Die Rückkehr des Tanzlehrers
Kopf gezogene Mütze mit Löchern für die Augen. Er schob mich ins Wohnzimmer, drohte mir mit einer Axt und fragte, wer Abraham Andersson getötet hätte. Ich versuchte, ganz ruhig zu antworten. Ich saß hier auf dem Sofa. Dann merkte ich, daß er nervös wurde. Plötzlich hob er die Axt. Da bin ich auf ihn losgegangen. Dabei ist der Stuhl umgefallen. Ich riß ihm die Mütze vom Kopf, und da ist er rausgelaufen. Ich hatte gerade angerufen, als es an der Tür klopfte. Ich schaute durchs Fenster und sah, daß Sie es waren«, endete sie, an Stefan gewandt.
»Hat er Schwedisch gesprochen?« fragte Stefan.
»Ich stelle hier die Fragen«, knurrte Erik Johansson. »Ich dachte, Rundström hätte dir das klargemacht. Aber antworten Sie trotzdem. Hat er Schwedisch gesprochen?«
»Gebrochenes Englisch.«
»War es ein Schwede, der so getan hat, als wäre er Ausländer?«
Sie überlegte, bevor sie antwortete. »Nein«, sagte sie, »kein Schwede. Ich glaube, er kann Italiener gewesen sein. Auf jeden Fall Südeuropäer.«
»Können Sie sein Aussehen beschreiben? Wie alt war er?«
»Es ging alles so schnell. Aber es war ein älterer Mann. Mit grauen, etwas schütteren Haaren und braunen Augen.«
»Und Sie haben ihn noch nie zuvor gesehen?«
Ihre Angst verwandelte sich allmählich in Wut. »Mit dieser Sorte Mensch verkehre ich nicht. Das sollten Sie doch wissen.«
»Das weiß ich auch, aber ich muß doch fragen. Ich muß fragen, wie groß er ist. Ob er schlank ist oder dick. Wie war er gekleidet? Wie sahen seine Hände aus?«
»Dunkle Jacke, dunkle Hose, an die Schuhe habe ich nicht gedacht. Keine Ringe an den Fingern.«
Sie stand auf und ging zur Tür. »Ich glaube, er war ungefähr so groß. Weder dick noch mager.«
Sie zeigte mit der Hand an die Wand.
»Eins achtzig«, sagte Erik Johansson und wandte sich an Stefan. »Was meinst du?«
»Ich habe nur einen Schatten gesehen, der sich bewegte.«
Elsa Berggren setzte sich wieder.
»Er hat Sie bedroht«, sagte Erik Johansson. »In welcher Form?«
»Er hat Fragen nach Abraham Andersson gestellt.«
»Was für Fragen?«
»Eigentlich nur eine einzige. Wer Abraham Andersson getötet hätte.«
»Hat er nach nichts anderem gefragt? Nicht nach Herbert Molin?«
»Nein.«
»Und was hat er genau gesagt?«
»Who killed Mister Andersson.«
»Sie haben gesagt, er hätte Sie bedroht?«
»Er hat gesagt, daß er die Wahrheit wissen wolle, sonst würde es mir schlecht ergehen. Wer tötete Andersson? Ich habe geantwortet, daß ich es nicht weiß.«
Erik Johansson schüttelte den Kopf und sah Stefan an. »Was sagst du zu all dem?«
»Man kann natürlich überlegen, warum er nicht nach dem Motiv gefragt hat. Warum ist Abraham Andersson getötet worden?«
»Aber es ist, wie ich es sage. Er hat nur gefragt, wer es getan hat. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, er würde annehmen, ich wüßte es. Dann verstand ich, daß er eigentlich etwas anderes meinte, und da bekam ich es mit der Angst zu tun. Er glaubte, ich hätte ihn getötet.«
Stefan spürte, wie der Schwindel in Wellen kam und ging. Er versuchte sich zu konzentrieren. Ihm war klar, daß das, was Elsa Berggren von dem Überfall berichtete, ganz entscheidend war. Wichtig war nicht, was der Mann gefragt hatte. Wichtig war, wonach er nicht gefragt hatte. Es gab nur eine Erklärung: daß er die Antwort schon wußte. Stefan brach der Schweiß aus. Der Schattenmann, der ihn gewürgt hatte, um ihn zu töten oder nur bewußtlos zu machen, konnte die Hauptperson in dem Drama sein, das mit dem Tod Herbert Molins begonnen hatte.
Erik Johanssons Handy klingelte. Es war Giuseppe. Stefan hörte, daß Erik Johansson sich Sorgen machte, Giuseppe könnte zu schnell fahren.
»Er ist schon durch Brunflo durch«, sagte er, als das Gespräch zu Ende war. »Wir sollen hier warten. In der Zwischenzeit schreibe ich auf, was Sie gesagt haben. Wir müssen anfangen, nach diesem Mann zu suchen.«
Stefan erhob sich. »Ich gehe nach draußen. Ich brauche frische Luft.«
Als er vor dem Haus stand, wurde ihm klar, daß er angefangen hatte, etwas in seiner Erinnerung zu suchen. Etwas, das mit dem, was Elsa Berggren erzählt hatte, zusammenhing. Er ging noch einmal auf die Rückseite des Hauses, vermied es aber, so nahe heranzugehen, daß er eventuell vorhandene Fußspuren zerstörte. Er versuchte das Gesicht vor sich zu sehen, das sie beschrieben hatte. Er wußte, daß er den Mann nie gesehen hatte. Dennoch war ihm, als kenne er ihn. Er schlug sich
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