu glauben, daß sie nach so vielen Jahren zurückgekehrt sein sollte, um sich zu rächen. Es widersprach jeder Vernunft.
    Ohne es zu merken, war er zu der alten Eisenbahnbrücke gekommen. Er dachte, daß er umkehren und zum Hotel zurückgehen sollte. Aber etwas trieb ihn weiter. Er ging über die Brücke und bog auf den Weg ein, der zu Elsa Berggrens Haus führte. Zwei Fenster im Untergeschoß waren erleuchtet. Er wollte gerade weitergehen, als er einen Schatten zu erkennen glaubte, der eilig hinter einem der Giebel verschwand. Er runzelte die Stirn, stand unbeweglich und versuchte, ins Dunkel zu sehen. Dann öffnete er das Gartentor und näherte sich vorsichtig dem Haus. Er blieb stehen und lauschte. Alles war still. Er stellte sich an die Hauswand und schaute um die Ecke. Nichts.
    Natürlich hatte er sich etwas eingebildet. Er schlich sich zur Rückseite des Hauses. Auch dort war niemand.
    Er hörte die Schritte hinter sich nicht. Etwas traf ihn im Genick. Er brach zusammen. Dann merkte er, wie sich zwei Hände um seinen Hals schlossen und zudrückten.
    Mehr nicht. Nur Dunkelheit.
Teil 3
    DIE KELLERASSELN
    November 1999
    Stefan schlug die Augen auf. Er wußte sofort, wo er sich befand. Er setzte sich vorsichtig auf, holte einmal tief Luft und blickte sich im Dunkeln um. Nichts. Auch keine Geräusche. Er strich sich mit der Hand über den Nacken. Sie wurde blutig. Außerdem tat es weh, wenn er schluckte. Aber er lebte. Wie lange er bewußtlos gewesen war, konnte er nicht sagen. Er kam hoch und griff nach dem Fallrohr am Hausgiebel. Jetzt konnte er wieder klar denken, trotz der Schmerzen im Hinterkopf und in der Kehle. Er hatte also doch richtig gesehen. Jemand hatte sich im Schatten auf der Rückseite des Hauses bewegt. Jemand, der ihn entdeckt und versucht hatte, ihn zu töten.
    Aber etwas mußte passiert sein. Warum lebte er noch? Derjenige, der ihm die Hände um den Hals gedrückt hatte, war gestört worden und hatte von seinem Würgegriff abgelassen. Es gab noch eine andere Möglichkeit. Dem Angreifer war nicht daran gelegen, ihn zu töten, sondern nur daran, ihn aufzuhalten. Er ließ das Fallrohr los, lauschte in die Dunkelheit hinein. Immer noch nichts.
    Schwaches Licht sickerte neben ihm durch ein Fenster. Etwas ist in diesem Haus geschehen, dachte er. Auf die gleiche Art und Weise, auf die etwas in Herbert Molins Haus geschehen ist und später in Abraham Anderssons. Ich stehe hier bei meinem dritten Haus. Er überlegte, was er tun sollte. Die Entscheidung fiel ihm leicht. Er holte sein Handy hervor und gab Giuseppe Larssons Nummer ein. Seine Hand zitterte. Zweimal tippte er eine falsche Zahl.
    Es war ein Mädchen, das sich meldete. »Papas Telefon.«
    »Ich möchte Giuseppe sprechen.«
    »Du lieber Himmel, der schläft schon lange. Weißt du, wieviel Uhr es ist?«
    »Ich muß aber mit ihm reden.«
    »Wie heißt du?«
    »Stefan.«
    »Bist du der Mann aus Boras?«
    »Ja. Du mußt ihn wecken. Es ist wichtig.«
    »Ich gebe ihm das Telefon.«
    Während er wartete, machte Stefan ein paar Schritte vom Haus fort und blieb im Schatten eines Baums stehen. Dann hörte er Giuseppes Stimme und erklärte kurz, was geschehen war.
    »Bist du verletzt?« fragte Giuseppe.
    »Im Nacken blute ich, und wenn ich schlucke, tut es weh, aber ansonsten ist alles in Ordnung.«
    »Ich werde versuchen, Erik Johansson zu erreichen. Wo bist du genau?«
    »Im Schatten eines Baums hinter dem Haus. Es kann

Weitere Kostenlose Bücher